Du hast vor Kurzen ein Baby per Kaiserschnitt geboren oder stehst kurz davor? Dann fragst du dich bestimmt, wie du deine Narbe jetzt richtig pflegen kannst. Wir haben die Antwort darauf.
Beinahe jedes dritte Baby in Deutschland und Österreich kommt per Kaiserschnitt auf die Welt. In den letzten Jahrzehnten konnten dadurch die Kindersterblichkeit und die Müttersterblichkeit gesenkt und zahlreiche Leben gerettet werden. So positiv diese Entwicklung auch ist, ein Kaiserschnitt ist und bleibt eine Bauch-Operation, die auch nach erfolgreichem Abschluss Nachwirkungen haben kann. Diese können sowohl psychischer als auch physischer Natur sein. Umso wichtiger ist es, dass eine Mutter nach einer Bauchgeburt eine gute Betreuung erfährt – im Krankenhaus, aber auch während des Wochenbetts zuhause. Ein Kaiserschnitt ist zwar inzwischen ein Routineeingriff für Ärztinnen und Ärzte und auch Nachsorgehebammen sind dementsprechend geschult, doch für die einzelne Mutter ist das Erlebnis neu und ob sie sich darauf vorbereiten konnte oder nicht – wie sie sich danach fühlt, ist nicht abzusehen. Vertraute Bezugspersonen sollten das Erlebte nicht klein reden, die Sorgen der jungen Mama ernst nehmen und sie im Alltag entlasten.
Der Heilungsprozess
Eine offensichtliche Folge einer Bauchgeburt ist eine horizontale Narbe knapp über dem Schambein. Diese ist in der Regel etwa 10 bis 15 Zentimeter lang. Wie schnell und gut die Narbe verheilt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen von den Genen, aber auch von der körperlichen Belastung nach dem Kaiserschnitt und von der Pflege.
Die Heilung einer Kaiserschnitt-Narbe verläuft in mehreren Phasen und dauert insgesamt mehrere Wochen bis Monate. Die ersten ein bis zwei Wochen gelten als akute Heilungsphase, in der sich die äußere Hautschicht schließt und die Wunde empfindlich bleibt. Nach vier bis sechs Wochen ist die Narbe meistens oberflächlich gut verheilt, und das umliegende Gewebe gewinnt langsam an Stabilität.
Die vollständige Heilung, inklusive der tieferen Gewebeschichten, kann jedoch bis zu sechs Monate oder länger dauern. Während dieser Zeit kann die Narbe noch empfindlich, gerötet oder leicht geschwollen sein. Eine optimale Narbenpflege, Schonung und gegebenenfalls therapeutische Unterstützung fördern die Heilung und helfen dabei, dass die Narbe später möglichst unauffällig bleibt.
Die Kaiserschnitt-Narbe pflegen
Die Pflege einer Kaiserschnittnarbe ab der Geburt und darüber hinaus ist entscheidend für eine gute Heilung und ein ästhetisches Ergebnis. Zunächst ist es wichtig, die Narbe sauber und trocken zu halten. Beim Duschen kann ein wasserfestes Pflaster schützen, auf Wannenbäder sollten vorerst verzichtet werden.
Verwende stattdessen einen weichen Waschlappen, milde, natürliche Seifen und lauwarmes Wasser, um die Narbe sanft zu reinigen. Dabei solltest du vorsichtig tupfen, nicht reiben oder gar rubbeln. Nach der ersten Heilungsphase, etwa nach zwei Wochen, kannst du natürliche Öle wie Bio-Jojobaöl oder Bio-Kokosöl auftragen, um die Haut geschmeidig zu halten. Diese Öle fördern auch die Elastizität des Gewebes. Nach der vollständigen Wundheilung, die normalerweise nach etwa sechs Wochen erfolgt, kann eine sanfte Massage der Narbe mit natürlichen Ölen helfen, Verklebungen zu lösen und die Narbenbildung zu verbessern.
ÄRZTLICHER RAT
Wichtig ist, auf Anzeichen einer Infektion wie Rötung, Schwellung oder Ausfluss zu achten. Bei solchen Anzeichen sollte umgehend eine Ärztin oder ein Arzt konsultiert werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Sonnenschutz. Schütze die Narbe vor direkter Sonneneinstrahlung, um Verfärbungen zu vermeiden. Hierfür kannst du nach der Wundheilung natürliche Sonnencremes verwenden, um die Narbe zu schützen.
Achte zudem auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen, insbesondere Vitamin C und E, die die Wundheilung unterstützen können.
Gib der Narbe Zeit zu heilen, und vermeide es, sie zu belasten oder zu strapazieren, insbesondere in den ersten Wochen.
BESSER VERMEIDEN:
Direkte Sonneneinstrahlung
Meide die Sonne oder verwende einen starken Sonnenschutz auf der Narbe in den ersten Monaten nach der Geburt.
Kräuter und ätherische Öle
Vermeide aggressive Inhaltsstoffe oder ätherische Öle, die nicht verdünnt sind, da sie die empfindliche Haut reizen können.
