Schnitzen ist ein tolles Hobby, mit dem bereits Kinder beginnen können. Eltern sollten hierbei nicht zu ängstlich sein und ihren Kindern ruhig etwas zutrauen. Das perfekte Einstiegsalter gibt es nicht und es hängt auch vom jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes ab – mit etwa fünf bis acht Jahren sind aber die meisten Kinder in der Lage, ein Schnitzmesser zu bedienen.
Mein erstes Taschenmesser habe ich mit sieben Jahren bekommen. Bis heute erinnert eine Narbe an meinem Daumen daran. Und obwohl meine ersten Schnitzversuche schmerzhaft waren, habe ich die Freude an diesem Hobby nicht verloren. Heute bin ich sicher im Umgang mit Schnitzwerkzeug und weiß, was ich als Kind falsch gemacht habe. Kinder, die das Schnitzen lernen wollen, sollten zunächst über die möglichen Gefahren eines Messers aufgeklärt werden und einige Regeln verinnerlichen. Die Aufsicht sollten stets Erwachsene übernehmen.
Wichtige Regeln beim Schnitzen:
- Wer schnitzt, der sitzt. So lautet die erste Regel. Das Messer wird erst ausgepackt, wenn das Kind einen Sitzplatz gefunden hat. Das kann ein Stuhl oder eine Bank oder auch ein Baumstamm oder -stumpf, ein großer Stein oder der Boden sein.
- Abstand halten. Sind mehrere Kinder am Werk, sollten sie mit einem Abstand von mindestens einem Meter zueinander sitzen, um sich nicht versehentlich gegenseitig zu verletzen, wenn sie mal abrutschen.
- Klinge schärfen. Auch wenn Eltern sich Sorgen machen – ein Schnitzmesser sollte immer scharf sein, denn das verringert das Verletzungsrisiko. Mit einem stumpfen Messer drücken Kinder automatisch fester auf und rutschen so leichter ab.
- Vom Körper weg schnitzen. Diese Regel erklärt sich von selbst und doch muss man sie Kindern erst beibringen. Niemals wird zum Körper hin geschnitzt – die Klinge zeigt immer vom Körper weg.
- Sicher verstauen. Nach dem Schnitzen wird das Messer direkt wieder sicher verstaut – und zwar bevor der Sitzplatz verlassen wird. Am besten hat man hierfür eine spezielle Hülle.
Darüber hinaus gibt es gewisse Verhaltensregeln, etwa dass man niemals in die Rinde lebender Bäume schneidet und dass man ein Messer niemals gegen einen Menschen oder ein Tier richtet – auch nicht im „Spiel“! Ein Messer ist eine Waffe, mit der man andere und sich selbst ernsthaft verletzen kann. Das sollten Kinder schon früh begreifen.
Zu Hause sollten Eltern das Messer ihres Kindes an einem Ort aufbewahren, an dem das Kind nicht einfach unbeaufsichtigt darauf zugreifen kann. Messer üben eine gewisse Faszination aus – manche Kinder wollen vor ihren Freund:innen damit angeben und nehmen das Messer heimlich mit auf den Spielplatz, in den Kindergarten oder in die Schule. Das kann nicht nur Ärger mit Aufsichtspersonen und anderen Eltern geben, sondern auch wirklich gefährlich sein.
Weil auch unter Berücksichtigung der Regeln mal etwas schiefgehen kann, sollte man ein Erste-Hilfe-Kit dabei haben und wissen, wie man Schnittwunden versorgt.
Welches Messer für den Anfang?
Je nach Einstiegsalter der Kinder sollte man zu einem speziellen Kindermesser greifen, das eine abgerundete Spitze und eine Einklappsperre hat. Ein solches Messer gibt es beispielsweise von der französischen Marke Opinel ab etwa 10 Euro. Größere Kinder können ein Messer mit einer spitzen Spitze bekommen, eine Einklappsperre ist aber immer sinnvoll. Zum Schutz vor Verletzungen gibt es Schnittschutzhandschuhe – auch in kleinen Größen, für Kinder. Zwar sinkt damit das Risiko, dass sich das Kind verletzt, doch fällt das Arbeiten damit auch schwerer.
Erste Schnitz-Projekte
Damit Kinder Spaß beim Schnitzen haben, ist es wichtig, zu Beginn einfache Projekte zu wählen und dadurch schnelle Erfolge zu erzielen. Das Holz sollte nicht zu hart sein. Für den Anfang bieten sich daumendicke Äste an, beispielsweise von einer Weide oder Hasel. Das sogenannte Grünholz dieser Bäume ist frisch und weich und lässt sich besonders gut mit einem Schnitzmesser bearbeiten. Die Kinder können beispielsweise eines der Enden anspitzen und die Rinde am unteren Viertel entfernen. So entsteht ein idealer Stock für Stockbrot.
Einfach bearbeiten lässt sich außerdem Rinde, die man am Boden findet. Daraus lassen sich recht einfach kleine Boote schnitzen, die man auf großen Pfützen oder im Bach schwimmen lassen kann.
Ein weiterer Klassiker ist der verzierte Spazierstock. Hierfür suchen Kinder einen stabilen Stock, der von der Länge her als Spazierstock für sie geeignet und möglichst gerade ist. Mit dem Messer ritzen sie nun Verzierungen in die Rinde – das können beispielsweise Zickzack- oder Wellenlinien sein oder ihre Initialen. Ein selbst verzierter Spazierstock ist für viele Kinder direkt eine Motivation für eine Wanderung – ein netter Nebeneffekt dieses Projekts.
Sind die Kinder im Umgang mit dem Messer schon geübter, können sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und beispielsweise kleine Holztiere wie Vögel schnitzen. Ein dafür besonders gut geeignetes Holz ist Linde.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.