Mehlwürmer in unserem Essen jetzt legal?

Mehlwürmer im Essen
© Elena Schweitzer / Adobe Stock

Seit Februar 2025 dürfen Lebensmittelhersteller laut EU-Verordnung UV-behandeltes Mehlwurmpulver als Zutat in alltäglichen Lebensmitteln verwenden.

In alltäglichen Backwaren wie Brot, Brötchen oder Kuchen, in verarbeiteten Kartoffelprodukten, Käse und Käseprodukten sowie weiteren Lebensmitteln, die wir im herkömmlichen Handel kaufen, dürfen laut EU-Verordnung ab sofort Mehlwürmer enthalten sein. Genauer gesagt die Larven des Mehlkäfers Tenebrio molitor, die zunächst mit UV-Strahlung behandelt und dann zu Pulver verarbeitet werden.

Wie wird die neue Zutat gekennzeichnet?

Wer kein Mehlwurmpulver essen will, sollte künftig die Zutatenlisten von abgepackten Lebensmitteln genau studieren – denn darin muss diese Zutat als „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor (Mehlwurm)“ aufgeführt sein. Wer unverpackte Lebensmittel kauft, sollte bei der Verkäuferin oder dem Verkäufer aktiv nachfragen. Laut des Bundesministeriums für Ernährung (BMEL) bleibt die Angabe über Insektenzusätze in Speisekarten für Gastronom:innen freiwillig.

Woher kommt das Mehlwurmpulver?

Zwar gibt es weltweit mehrere Unternehmen, die Mehlwurmpulver herstellen, doch die EU-Verordnung gilt vorerst exklusiv für das französische Unternehmen Nutri’Earth. Nur dieses darf in den nächsten fünf Jahren Mehlwurmpulver in der EU in Verkehr bringen. Nutri’Earth züchtet Mehlwürmer unter kontrollierten Bedingungen, beginnend mit erwachsenen Mehlkäfern, die Eier legen. Die geschlüpften Larven wachsen in speziellen Zuchtanlagen heran und werden mit pflanzlichen Abfällen, Getreide und Gemüse gefüttert. Nach etwa 8 bis 12 Wochen werden die ausgewachsenen Mehlwürmer „geerntet“, gründlich gereinigt und einer UV-Behandlung unterzogen, um Keime abzutöten. Anschließend erfolgt eine thermische Behandlung zur weiteren Keimreduktion, gefolgt von einer schonenden Trocknung, um Feuchtigkeit zu entziehen und Nährstoffe zu bewahren. Schließlich werden die getrockneten Mehlwürmer zu feinem Pulver vermahlen und unter hygienischen Bedingungen verpackt.

Warum überhaupt Mehlwürmer im Essen?

In anderen Kulturen ist es vollkommen üblich, Insekten und Würmer zu essen.  Rund zwei Milliarden Menschen tun das regelmäßig und bewusst, wie dem „scientific reports“ zu entnehmen ist. Länder wie Kambodscha, Laos, Thailand, Vietnam sind für ihre Insektenküche bekannt. Doch unter Tourist:innen aus Europa gilt das Verkosten dieser Speisen bisher eher als Mutprobe, denn als Delikatesse und noch weniger als alltagstauglich. Forschende sehen aber ein großes Potenzial in der Verwendung von Insekten als Zutat in unseren Lebensmitteln. Vorteile sehen sie unter anderem für unsere Gesundheit: Mehlwurmpulver ist nicht nur besonders proteinreich, sondern enthält auch weitere wertvolle Inhaltsstoffe wie ungesättigte Fettsäuren (Omega-3 und Omega-6), Vitamine (B2, B5, B7, D), Mineralstoffe (Eisen, Zink, Magnesium, Kalzium, Kalium) und Ballaststoffe in Form von Chitin. Aber auch in Sachen Nachhaltigkeit punkten Mehlwürmer: Für ihre Aufzucht wird deutlich weniger Platz, Futter und Wasser benötigt, als es bei herkömmlichen Nutztieren der Fall ist, auch werden hierdurch vergleichbar geringe Mengen an Treibhausgasen verursacht. Mehlwürmer in erkennbarer Form zu essen, ist hierzulande für die meisten Menschen undenkbar. Verarbeitet zu Pulver könnten Mehlwürmer, Insekten und Co. auf „sanftem Wege“ in unsere Küche Einzug nehmen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.