Das erwartet euch in einem Waldkindergarten

Waldkindergarten Vorteile
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Waldkindergärten gibt es in ganz Deutschland, viele davon in der Nähe von Städten. Die Plätze sind begehrt, die Wartelisten meist lang. Doch was macht diese Einrichtungen so besonders und für wen sind sie am besten geeignet?

Die meisten der rund 2.000 Waldkindergärten in Deutschland wurden von Vereinen ins Leben gerufen – häufig auf Initiative engagierter Eltern. Die pädagogischen Fachkräfte dort sind ebenso qualifiziert wie ihre Kolleg:innen in klassischen Kindertageseinrichtungen. Viele von ihnen haben darüber hinaus Zusatzqualifikationen in Wald-, Natur-, Wildnis- oder Erlebnispädagogik erworben. Vor allem bei Städter:innen sind Waldkindergärten sehr beliebt – denn sie bieten ihren Kindern den direkten Kontakt zur Natur, der im Alltag in der Stadt seltener gegeben ist.

Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) gibt es bundesweit etwa 2.000 Waldkindergärten (Stand 2021). Neben dem Wald werden auch andere Naturräume genutzt, so dass es heute zusätzlich sogenannte Natur- und Strandkindergärten gibt. Insgesamt kommen so laut Bundesverband für Natur- und Waldkindergärten rund 3.000 Einrichtungen zusammen.

Vorteile von Waldkindergärten

Zeit in der Natur ist in vielerlei Hinsicht wertvoll für die Entwicklung von Kindern. In einem Waldkindergarten steht die im Fokus und das bringt viele Vorteile mit sind. Unter anderem diese:

  • Stärkung des Immunsystems durch tägliche Bewegung an der frischen Luft
  • Förderung aller Sinne durch intensive Naturerfahrungen
  • Anregung von Kreativität und Fantasie – ohne vorgefertigtes Spielzeug
  • Verbesserung der Motorik und Koordination durch natürliche Bewegungsanreize
  • Unterstützung sozialer Kompetenzen wie Rücksichtnahme und Teamarbeit
  • Förderung von Selbstständigkeit und Selbstvertrauen
  • Stärkung der Naturverbundenheit und Sensibilisierung für Umweltschutz
  • Mehr Ruhe und weniger Reizüberflutung als Innenräume
  • Ermöglichung eines individuellen Lernens im eigenen Tempo

Alltag im Waldkindergarten

Im Waldkindergarten verbringen die Kinder den gesamten Tag im Freien – bei Sonnenschein ebenso wie bei Regen, Schnee oder Wind. Nur bei extremen Wetterlagen, wie etwa Sturm oder Gewitter, ziehen sich die Gruppen in einen festen Unterschlupf, wie einen Bauwagen oder eine einfache Holzhütte zurück.

Die meisten Einrichtungen haben ein eingezäuntes Stammgelände, das als Ausgangspunkt für den Tag dient. Hier bringen die Eltern ihre Kinder morgens hin und holen sie nachmittags wieder ab. Auf dem Gelände befinden sich in der Regel Komposttoiletten, einfache Waschgelegenheiten sowie wettergeschützte Aufbewahrungsmöglichkeiten. Jedes Kind hat ein eigenes Fach oder eine Kiste für persönliche Dinge wie eine Sitzunterlage, Ersatzkleidung oder Trinkflasche. Auch der tägliche Morgenkreis findet hier vielerorts statt.

Ausflüge in den umliegenden Wald sind fester Bestandteil des Alltags. Die Kinder erkunden die Natur mit allen Sinnen, klettern auf Baumstämmen, bauen Hütten, beobachten Tiere oder sammeln Naturmaterialien. Klassisches Spielzeug gibt es kaum – das pädagogische Konzept sieht vor, so wenig vorzugeben wie möglich. Stattdessen regen Stöcke, Steine, Moos und Matsch die Fantasie und Kreativität an.

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Für wen eignet sich ein Waldkindergarten?

Die meisten Waldkindergärten bieten Kindern ab drei Jahren bis zum Schuleintritt einen Betreuungsplatz. Die täglichen Betreuungszeiten sind im Vergleich zu anderen Einrichtungen eher kurz – meist enden sie zwischen 12 und 15 Uhr. Somit sind viele Familien schon raus, die einen Betreuungsplatz für ein jüngeres Kind oder mit einer höheren Stundenzahl suchen.

Abgesehen davon gibt es nicht viele Ausschlusskriterien. Kinder jeder Herkunft und Religion sind in Waldkindergärten willkommen. Es gibt auch einige Waldkindergärten mit einem inklusiven Konzept – in dem Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam in eine Gruppe gehen.

Alternative zum Waldkindergarten

In vielen Städten ist die Nachfrage nach einem Platz im Waldkindergarten so hoch, dass werdende Eltern ihr Kind bereits vor der Geburt auf eine Warteliste setzen lassen. Wer erst später zuzieht oder sich kurzfristig für das Konzept entscheidet, hat oft kaum Chancen auf einen Platz.

Doch auch ohne einen Platz im klassischen Waldkindergarten gibt es Möglichkeiten, naturpädagogische Elemente in den Alltag zu integrieren. Einige Kindergärten bieten sogenannte Waldtage oder regelmäßige Naturausflüge an, bei denen die Kinder einen Vormittag pro Woche im Wald verbringen. Es gibt zudem Naturgruppen innerhalb regulärer Kitas, die naturnah arbeiten, viel draußen sind und Elemente der Waldpädagogik aufgreifen.

Eine weitere Alternative sind Tagesmütter oder Tagesväter mit naturpädagogischem Schwerpunkt. Manche betreuen kleine Gruppen in ländlicher Umgebung, unternehmen regelmäßig Ausflüge in die Natur oder verbringen den Tag ganz bewusst im Freien – unabhängig vom Wetter.

Auch Eltern können aktiv werden: Viele Städte und Gemeinden bieten Waldspielgruppen, Naturtreffs oder Eltern-Kind-Gruppen im Grünen an. Diese sind oft nicht an eine feste Einrichtung gebunden und richten sich an Familien mit Kindern im Vorschulalter. So kann die Begeisterung für die Natur auch außerhalb eines Waldkindergartens gefördert werden – ganz ohne langen Anfahrtsweg oder festen Kita-Platz.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.