Enge Kleidung
Vermeide enge Kleidung oder Druck auf die Narbe, bis sie vollständig verheilt ist.
Schwimmen
Vermeide Schwimmen in öffentlichen Schwimmbädern oder in anderen Gewässern, bis die Narbe vollständig verheilt ist, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren.
Ergänzende Therapieformen
Selbst wenn die Narbe oberflächlich gut verheilt und kaum noch zu sehen ist, kann sie Probleme bereiten. Innere Verklebungen können eine mögliche und schmerzhafte Folge sein, Missempfindungen auf der Narbe und im Bereich drumherum treten häufig auf. Du solltest Beschwerden nicht einfach aushalten und abwarten, sondern dich frühzeitig an deine Ärztin bzw. deinen Arzt oder deine Nachsorgehebamme wenden. Sie können dir entweder direkt weiterhelfen oder passende Ansprechpersonen in deiner Nähe empfehlen. Mögliche Therapieformen, die bei Problemen mit einer Kaiserschnitt-Narbe helfen können sind beispielsweise:
Taping
Taping nach einem Kaiserschnitt ist eine Technik, bei der spezielle elastische Klebebänder auf die Haut über und um die Kaiserschnittnarbe angebracht werden. Diese Methode kann dabei helfen, die Heilung zu unterstützen, die Narbe zu entlasten und Schmerzen zu lindern.
Osteopathie
Osteopathie kann nach einem Kaiserschnitt die Heilung fördern, indem sie die Narbenmobilität verbessert, Verklebungen löst und Schmerzen lindert. Sie unterstützt die Durchblutung, den Lymphfluss und die Regeneration geschwächter Bauch- und Beckenbodenmuskeln. Durch sanfte Techniken hilft die Osteopathie außerdem, die Körperhaltung zu korrigieren und bietet ganzheitliche, oft beruhigende Unterstützung, um sowohl körperliche als auch emotionale Folgen des Kaiserschnitts zu verarbeiten.
Akupunktur
Akupunktur kann nach einem Kaiserschnitt vielseitig unterstützen, indem sie Schmerzen lindern, die Heilung fördern und das emotionale Gleichgewicht stärken kann. Die Nadelstimulation bestimmter Punkte regte möglicherweise die Durchblutung und den Energiefluss im Körper an, was die Wundheilung beschleunigen und Schwellungen sowie Narbenschmerzen reduzieren kann. Außerdem kann Akupunktur entspannend auf die Muskulatur im Bauch- und Beckenbereich wirken, was dabei helfen kann, Spannungen abzubauen und die Rückbildung zu unterstützen. Sie kann auch bei hormonellen Schwankungen, Stimmungsschwankungen und Erschöpfung helfen, indem sie das Nervensystem beruhigen und das Wohlbefinden steigern kann.
Therapeutischer Kaltlichtlaser
Ein therapeutischer Kaltlichtlaser kann nach einem Kaiserschnitt die Wundheilung fördern, Schmerzen lindern und die Narbenbildung verbessern. Durch die gezielte Anwendung von kaltem Laserlicht werden die Zellen im behandelten Bereich stimuliert, was die Durchblutung anregt und den Zellstoffwechsel unterstützt. Dies kann Schwellungen reduzieren, Entzündungen verringern und die Geweberegeneration fördern, sodass die Narbe elastischer und weniger schmerzempfindlich wird. Die Behandlung ist schmerzfrei und eignet sich besonders gut für empfindliche Bereiche wie eine Kaiserschnittnarbe.
Neuraltherapie
Neuraltherapie nach einem Kaiserschnitt ist eine Behandlungsmethode, die auf die Injektion von lokalem Betäubungsmittel (meistens Procain) an bestimmte Punkte abzielt, um Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern. Diese Injektionen erfolgen oft direkt an oder in die Nähe der Kaiserschnittnarbe, um die Nerven zu beruhigen, die durch die Operation gereizt oder beeinträchtigt sein könnten. Ziel ist es, das vegetative Nervensystem zu beeinflussen und Blockaden im Nervengewebe zu lösen, die oft für chronische Schmerzen oder Spannungen verantwortlich sind.
Frieden schließen
Narben erzählen Geschichten. Jede Narbe ist individuell, genau wie der Mensch, der sie trägt. Du solltest deine Kaiserschnitt-Narbe nicht als Makel betrachten. Sie war das Tor zu neuem Leben. Dem Leben deines Kindes und dem Leben als Familie. Auch wenn du dir vielleicht eine andere Form der Geburt gewünscht hast, solltest du mit dem Geschehenen Frieden schließen. Wenn du das Gefühl hast, dass dir schwer fällt, deine Geburtsgeschichte zu akzeptieren oder zu verarbeiten, kannst du dir professionelle Hilfe suchen. Du bist damit nicht allein. Sprich mit deiner Nachsorgehebamme darüber oder wende dich an eine Familienberatungsstelle.
Hinweis: Dieser Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine medizinische Beratung.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.