So kannst du dein Kind beim Schwimmenlernen unterstützen

Kind schwimmen lernen wie
© Adnan / Adobe Stock

Jedes Jahr passieren in Deutschland und Österreich zahlreiche Badeunfälle – teils mit tödlichem Ausgang. Nicht nur Nichtschwimmer:innen sind davon betroffen, doch sie sind besonders gefährdet. Umso wichtiger ist es, dass Kinder früh den richtigen Umgang mit Gewässern vermittelt bekommen, schwimmen lernen und regelmäßig üben.

Ob See, Fluss oder Meer – gerade bei den aktuell hohen Temperaturen zieht es viele Familien zur Abkühlung an Gewässer. Und auch öffentliche Schwimmbäder und private Pools bringen eine willkommene Erfrischung und dazu jede Menge Spaß. Doch sie bergen ebenso auch Gefahren, die Erwachsene im Blick behalten und Kindern so früh wie möglich erklären sollten. Dabei sollte sensibel vorgegangen und keine Panik verbreitet werden – hat das Kind Angst vor Wasser, fällt das Schwimmenlernen schwerer.

Wasserkontakt von Anfang an

Schon im Babyalter (etwa ab dem vierten Lebensmonat) können Kinder durch regelmäßigen, spielerischen Kontakt mit Wasser allmählich einen guten Umgang mit diesem Element erlernen. In vielen öffentlichen Schwimmbädern werden professionell angeleitete Babyschwimmkurse angeboten. Dabei lernt man direkt andere Familien mit Babys im gleichen Alter kennen und kann Kontakte knüpfen. Natürlich geht es in diesen Kursen nicht um das Schwimmenlernen, sondern darum, das Element Wasser für sich zu entdecken. Viele Eltern fühlen sich sicherer, wenn sie bestimmte Übungen gezeigt bekommen und eine Aufsichtsperson am Beckenrand ein Auge auf sie hat.

Eltern können sich aber auch unabhängig von solchen Kursen mit ihrem Baby im Nichtschwimmer:innen-Bereich eines Schwimmbads oder bewachten Badesees aufhalten. In diesem Alter werden die Kinder von einer erwachsenen Begleitperson durch das Wasser getragen und haben dabei in der Regel noch keine Schwimmflügel oder ähnliches an.

Für Babys unter einem Jahr bieten sich Schwimmhilfen der Kategorie A an. Dazu zählen Baby-Schwimmsitze und Schwimmringe. Darin können Kinder bis etwa 36 Monate bzw. einem Körpergewicht bis 16 Kilogramm sitzen. Eine erwachsene Person muss dabei stets zur Aufsicht unmittelbar anwesend sein.

Schwimmhilfen für Kinder ab einem Jahr (bis 12 Jahre)

Babys ab einem Jahr und kleine Kinder tragen im Wasser häufig aufblasbare Schwimmflügel, ab etwa zwei Jahren alternativ Schwimmscheiben, einen Schwimmgürtel, Schwimmkissen oder eine Schwimmweste der Kategorie B. Schwimmhilfen der Kategorie B sind für Kinder bis zehn (maximal bis 12 Jahre) gedacht. Wenn die Umgebung sicher ist, sollte die Schwimmhilfe jedoch zwischendurch immer mal wieder ausgezogen, beiseite gelegt und durch die tragenden Arme einer erwachsenen Person ausgetauscht werden. So vergisst das Kind nicht, dass es nicht von allein im Wasser „schwimmt“.

Für ältere Kinder und Selbstschwimmer:innen gibt es Schwimmhilfen der Kategorie C – darin sind beispielsweise Schwimmbretter und sogenannte Schwimmnudeln enthalten. Diese kommen in der Regel beim Schwimmenlernen zum Einsatz. Schwimmhilfen wie Schwimmflügel sind für gezielte Schwimmübungen eher ungeeignet.

Entscheidend für die Wahl der richtigen Schwimmhilfe ist neben Alter und Größe des Kindes unter anderem der Verwendungszweck. Persönliche Vorlieben des Kindes spielen teilweise auch eine Rolle. Am besten lassen sich Eltern in Begleitung des Kindes in einem Fachgeschäft vor Ort beraten.

Beim Kauf sollte in jedem Fall auf die DIN EN 13138, das Siegel für „Geprüfte Sicherheit“ (GS) und das CE-Kennzeichen geachtet werden. Außerdem sollten die verwendeten Materialen schadstofffrei sein.

Besuch eines Schwimmkurses für Kinder

Ab einem Alter von etwa vier bis fünf Jahren sollte das Schwimmenlernen aktiv gefördert werden. Am besten besucht das Kind hierfür einen professionell angeleiteten Kurs. Solche Angebote findet man in nahezu jedem öffentlichen Schwimmbad. Meist erstrecken sich diese Kurse über mehrere Wochen, bei wöchentlichen Treffen. Begleitend können Eltern das Schwimmen mit ihrem Kind regelmäßig üben. In der Regel wird der Schwimmkurs mit dem ersten möglichen Schwimmabzeichen – dem Frühschwimmer – abgschlossen. Umgangssprachling wird dieses Abzeichen in Deutschland Seepferdchen und in Österreich Pinguin genannt. Neben einer kleinen Urkunde erhält das Kind ein kleines Stoffbild mit einem gestickten Seepferdchen- bzw. Pinguin-Symbol, das auf die Badesachen genäht werden kann. Dieses besagt allerdings nicht (wie viele denken), dass ein Kind sicher schwimmen kann. Dieses Level ist erst erreicht, wenn das Kind das Jugendschwimmabzeichen in Bronze bekommen hat.

