Borkenkäfer: Profiteure des Klimawandels?!

Borkenkäfer Klimawandel
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Hunderttausende Bäume in Deutschland sind durch den Befall von Borkenkäfern bereits abgestorben. Forschende gehen davon aus, dass sich die kleinen Tierchen – vor allem durch zunehmend anhaltende Dürreperioden – weiterhin im Übermaß ausbreiten werden.

Jedes Lebewesen ist aus einem bestimmten Grund Teil unseres Ökosystems. Borkenkäfer sorgen im Wald für Todholz – die Lebensgrundlage zahlreicher Pflanzen- und Tierarten. Sie legen ihre Eier meist unter die Borke von geschwächten oder kranken Bäumen. Die geschlüpften Larven fressen sich am Stamm entlang durch den Bast und sorgen letztlich dafür, dass der Baum stirbt. Der Borkenkäfer ist damit ein Nützling und wichtig für das Gleichgewicht des Waldes. Zum Schädling wird er erst dadurch, dass immer mehr Bäume geschwächt sind. Das kommt unter anderem durch anhaltende Hitze- und Dürreperioden. Diese nehmen seit Jahrzehnten messbar zu. Und weil immer mehr Bäume geschwächt sind, können sich Borkenkäfer im Übermaß ausbreiten. In Europa sind 154 Borkenkäfer-Arten bekannt. Diese haben unterschiedliche Vorlieben und die meisten befallen nur eine Baumart. 

Fichten besonders häufig befallen

Besonders verbreitet sind in unseren Wäldern Buchdrucker und Kupferstecher, die sich auf Fichten spezialisiert haben. Diese Nadelholzart war in unseren Gefilden ursprünglich nicht heimisch. Sie stammt – so der aktuelle Stand der Forschung – sehr wahrscheinlich aus Ostasien und wurde von Menschen in Europa etabliert. In Deutschland ist sie mit einer Wuchsfläche von rund 2,8 Millionen Hektar inzwischen die häufigste Baumart. Hier findet die Fichte jedoch häufig Gegebenheiten vor, die ihren Bedürfnissen nicht gänzlich entsprechen. Vor allem anhaltende Trockenheit macht ihr zu schaffen und sie kann nicht mehr ausreichend Harz produzieren, um sich gegen Borkenkäfer zu wehren. Gesunden Bäumen können Borkenkäfer kaum etwas anhaben. Mit Harz verkleben sie die von Borkenkäfern gebohrten Kammern. Die Käfer sterben oder fliehen. Haben sie hingegen Bäume gefunden, die sich gegen ihre Bauarbeiten nicht wehren, sondern Borkenkäfer Duftstoffe ab, mit denen sie ihre Artgenossen anlocken.

Herausforderung nicht nur für die Forstwirtschaft

In den letzten Jahren haben Borkenkäfer ganze Landstriche zerstört. Hunderttausende Bäume in Deutschland mussten und müssen gefällt werden, weil sie abgestorben sind. Das Holz ist zwar in der Regel noch nutzbar – da Borkenkäfer lediglich den Bast, also die Schicht zwischen Stamm und Borke befallen – aber es wird als Käferholz, Borkenkäferholz, Kalamitätsholz oder Schadholz bezeichnet und ist weniger wert. Die Forstwirtschaft sieht sich durch Borkenkäfer vor eine große Herausforderung gestellt. Doch auch in nicht forstwirtschaftlich genutzten Wäldern sucht man nach Lösungen, um eine übermäßige Ausbreitung von Borkenkäfern zu verhindern.

Prävention und Schutzmaßnahmen

Am besten geschützt sind naturnahe, stabile und strukturreiche Wälder. Aufgabe der Forstleute und Waldbesitzer:innen sollte deshalb sein, Wälder mit einer angepassten nachhaltigen Waldbewirtschaftung gegenüber potenziell schädlicher Insekten zu stabilisieren. Vielerorts wird mit verschiedenen Baumarten experimentiert, die besser mit Trockenheit zurechtkommen und sich deshalb besser gegen Borkenkäfer zur Wehr setzen können. Teilweise wird auf Saatgut gesetzt, das aus Gebieten stammt, in denen Bäume schon lange mit ähnlichen Bedingungen zurechtkommen müssen und daran angepasst sind.

Unerlässlich ist außerdem ein kontinuierliches Monitoring der Insektenpopulationen in den Wäldern – also eineÜberwachung und Prognose von potenziell schädlichen Insekten.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.