Der Begriff „Mikroabenteuer“ hat seinen Ursprung im Englischen. Dort nennt man kleine Abenteuer vor der Haustür schon längere Zeit „Microadventures“. Wir haben die besten Ideen gesammelt, für spontane Ausflüchte aus dem Familienalltag.
Man muss nicht in die Ferne reisen, um Abenteuer zu erleben. Viele davon warten in der direkten Umgebung. Spontanität ist die Geheimzutat der sogenannten Mikroabenteuer, mit denen immer mehr Familien ihren Alltag würzen.
Die Zeit der Ausreden ist vorbei
Die eigene Komfortzone zu verlassen und nach draußen zu gehen, kostet viele Familien zunächst Überwindung. Keine Zeit, keine Ideen, keine Ausrüstung – wenn es darum geht, Gründe zu finden, warum Mikroabenteuer nicht in den eigenen Familienalltag passen, sind viele Menschen kreativ. Das hat jetzt ein Ende. Denn egal, was dich bisher davon abgehalten hat, deine Familienmitglieder zu schnappen und ein Mikroabenteuer vor eurer Haustür zu erleben – wir haben Gegenargumente.
Wertvolle Familienzeit
Im Alltag kommt Familienzeit oft zu kurz. Organisation, Termine und Verpflichtungen stehen im Vordergrund. Mit Glück trifft man sich am Abendbrottisch, doch selbst das ist oft aufgrund von Freizeitaktivitäten, die sich bis in die Abendstunden ziehen können, nicht immer möglich. Je größer die Kinder werden, desto interessanter wird es für sie, ihre Freizeit mit Freund:innen statt Eltern (und Geschwistern) zu verbringen oder sie beschäftigen sich mit virtuellen Welten – versinken in Computerspielen, treiben sich in sozialen Medien herum oder bingen Serien. Kommen Eltern mit WLAN-Zeiten oder der Bitte, das Smartphone wenigstens beim Essen wegzulegen, ist der Frust meist groß. Auch wenn sich eine Situation wie diese eingefahren anfühlt und Eltern dazu neigen, das Verhalten ihrer Kinder als „Phase“ zu akzeptieren, gibt es Auswege. Ein möglicher ist ein gemeinsames Mikroabenteuer. Dabei kommt sich die Familie abseits des Alltagstrotts wieder näher und schafft gemeinsame Erinnerungen, von denen alle noch lange zehren. Auch für Familien mit kleineren Kindern sind Mikroabenteuer eine tolle Möglichkeit, dem Alltag für kurze Zeit zu entfliehen, die Akkus wieder aufzuladen und unbeschwert Spaß zu haben. Wie so oft gilt auch bei gemeinsamer Familienzeit: Qualität geht vor Quantität.
Tipp: Dein:e Partner:in hat keine Lust auf ein Mikroabenteuer? Lass dir davon deine eigene Abenteuerlust nicht vermiesen. Schnapp dir dein(e) Kind(er) und los gehts – oder erlebe allein oder mit Freund:innen ein Mikroabenteuer.
Unabhängig von Einschränkungen
Während der Corona-Pandemie mussten viele Familien ihre Urlaube absagen, konnten an zahlreichen Freizeitangeboten nicht mehr teilnehmen und waren auf ihren näheren Umkreis und wenige mögliche Aktivitäten beschränkt. Mikroabenteurer:innen haben die vielen Einschränkungen und Maßnahmen nicht davon abgehalten, neue Erfahrungen zu sammeln und Spaß zu haben. Denn viele Mikroabenteuer sind vollkommen unabhängig davon. Auch wenn aktuell wohl nahezu alle Menschen hierzulande auf Normalität und den Zurückgewinn ihrer Freiheit hoffen, kann man sich nicht sicher sein, ob das ein Dauerzustand bleiben wird. Vielleicht kommen in einigen Monaten ähnliche Zustände zurück, wie 2020. Und dann muss niemand Langeweile schieben oder Trübsal blasen. Mit den richtigen Ideen sind Mikroabenteuer dennoch möglich.
Und übrigens: Du musst nicht bis zum nächsten Wochenende oder gar den nächsten Ferien warten. Viele Mikroabenteuer können einfach nach Feierabend in den Alltag integriert werden.
Großer Spaß für kleines Geld
Viele Mikroabenteuer sind kostenlos oder zumindest kostengünstig zu realisieren. So können auch Familien, die gerade knapp bei Kasse sind, in ihrer Freizeit gemeinsam etwas Tolles erleben. Eine Kindheit sollte reich an schönen Erlebnissen sein – dabei spielt Geld eine untergeordnete Rolle. Für viele Mikroabenteuer braucht es nicht einmal eine Ausrüstung und für andere kann man sich diese ausleihen, statt sie extra zu kaufen.
7 Mikroabenteuer-Ideen für Familien
Aber nun genug der Argumente, die für Mikroabenteuer im Familienalltag sprechen. Wollen wir lieber direkt loslegen und eine der folgenden Ideen noch heute in die Tat umsetzen.
