Reagiert das eigene Baby oder Kleinkind auffällig auf bestimmte Lebensmittel, stellt sich schnell die Frage, ob eine Unverträglichkeit oder eine Allergie vorliegt.
Ernährungsexpertin Luise Thun vom HiPP Elternservice erklärt, wie man beides frühzeitig erkennt, was im Alltag hilft – und warum ein bisschen Alltagstrubel sogar gut fürs Immunsystem ist.
NATURKIND: Frau Thun, worin unterscheiden sich eigentlich Unverträglichkeiten und Allergien – und was steckt genau hinter diesen Begriffen?
LUISE THUN: Bei einer Unverträglichkeit handelt es sich um eine nicht-allergische Reaktion auf bestimmte Lebensmittel. Der Körper kann bestimmte Lebensmittelbestandteile – wie Milch- oder Fruchtzucker – nicht richtig verarbeiten. Typische Beschwerden sind Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Oft wird auch von einer „Intoleranz“ gesprochen – etwa bei der bekannten Laktose- oder Fruktoseintoleranz.
Allergien hingegen betreffen das Immunsystem: Es reagiert überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe und löst eine Abwehrreaktion aus – mit Symptomen wie Hautausschlag, Atembeschwerden oder Schwellungen.
Viele Eltern fragen sich: Kann ich etwas tun, damit mein Kind gar nicht erst eine Allergie entwickelt?
Ja – und das beginnt bereits in der Schwangerschaft. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und der Verzicht auf Schadstoffe wie Zigarettenrauch, können das kindliche Immunsystem positiv beeinflussen.
Auch die Art der Geburt spielt eine Rolle: Bei einer vaginalen Geburt wird das Baby mit wichtigen Mikroorganismen aus dem Geburtskanal in Kontakt gebracht, die die Entwicklung der Darmflora (Mikrobiom) fördern. Das stärkt das Immunsystem. Bei einem Kaiserschnitt gibt es heute Möglichkeiten, diesen Effekt gezielt zu unterstützen – werdende Eltern sollten das mit ihrer Geburtsklinik besprechen.
Wie geht es nach der Geburt weiter – was können Eltern tun?
Stillen ist – wenn möglich – ein echter Immunbooster. Muttermilch steckt voller lebender Abwehrzellen, Antikörper und Milchsäurebakterien, die das Immunsystem des Babys stärken.
Auch die Einführung von Beikost spielt eine wichtige Rolle: Zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat ist das Immunsystem besonders lernfreudig. In dieser Zeit kann es sinnvoll sein, schrittweise verschiedene Lebensmittel wie Ei, Fisch, Gluten oder Milchprodukte in kleinen Mengen anzubieten. So lernt der Körper, diese zu tolerieren.
Vielfalt im Speiseplan macht hier nicht nur Spaß, sondern trainiert auch die Toleranz des Körpers. Und keine Angst vor kleinen Reaktionen – das Immunsystem muss schließlich üben!
Und ganz wichtig: Zum gesunden Aufwachsen gehört auch ein bisschen echter Alltag. Spielen im Garten, Kontakt mit Geschwistern und anderen Kindern, ein Besuch auf dem Bauernhof – all das trainiert das kindliche Immunsystem und senkt das Allergierisiko. Übertriebene Hygiene kann dagegen eher schaden. Ein bisschen Alltagstrubel, ein bisschen Dreck – das gehört zum Großwerden einfach dazu.
Aber ob Unverträglichkeit oder Allergie: Wie erkenne ich, ob mein Kind betroffen ist?
Allergien und Unverträglichkeiten können sich ganz unterschiedlich äußern und zeigen sich meist kurz nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel.
Mögliche Anzeichen sind:
– Hautreaktionen wie Juckreiz, Quaddeln oder Ekzeme
– Atemwegsbeschwerden wie Husten, Keuchen, Niesen oder eine laufende Nase
– Magen-Darm-Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Erbrechen
Wenn solche Symptome wiederholt auftreten, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Und ganz wichtig: Bei Atemnot oder Keuchen bitte sofort den Notruf 112 wählen.
Und wie sinnvoll ist es, bei einem Verdacht auf Unverträglichkeit einfach einzelne Lebensmittel wegzulassen?
Kurzzeitig kann das helfen – etwa um zu beobachten, ob sich die Beschwerden bessern. Danach können kleine Mengen vorsichtig wieder eingeführt werden. Wichtig ist, das Kind dabei gut zu beobachten und im Zweifel Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt zu halten.
Zu den häufigsten Allergieauslösern zählen übrigens: Kuhmilch, Hühnerei, Erdnüsse, Schalenfrüchte, Weizen, Fisch, Soja und Sesam. Das klingt erstmal nach recht vielen Auslösern aber die gute Nachricht ist: Die meisten Kinder reagieren nur auf ein oder zwei dieser Lebensmittel – und viele Unverträglichkeiten oder Allergien verschwinden mit der Zeit wieder.
Und was tun, wenn mein Baby keine Milch verträgt?
Das ist im ersten Lebensjahr eine besondere Herausforderung, da Milch – sei es durch Muttermilch oder Säuglingsnahrung – im ersten Lebensjahr wichtige Nährstoffe liefert.
Da Säuglinge von Natur aus das Enzym Laktase bilden, um Muttermilch verdauen zu können ist eine Laktoseintoleranz bei Säuglingen sehr selten. Häufiger steckt hinter einer Milchunverträglichkeit im Säuglingsalter eine Milcheiweißallergie. Das Immunsystem reagiert dabei auf die Eiweiße in der Kuhmilch. Das betrifft jedoch auch nur etwa zwei bis drei Prozent aller Babys. In vielen Fällen wächst sich die Allergie mit der Zeit wieder aus.
Bei einer Kuhmilcheiweißallergie ist Stillen in der Regel weiterhin möglich, da Muttermilch meist gut vertragen wird. Nur in seltenen Fällen reagieren Babys auf Spuren von Kuhmilchproteinen, die über die Muttermilch aufgenommen werden. Dann kann es sinnvoll sein, dass die Mutter vorübergehend auf Milchprodukte verzichtet – in Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.
Sollte Stillen nicht möglich sein, braucht es eine passende Alternative. In Absprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt kann auf spezielle Milchnahrungen umgestellt werden.
Was möchten Sie Eltern zum Schluss mit auf den Weg geben?
Das kindliche Immunsystem ist ein kleines Wunderwerk. Es ist erstaunlich anpassungsfähig und lernt täglich dazu. Leichte Reaktionen auf neue Lebensmittel sind völlig normal und bedeuten nicht automatisch eine Unverträglichkeit oder Allergie.
Mein Tipp: Bleiben Sie gelassen! Gestalten Sie den Alltag bunt und entspannt – mit gutem Essen, frischer Luft und viel gemeinsamer Zeit. Das stärkt nicht nur die Gesundheit, sondern schafft auch wertvolle gemeinsame Erinnerungen.
HiPP Elternservice – persönlich, kompetent für dich da
Luise Thun ist Teil des HiPP Elternservice – ein Team aus Ernährungsexpertinnen und erfahrenen Müttern, das Eltern persönlich, individuell und mit viel Herz berät. Ob Fragen zur Beikost, Stillzeit oder Pflege – der Elternservice ist erreichbar per Telefon, E-Mail, Live-Chat oder über Social Media. Außerdem gibt es regelmäßig Webinare, z. B. zur Beikosteinführung – mit praktischen Tipps und der Möglichkeit, live Fragen zu stellen.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es hier: HIPP.DE/ELTERNSERVICE
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