So motivierst du dein Kleinkind beim Spaziergang selbst zu gehen

Kleinkind will nicht laufen, Motivation
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Die meisten Eltern kennen das: Sie wollen mit ihrem Kleinkind einen Spaziergang machen, um es auszupowern und es will die ganze Zeit in der Trage, im Kinder- oder Bollerwagen sitzen. Mit einem Griff in die Naturkind-Trickkiste kannst du dein Kind motivieren, selbst zu gehen …

Zunächst solltest du herausfinden, warum dein Kind nicht selbst gehen will. In manchen Situationen hat die vermeintliche „Faulheit“ einen ernstzunehmenden Grund und dann solltest du diesen akzeptieren und dein Kind nicht zum Gehen zwingen. Das kann beispielsweise Müdigkeit sein, Unsicherheit in einer unbekannten Umgebung oder eine beginnende Erkältung. Vielleicht hat sich dein Kind auch bereits vor dem Spaziergang ausgepowert und braucht jetzt schlichtweg eine Pause. Alles vollkommen okay. Hast du aber den Eindruck, dein Kind ist fit und könnte eine gewisse Strecke selbst gehen, dann überlege, ob du es dazu liebevoll motivieren kannst.

Versetz dich in dein Kind und überprüfe dein eigenes Tempo. Kleine Kinder können noch nicht über eine längere Zeit mit Erwachsenen Schritt halten. Slow down! Vielleicht macht deinem Kind zusätzlich auch eine Steigung oder ein Gefälle zu schaffen – was dir selbst gar nicht so krass erscheint – oder die Strecke ist generell zu lang.

Weglänge berechnen
Als Faustformel für die passende Weglänge in Kilometern kannst du rechnen: Lebensalter mal 1,5. Ist dein Kind zwei Jahre alt, wäre die passende Weglänge insgesamt demnach also drei Kilometer. 100 Höhenmeter werden als ein Kilometer gewertet.

Weniger ist mehr

Hast du nach der oben beschriebenen Faustformel die Wegstrecke berechnet, solltest du bedenken, dass dein Kind nicht immer strikt gerade geht, sondern auch mal hin und her rennt und deshalb noch etwas abziehen. Weniger ist in dem Fall mehr. Konzentriere dich lieber darauf, den Weg an sich für dein Kind interessant zu gestalten, so wird es mit der Zeit von ganz allein mehr Strecke machen. Du solltest also nicht unbedingt ein konkretes Ziel haben und schon gar keinen Zeitdruck. Auch Pausen solltest du einkalkulieren (hierfür packst du am besten etwas Proviant und im Winter Sitzunterlagen ein).

Schnapp dir einen Stock

Immer der Linie nach

Wenn du auf einem Wald- oder Feldweg unterwegs bist, der nicht asphaltiert ist, schnapp dir einen langen Stock. Zeichne damit auf dem Weg eine Linie auf und zeig deinem Kind, dass es darauf balancieren kann. Wenn dein Kind das Prinzip verstanden hat, kannst du die Linie in Wellen, Zacken oder Schlaufen verlaufen lassen. Dein Kind wird sich auf die Linie konzentrieren und dir folgen, ohne zu bemerken, wie viel Strecke es dabei macht. Du kannst mit dem Stock auch Kreise oder Vierecke aufzeichnen, die in einem kleinen Abstand voneinander den Weg entlang führen und dein Kind von Symbol zu Symbol hüpfen lassen. Das geht natürlich nicht den ganzen Weg, sorgt aber zwischendurch für Abwechslung.

Tuff, tuff, tuff, die Eisenbahn

Halte den Stock am einen Ende fest und gib deinem Kind das andere Ende in die Hand. Nun geh voraus und singe: „Tuff, tuff, tuff, die Eisenbahn – wer will mit zu XY (z. B. Oma) fahrn? Alleine fahren will ich nicht, drum nehm ich mir den/die XY (Name deines Kindes) mit!“ Je nach Alter deines Kindes wird es hinterher gehen oder ihr könnt bereits gemeinsam koordiniertere Bewegungen mit dem Stock machen (größere Kinder können auch in beiden Händen je einen Stock halten).

Schnapp dir einen Stein

Dieses Spiel könnt ihr auf unbefestigten, aber auch auf asphaltierten Wegen spielen: Schnapp dir einen Stein und wirf ihn ein paar Meter nach vorn auf den Weg. Nun erklärst du deinem Kind, dass ihr zusammen bis zum Stein geht (oder rennt). Jetzt darf dein Kind den Stein aufheben und werfen oder ihr macht das gemeinsam. So geht es immer weiter, bis ihr ein gutes Stück Strecke geschafft habt.

Bis zum nächsten Baum

Nach dem gleichen Prinzip wie das Steinwurf-Spiel funktioniert dieser Motivations-Trick. Such dir ein Ziel am Wegesrand, das nicht zu weit entfernt ist. Etwa einen Baum, einen Zaunpfosten, ein Schild oder eine Laterne.

Geht auf Farben-Schatzsuche

In den Naturkind-Druckvorlagen findest du verschiedene Schatzsuchen, die einen Spaziergang für Kinder interessanter gestalten können. Für Kleinkinder ist die Farben-Schatzsuche am besten geeignet. Drucke und schneide die Vorlage aus, klebe sie auf die Innenseite eines Eierkartons und nimm diese kleine „Schatzkiste“ mit zum nächsten Spaziergang. Nun suchst du mit deinem Kind am Wegesrand zu jeder abgebildeten Farbe einen kleinen Schatz und ihr sortiert diesen entsprechend in das passende Fach, bis alle Fächer voll sind. Eine weiße Feder, eine gelbe Blume, ein grünes Blatt, einen braunen Ast usw. Um dein Kind zu motivieren, Strecke zu machen, kannst du es bewusst auf Schätze aufmerksam machen, die weiter weg liegen oder stehen: „Schau, da vorne ist eine gelbe Blume.“ Der Spaziergang wird so zum Vergnügen und ganz nebenbei lernt dein Kind spielerisch die Farben kennen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.