Ursprünglich aus dem skandinavischen Raum stammend ziehen in der Weihnachtszeit auch in deutschen Haushalten immer mehr Wichtel ein. Doch was hat es mit diesem Brauch eigentlich auf sich und wie funktioniert das Ganze?
Der Brauch der Wichteltür hat seinen Ursprung vermutlich schon im frühen 18. Jahrhundert und lässt sich auf verschiedene nordische Geschichten zurückführen. Die kleinen Hauswichtel, so sagt man, beschützen die Häuser, in denen sie leben, und bescheren den Hausbewohner:innen Glück. Der Legende nach halfen sie den Menschen mit den Tieren auf den Höfen. Heute helfen sie Familien in der Vorweihnachtszeit, spielen dabei auch so manchen Streich und assistieren dem Weihnachtsmann.
Wie lädt man einen Wichtel ein?
Angelockt werden “Nisse”, “Tomte”, “Tonttu” und Co. traditionell mit Süßigkeiten, die von den Kindern des Hauses auf die Fensterbank oder vor die Tür gelegt werden. Bei einigen erscheint über Nacht zunächst eine Wichtelbaustelle, bei anderen direkt eine Wichteltür.
Spätestens am Morgen des 1. Dezembers beginnt eine fantasievolle Reise für kleine aber auch große Kinder. Mit dem Ende der Weihnachtsfeiertage steht für die meisten Wichtel auch der Auszug bevor. Spätestens mit dem Jahreswechsel packen die daumengroßen Wesen nach und nach ihre Sachen und verabschieden sich mit einem letzten Brief in die wohlverdienten Wichtelferien.
Wie sieht eine Wichteltür aus und wo befindet sie sich?
Wichteltüren erinnern an Miniaturausgaben hölzerner nordischer Wohnungstüren. Möchte man keine vorgefertigte Wichteltür kaufen, so kann man sich mit wenigen Handgriffen aus Eisstielen und Holzleim selbst eine anfertigen. Aus Draht und grüner Wolle kann ein weihnachtlicher Türkranz entstehen, aus einer leeren Streichholzschachtel ist schnell ein kleiner Wichtelbriefkasten gezaubert. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Die Wichteltüren halten meistens im Wohnzimmer Einzug. Dabei hängt der genaue Standort von den jeweiligen Familienbedürfnissen ab. Befinden sich kleinere Kinder im Haushalt ist es sinnvoll die Tür etwas höher zu platzieren, so zum Beispiel an der Wand eines niedrigen Regals oder einer Kommode. Bei älteren Kindern ist auch eine Anbringung an der Fußleiste denkbar.
Magische Adventszeit
Wichteltüren können, ähnlich wie Adventskalender, die Zeit bis Weihnachten verkürzen. Da Wichtel sehr scheu sind und nicht gesehen werden wollen, kommunizieren sie ausschließlich über Briefe. Dabei können sie den Kindern kleine Aufträge geben, wie das Backen von Plätzchen oder die Beschaffung von (Miniatur-)Feuerholz während eines Spaziergangs. Auch können Wichtel Gutscheine für gemeinsame Aktivitäten (Eislaufen, Besuch des Weihnachtsmarktes, eine Schneeballschlacht) in ihren Briefen bringen oder einfach über ihre nächtlichen Streiche berichten. In einem kleinen Briefkasten neben ihrer Tür hinterlassen die Wichtel ihre Briefe oder vor ihren Türen kleine Geschenke und Süßigkeiten für die Kinder. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Woher bekommt man eine Wichteltür?
Im Handel sind immer mehr fertige Wichteltüren-Sets und passende Accessoires erhältlich, mit denen richtige kleine Welten erschaffen werden können. Wer handwerklich begabt ist, kann sich aber auch mit Naturmaterialien wie Rindenstücken, Ästen und Moos austoben.
Warum werden Wichteltüren auch kritisch gesehen?
Die vorweihnachtliche To-Do-Liste ist ohnehin prall gefüllt. Eine Wichteltür und die damit verbundene Inszenierung einer magischen Miniaturwelt kann den Druck auf Eltern in der Adventszeit erhöhen. Sind ausreichend Kapazitäten vorhanden oder wird der Wichtel zur Last?
Desweiteren ist es sinnvoll sich im Vorfeld zu überlegen mit welchem Hintergrund ein Wichtel in den Haushalt einziehen soll. In Dänemark gibt der Wichtel traditionell Bericht an den Weihnachtsmann. Die Menge der Geschenke am Weihnachtsabend steht in direkter Verbindung mit dem kindlichen Verhalten während der Adventszeit. Ist es sinnvoll den Wichtel als Belohnungs-/Strafe System einzusetzen?
Es gibt weitaus schönere Gründe, warum ein Wichtel die Kinder durch die Weihnachtszeit begleitet. So kann er den traditionellen Adventskalender ersetzen und täglich ein kleines Geschenk oder eine Süßigkeit bringen. Er kann das Warten auf Weihnachten verkürzen, in dem er immer wieder neue Ideen für gemeinsame Familienaktivitäten bringt. Es kann eine Geschichte rund um die vorweihnachtlichen Erledigungen erzählt werden, bei denen der Wichtel tatkräftig mit hilft. Eurer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Als Naturkind PLUS Mitglied kannst du unsere Druckvorlagen nutzen, um eine Wichteltür, einen Briefkasten mit Briefen, Kleidung für die Wichtel und einiges mehr zu basteln.
Stephanie Mehlhorn
Stephanie Mehlhorn hat nach ihrem Studium viele Jahre als Grundschullehrerin in Österreich gearbeitet. Dabei hat sie ihre Freude am Schreiben nie aus den Augen verloren und immer wieder in verschiedenen Bereichen Texte verfasst. Heute arbeitet die zweifache Mutter an ihrer Karriere als freie Texterin. Gemeinsam mit ihren zwei Söhnen lebt sie in einem kleinen Dorf in Österreich.