Einen solchen – mit Sternen übersäten – Himmel sieht man nur noch selten. An den meisten Orten wird die Finsternis in der Nacht durch Lichtsmog gestört. Welche Auswirkungen hat das auf unser Ökosystem und unsere eigene Gesundheit und was können wir dagegen tun?
Wer Sterne gucken möchte, wird in der Nähe einer Großstadt oder großen Industrieanlage wenig Glück haben. Denn sie gelten als größte Verursacher für Lichtverschmutzung. Davon oder auch von Lichtsmog spricht man, wenn der Nachthimmel durch übermäßigen Einsatz von künstlichem Licht – etwa Straßenbeleuchtung und Leuchtreklamen, Flutlichtanlagen und Industriebeleuchtungen – aufgehellt wird. In einem gewissen Maße wäre das vermeidbar. Der unangemessene Einsatz von künstlichem Licht sorgt vielerorts für eine dauerhafte Abwesenheit von Dunkelheit, was langfristig negative Auswirkungen auf das Ökosystem und die Menschliche Gesundheit haben kann. Gleichzeitig stellt dieses Verhalten eine enorme Ressourcenverschwendung und auch dadurch eine Belastung für die Umwelt dar.
Wie die Motten das Licht …
Dass unsere Artenvielfalt bedroht ist hat diverse Gründe. Ein selten diskutierter ist die Lichtverschmutzung. Lichtquellen wie Straßenlaternen und Leuchtreklamen ziehen nachtaktive Insekten in ihren Bann – welche dadurch in großer Zahl verenden. Warum viele Insekten von Licht angezogen werden, ist noch nicht abschließend geklärt. Einige Forschende gehen davon aus, dass sie sich in der Nacht an Himmelskörpern, also Mond und Sternen, orientieren und künstliche Lichtquellen nicht davon unterscheiden können. Andere Theorien besagen, dass Insekten durch den UV-Anteil in Lichtstrahlen angezogen, gleichzeitig aber auch geblendet werden und dadurch ihre Orientierung verlieren. Aus welchem Grund auch immer Insekten in der Nacht zu künstlichen Lichtquellen fliegen – es wird vielen von ihnen zum Verhängnis.
Jede Nacht in den Sommermonaten sterben durchschnittlich 150 von ihnen an einer einzigen Laterne. Sie kommen beim Aufprall auf die Lichtquelle ums Leben, ziehen sich tödliche Verbrennungen zu, bleiben am Gehäuse hängen und verhungern oder werden leichte Beute für Spinnen, Fledermäuse und andere Jäger. Nicht nur Laternen, auch Leuchtreklamen sind regelmäßig eine Todesfalle für Insekten. In der Stadt Graz wurden innerhalb eines Jahres an einer zwei Meter hohen leuchtenden Werbeschrift 350.000 tote Insekten gezählt. In Süditalien wird eine Statue in der Nacht mit Strahlern beleuchtet – hier sollen in den Sommermonaten jede Nacht rund 5.000 Insekten verenden. Erschreckende Zahlen wenn man bedenkt, welche Bedeutung Insekten für unser gesamtes Ökosystem haben.
Auch andere Tiere betroffen
Die Beleuchtung in der Nacht wirkt sich auch auf andere Tieren negativ aus. Für Fische kann der Bereich unter einer beleuchteten Brücke zum unüberwindbaren Hindernis werden. Lichtbarrieren wie diese können unter anderem die Laichwanderungen einiger Arten behindern. Die Tierwelt hat sich an den Wechsel zwischen Tag und Nacht angepasst. Es gibt Tiere, die in der Dämmerung, in der Nacht oder am Tag aktiv sind. Wird die Nacht künstlich zum Tag gemacht, hat das einen Einfluss auf den natürlichen Biorhythmus zahlreicher Arten. Nachtaktive Vögel etwa können durch nächtliche Beleuchtung in ihrer Orientierung gestört werden. Auch ihr Kommunikationsverhalten, ihre Nahrungsaufnahme und Fortpflanzungsbiologie können durch Lichtverschmutzung negativ beeinflusst werden. Die Folgen können verheerend bis tödlich sein.
Auf tagaktive Säugetiere – zu denen auch der Mensch gehört – kann die Lichtverschmutzung ebenso Einfluss nehmen. Werden sie übermäßig viel künstlichem Licht ausgesetzt, wird die Produktion des Schlafhormons Melatonin unterdrückt, was zu Schlafstörungen führen kann. Zu wenig Schlaf kann zu Folge- und Langzeitschäden führen. Viele Menschen die regelmäßig zu wenig oder nicht erholsam schlafen, beobachten bei sich Symptome wie Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme, ein höheres Schmerzempfinden oder schnellere Gereiztheit. Manche Erkrankungen, wie Übergewicht oder Depressionen können durch Schlafstörungen gefördert werden.
TIPP
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Selbst Pflanzen reagieren auf Lichtverschmutzung
Pflanzen sind nicht die ersten Lebewesen an die man beim Thema Lichtverschmutzung denkt, doch auch auch sie kann sich die nächtliche Beleuchtung negativ auswirken. So kann beispielsweise der nächtliche Wachstumszyklus einiger Pflanzen durch Kunstlicht negativ beeinflusst werden. Bei Laubbäumen die einer hohen Lichtverschmutzung ausgesetzt sind, wurde beobachtet, dass sie ihre Blätter im Herbst später verlieren. Dadurch werden sie anfälliger für Frostschäden – die oft irreparabel sind.
Was kann man gegen Lichtverschmutzung tun?
Jede:r Einzelne kann im Kleinen etwas gegen Lichtverschmutzung tun und sein eigenes Zuhause überprüfen. An welchen Stellen ist Außenbeleuchtung wirklich notwendig? Diese sollte ausschließlich zur Orientierung und Sicherheit verwendet werden. Alle unnötigen Lichtquellen – die etwa allein zu Dekozwecken genutzt werden – sollten dauerhaft entfernt werden. Die notwendigen mit Bedacht auswählen, montieren und bedienen: Leuchtmittel mit geringen Lumenwerten (lm) und einer Farbtemperatur von maximal 2.700 Kelvin wählen, die Beleuchtung so niedrig wie möglich anbringen und den Lichtstrahl von oben nach unten ausrichten, Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder einsetzen. Im Großen muss über den Einsatz von Straßenbeleuchtung, Werbereklame, Industriebeleuchtung und Co. nachgedacht werden – hier wären einheitliche Gesetze sinnvoll.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.