Hier eine einfache Anleitung, wie das Seepferdchen bzw. der Pinguin aufgenäht werden kann:

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Wie lange braucht ein Kind, um Schwimmen zu lernen?

Das ist von Kind zu Kind verschieden. Wie in allen Bereichen des Lebens entwickelt sich jedes Kind unterschiedlich schnell und braucht auch unterschiedlich viel Zeit, um Neues zu erlernen. Laut DLRG gehen Schulen davon aus, dass ein 8-jähriges Kind mindestens 30 Unterrichtseinheiten (mit je 45 Minuten) braucht, um sicher schwimmen zu lernen. Vielen Kindern gelingt es aber in diesem Zeitraum nicht und auch das ist in Ordnung. Wichtig ist, ein Kind, das länger braucht als andere, weiterhin zu motivieren und nicht unter Druck zu setzen oder Vergleiche aufzustellen oder es gar damit aufzuziehen, dass es „noch immer nicht“ schwimmen kann. Stellt man fest, dass das Kind eine Zeit lang keine Fortschritte macht, kann das unterschiedliche Gründe haben. Manchmal hilft es, das Schwimmenlernen dann bei den nächsten Schwimmbadbesuchen nicht aktiv in den Fokus zu rücken, sondern dort gemeinsam Wasserball oder andere Spiele im Wasser zu spielen.

So können Eltern ihre Kinder aktiv unterstützen

Schon im Baby- und Kleinkindalter können Eltern ihre Kindern auf spielerische Weise in Kontakt mit Wasser bringen. Das fängt in der Badewanne an und im Plantschbecken im Garten weiter. Kinder ab etwa zwei Jahren können darin verschiedene Übungen machen – sich beispielsweise bei einem geringen Wasserstand (und stets unter Aufsicht!) auf den Rücken oder Bauch legen oder auch den Mund kurz unter Wasser tauchen und Luft „ausblubbern“. Regelmäßige Schwimmbadbesuche – am besten einmal pro Woche – sind ebenfalls förderlich. Dabei sollten zunächst keine gezielten Schwimmübungen gemacht werden. Anfangs geht es in erster Linie um die Wassergewöhnung und darum, Spaß zu haben. Ist das Kind bereits ein bisschen älter und mutiger, können immer mal wieder Übungen eingebaut werden, bei denen das Gesicht oder der ganze Kopf kurz (!) unter Wasser getaucht wird.

Auch der Sprung ins Nichtschwimmer:innen-Becken kann geübt werden. Anfangs sitzt das Kind dafür am Beckenrand, eine erwachsene Person steht mit ausgebreiteten Armen im Becken und fängt es auf. Später kann es aus dem Stand ins Wasser bzw. in die Arme hüpfen.

Ab etwa vier Jahren können Eltern mit ihren Kindern gezielte Schwimmübungen machen – sollten es damit aber nicht übertreiben. Anfangs sind 15 bis 20 Minuten vollkommen ausreichend.

Mit welcher Schwimmtechnik starten?

Viele Expert:innen sind sich uneinig darüber, welche Schwimmtechnik von Kindern zuerst erlernt werden sollte. Manche sind für das Brustschwimmen, andere für das klassische Kraulen und wieder andere für das Rückenkraulen. Alle drei Techniken haben Vor- und Nachteile. Gleiches gilt für das Kombinationsprinzip. Manche Expert:innen raten dazu, dem Kind erst tauchen und dann erst schwimmen beizubringen. Kein Wunder, dass viele Eltern verunsichert sind und befürchten, etwas falsch zu machen.

Viele starten intuitiv mit dem Brustschwimmen – was in Europa Tradition hat. Korrekt ausgeführt ist das aber tatsächlich die technisch anspruchsvollste und kraftaufwändigste Schwimmtechnik. Dafür sich die Atemtechnik und Lage im Wasser dabei etwas leichter beherrschbar. In Amerika und Australien fängt man in der Regel mit dem Kraulschwimmen an.

Letztlich sollte vor der Entscheidung einiges bedacht werden: Die konkrete Situation vor Ort beispielsweise, die vorhandenen Geräte, der gegebene Zeitrahmen sowie bestimmte Vorlieben, Fähigkeiten und Fertigkeiten von Lehrer:in und Schwimmanfänger:in.

Einen wirklich interessanten und ausführlichen Beitrag zu diesem Thema findest du HIER.

Schwimmen lernen ohne Wasser – Trockenübungen

Während der Corona-Krise, als zeitweise Schwimmbäder geschlossen hatten, war es vielen Familien nicht möglich, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. In Ausnahmesituationen wie solchen oder ergänzend zum Besuch eines Schwimmkurses, können Trockenübungen sinnvoll sein, bei denen Schwimmübungen ohne Wasser gezeigt werden.

Hier ist ein Beispiel, wie das aussehen kann:

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TRAURIGE FAKTEN
Im Jahr 2021 sind laut DLRG (Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft) insgesamt 299 Personen durch Ertrinken ums Leben gekommen.
In Österreich sterben laut Samariterbund-Wasserrettung jährlich 40 bis 50 Menschen durch Ertrinken.

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