So gründest du eine Natur- oder Waldspielgruppe für Familien

Waldspielgruppe gründen
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Eine Natur- oder Waldspielgruppe ist eine tolle Möglichkeit für Kinder, die heimische Natur gemeinsam mit Gleichaltrigen und unter Anleitung einer erwachsenen Person zu erkunden. Es gibt ein solches Angebot noch nicht in deiner Nähe? Wie wäre es, eine eigene Gruppe zu gründen?

Um eine Natur- oder Waldspielgruppe gründen zu können, brauchst du nicht zwingend eine bestimmte Ausbildung. Es ist zwar hilfreich, einen pädagogischen Hintergrund zu haben oder eine Weiterbildung zur Natur- oder Waldpädagogin absolviert zu haben, aber Voraussetzung ist das nicht. Du solltest ehrlich zu dir selbst sein und dir die Frage beantworten, ob du die nötige Kompetenz für die Leitung eines solchen Angebots besitzt. Das kannst du auch dadurch erreicht haben, dass du selbst naturnah aufgewachsen bist oder dich autodidaktisch weitergebildet hast. Falls du dich unsicher fühlst, solltest du dir die verschiedenen Weiterbildungsangebote, die es auf dem Markt gibt, genauer ansehen.

Natur- oder Waldspielgruppe für Kinder mit Begleitperson

Damit du dich mit Themen wie Aufsichtspflicht, speziellen Versicherungen usw. gar nicht erst auseinandersetzen und nicht die Verantwortung für mehrere Kinder gleichzeitig übernehmen musst, kannst du eine Natur- oder Waldspielgruppe für Kinder mit Begleitperson gründen. Das heißt, dass jedes Kind von (mindestens) einem Elternteil zu den Treffen begleitet wird. Du organisierst die Gruppe zwar an, doch aufpassen müssen die Erwachsenen selbst und im Notfall trägt jede:r die Verantwortung für das eigene Kind.

HAFTUNGSAUSSCHUSS
Es ist ratsam, eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern einzuholen. Darin kann stehen, …
🌲 dass sie damit einverstanden sind, dass keine gesonderte Unfallversicherung besteht.
🌲 dass sie für ihr Kind selbst verantwortlich sind.
🌲 dass sie sich bewusst sind, dass es in der Natur zu kleineren Verletzungen (z. B. Zeckenbissen, Schrammen) kommen kann.

Geeigneten Ort finden

Der Ort für die Treffen eurer Natur- oder Waldspielgruppe kann dein Privatgrundstück sein. Wenn du ein solches nicht hast, kannst du dich in deiner Nähe umsehen und mit den Besitzer:innen von großen Gärten, Waldstücken, Wiesen oder Höfen sprechen, die sich deiner Meinung nach gut anbieten würden. Manche Gemeinden oder Forstverwaltungen verlangen eine Genehmigung für regelmäßige Treffen im Wald oder Naturschutzgebieten – hierüber solltest du dich informieren. Wenn du in einer Stadt wohnst, kann ein öffentlicher Park geeignet sein. Doch auch hier solltest du vorab (beim Ordnungsamt oder Grünflächenamt) nachfragen, ob eine Genehmigung notwendig ist.

Konzept ausarbeiten

Hast du einen geeigneten Ort gefunden und steht fest, dass du dein Angebot dort durchführen darfst, kannst du dich an die Ausarbeitung deines Konzepts machen. Wer ist deine Zielgruppe, wie alt sollen die Kinder sein, wie viele Teilnehmende sollte eine Gruppe umfassen, wann sollen die Treffen stattfinden und wie lange soll ein einzelnes Treffen sein, soll es eine geschlossene oder offene Gruppe sein, soll das Angebot zu jeder Jahreszeit stattfinden, gibt es Alternativen bei schlechtem Wetter, wie hoch soll die Teilnahmegebühr sein und was werden die Inhalte sein? Fragen über Fragen, die es zunächst zu beantworten gibt. Schau dir vergleichbare Angebote an und orientiere dich an jenen, die sich bereits etabliert haben.

Die Werbetrommel rühren

Hast du auch den zweiten Schritt erfolgreich ausgeführt und sowohl einen Ort, als auch ein Konzept, kannst du damit beginnen, Teilnehmende für deine Natur- oder Waldspielgruppe zu finden. Hierfür kannst du verschiedene Wege gehen und beispielsweise Flyer (über Canva selbst gestalten und von einer Onlinedruckerei günstig) drucken lassen und an Orten auslegen, an denen du deine Zielgruppe vermutest – in Kindergärten und Schulen, Läden für Kinderbedarf, Bibliotheken, Bioläden oder Supermärkten beispielsweise. Wichtig ist, dass du vorher nachfragst, ob du deine Werbung auslegen darfst. Am besten hast du auch immer ein paar Flyer in deiner Tasche, falls du auf dem Spielplatz oder beim Spaziergang mit Eltern ins Gespräch kommst, die Interesse haben könnten. Auch lokale Wochenzeitungen können eine mögliche Werbeplattform sein, ebenso wie lokale Facebook-Gruppen.

Über eine eigene Website oder Social-Media-Aktivitäten kannst du zusätzlich nachdenken, doch solltest du die Kosten bzw. den Aufwand hierfür nicht unterschätzen. Zudem wollen die meisten Eltern heutzutage ihre Kinder nicht im Internet abgebildet sehen – was es recht schwierig macht, das eigene Angebot in eigenen Bildern oder Videos darzustellen.

BEACHTE
Eltern müssen schriftlich zustimmen, wenn Bilder oder Videos veröffentlicht werden sollen (z. B. auf Social Media, einer Website oder in Flyern). Die Einwilligung sollte klar festlegen, wo und wofür die Bilder genutzt werden dürfen. Eltern können die Zustimmung jederzeit widerrufen.

Gewerbeanmeldung nicht vergessen

Sobald du ein Konzept ausgearbeitet hast und beginnst, dieses öffentlich zu bewerben, musst du ein Gewerbe anmelden. Selbst, wenn du zu diesem Zeitpunkt noch nichts mit deiner neuen Selbstständigkeit verdienst. Eine Gewerbeanmeldung ist in Deutschland unkompliziert und in der Regel sowohl online, als auch vor Ort (beim Gewerbeamt) möglich. Du füllst ein Formular aus, in dem du Angaben zu deiner Person, dem Inhalt deines Gewerbes und der Rechtsform machst und zahlst eine Gebühr – die je nach Region zwischen 15 und 60 Euro beträgt.

Kurze Zeit später bekommst du automatisch Post vom Finanzamt – auch für dieses musst du wieder ein Formular ausfüllen. Am besten informierst du dich über die Kleinunternehmerregelung – diese wird für dich anfangs eventuell in Frage kommen. Wenn du sie in Anspruch nimmst, musst du keine Umsatzsteuer ausweisen. Zusätzlich solltest du dich informieren, welche Auswirkungen deine Selbstständigkeit auf deine Krankenversicherung hat (warst du bislang über deine:n Ehepartner:in versichert, kann sich das nun ändern).

Wenn du in einer Festanstellung beschäftigt bist, solltest du dir vorab das Okay von deinem Arbeitgeber holen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.