- Draußen kochen und/oder essen
Ob im eigenen Garten, im Stadtpark oder in der freien Natur – draußen Essen zuzubereiten oder zu sich zu nehmen kann den Alltag schon auflockern. Und gegessen werden muss ja ohnehin, also nimmt dieses Mikroabenteuer auch nicht viel Zeit weg. Überrasch deine Liebsten doch einfach spontan mit einem gepackten Picknickkorb. Wenn sie nach Hause kommen, geht es direkt los. Oder kocht auf einem Campingkocher einen Eintopf oder backt über einem Lagerfeuer Stockbrot. - Eine Entdeckungstour in der Natur machen
Mit unseren Naturkind-Druckvorlagen machst du aus einem vermeintlich langweiligen Ausflug in die Natur eine spannende Entdeckungstour. Wir haben uns verschiedene Themen überlegt und an jede Jahreszeit und unterschiedliche Landschaften gedacht. Dieses Mikroabenteuer braucht weder viel Vorbereitung noch weiteres Equipment und weder viel Zeit noch Geld. Wenn du dein(e) Kind(er) heute aus dem Kindergarten oder der Schule abholst, hast du eine der Vorlagen ausgedruckt und auf dem Nachhauseweg geht ihr besonders achtsam und schaut, welche der Dinge ihr am Wegesrand entdecken könnt. - Ein Nachmittag in der Hängematte
Alles was es für dieses Mikroabenteuer braucht, ist eine Hängematte samt Aufhängung (und im Idealfall Baumschutz). Packt noch etwas Proviant, vielleicht auch Bücher und Spiele ein und los gehts. Lass dein(e) Kind(er) zwei geeignete Bäume suchen – diese müssen gar nicht unbedingt in einem Wald stehen. Auch in Stadtparks oder an Uferböschungen finden sich häufig Exemplare, die stark genug sind und den idealen Abstand zueinander haben, um eine Hängematte samt Abenteurer:innen zu tragen. Macht es euch an diesem Ort gemütlich, genießt das Schaukeln und die Aussicht auf die Baumkronen und Umgebung und kommt einfach gemeinsam zur Ruhe. Vielleicht findet ihr sogar euren neuen Lieblingsplatz, an den ihr künftig häufiger zurückkehrt. - Tourist:in in der eigenen Region sein
Du hast etwas mehr Zeit und vielleicht auch ein gewisses Budget für ein Mikroabenteuer zur Verfügung stehen? Na, dann tu doch einfach so, als wärst du im Urlaub und erkunde die Region aus Sicht von Tourist:innen. Nimm an einer Stadtführung oder -Rundfahrt teil, mach eine geführte Wanderung mit oder besuche Sehenswürdigkeiten und schieße Erinnerungsfotos. Erkundige dich bei der Tourist:innen-Info in deiner Region, welche Ausflugsziele speziell für Urlauber:innen empfohlen werden, nimm ein paar Flyer mit und frag Passanten unterwegs nach dem Weg oder ob sie dir ein gutes Restaurant in der Nähe empfehlen können. Du wirst überrascht sein, wie viel Neues du erfährst. - Unter freiem Himmel schlafen
Auf dem eigenen Balkon oder im Garten kann ganz spontan – auch unter der Woche – ein Lager errichtet werden. Ob mit Zelt oder ohne, eine Nacht unter freiem Himmel kann ein kleines Alltagsabenteuer sein. Natürlich sollte es hierfür warm genug sein. Was meinst du, wie stolz dein(e) Kinder morgen ihren Freund:innen erzählen, wo sie letzte Nacht geschlafen haben? Wer bereit für das nächste Level ist, packt seinen Rucksack und übernachtet direkt in freier Natur. Einen Ausführlichen Beitrag zum Übernachten im Wald mit Kind(ern) findest du HIER. - Eine Nachtwanderung unternehmen
Die meisten Familien haben am Abend feste Rituale und das ist auch eine wirklich tolle Sache. Ob eine Serienfolge oder eine vorgelesene Geschichte – feste Rituale können Kinder am Abend beruhigen und leichter in den Schlaf finden lassen. Doch manchmal tut es auch gut, davon spontan abzuweichen. Wie wäre es mit einer Nachtwanderung? Mit Taschenlampen oder Laternen ausgestattet einfach mal draußen umherstreifen, wenn es schon dunkel ist. Das geht auf dem Land ebenso wie in der Stadt und kann für Kinder ein spannendes Erlebnis sein. Diese Mikroabenteuer-Idee ist vor allem in den Monaten leicht umzusetzen, an denen es schon früh dunkel wird. - Einen verlassenen Ort aufsuchen
Der Trend, sogenannte „Lost Places“, also verlassene Orte, aufzusuchen, ist zwar etwas abgeebbt in den letzten Jahren, aber deshalb ist dieses Mikroabenteuer nicht weniger spannend. Verlassene Orte gibt es in jeder Region. Sie üben eine Faszination auf ihre Besucher:innen aus und regen die Fantasie an. Wer hat hier wohl gelebt oder gearbeitet und warum wurde der Ort verlassen? Du kennst keinen „Lost Place“ in eurer Nähe? Dann schau dir DIESE KARTE an – du wirst bestimmt überrascht sein.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.