Stell dich der Challenge: Plastikfreies Badezimmer

Zero Waste Badezimmer
© Monstar Studio / Adobe Stock

Im Alltag auf Plastik zu verzichten ist gar nicht so schwer, wie viele denken. Gerade im Badezimmer gibt es viele nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen Produkten…

Wer die Herausforderung annimmt und sein Badezimmer möglichst plastikfrei halten will, kann von einer ersten Bestandsaufnahme schockiert sein. Hält man sich bewusst vor Augen, welche Produkte man im Alltag wie selbstverständlich benutzt, kann das schlechte Gewissen schon einmal laut anklopfen. Doch davon musst du dich nicht runterziehen lassen, denn du hast ja nun verstanden, dass du etwas ändern willst. Jeder noch so kleine Schritt zählt!

Bestandsaufnahme mit der ganzen Familie

Hast du den Entschluss gefasst, künftig bewusster zu konsumieren, ist der erste Schritt nicht, alle „bösen Produkte“ wegzuwerfen. Das wäre alles andere als nachhaltig. Der erste Schritt sollte stattdessen eine Bestandsaufnahme sein. Nehme dir einen Korb (wenn es sein muss einen Wäschekorb) oder einen Umzugskarton und sammle alle Produkte in deinem Badezimmer ein, die Plastik oder Mikroplastik enthalten oder im Ursprung in Plastik verpackt waren. Du wirst bemerken, dass dein Badezimmer danach beinahe leer sein wird – zumindest, wenn du bislang gelebt hast, wie ein echter Durchschnittsbürger. Neben Pflegeprodukten, Kosmetika und Reinigungsmitteln, wird dir vielleicht auffallen, dass auch Lampen, Blumentöpfe, Dekogegenstände, Badteppiche oder Anti-Rutsch-Matten, Rollos oder Vorhänge und eventuell auch Möbel, Spiegelrahmen und Lampen Plastik enthalten. Die musst du natürlich nicht einsammeln, aber wenigstens wahrnehmen. Puh, das ist schwer zu verdauen.

Im nächsten Schritt solltest du diese Erkenntnis mit deiner Familie teilen. Es nützt nichts, wenn du alleine für die Umwelt kämpfst und die anderen Familienmitglieder den Vorratsschrank wie gewohnt wieder auffüllen. Präsentiere ihnen die Unmengen an Plastikmüll, den ihr gemeinsam verursacht und gemeinsam vermeiden könnt. Überlegt, auf welche Produkte ihr in Zukunft vollkommen verzichten könnt, welche durch Alternativen ersetzt werden können und welche unbedingt bleiben müssen. Sei – bei aller Umweltliebe und bei allem Eifer – nicht zu streng mit deinen Liebsten und habe Verständnis, wenn deine Teenietochter den Duschschaum, das nach Törtchen riecht, auch künftig weiterhin benutzen will. Denk dran: Es sind die kleinen Dinge…

Aufbrauchen und Kompromisse eingehen

Ist der erste Schreck verdaut und die Motivation weiterhin da, werden bereits gekaufte Produkte nun erst einmal aufgebraucht. Bestimmt wird es einige Dinge geben, die du künftig nicht mehr kaufen und auch nicht ersetzen wirst. Auf vieles möchtest du aber sicher auch weiterhin nicht verzichten und in diesem Fall gilt es nun, Alternativen zu finden, mit denen sich alle Beteiligten wohlfühlen. Das Klopapier ist in Plastik eingepackt, ihr wollt aber nicht mit waschbarem Klopapier oder Popo-Duschen herumhantieren? Okay, dann bleibt das Klopapier. Vielleicht wenigstens in der Recycling-Papier-Variante und die Verpackung wird künftig als Müllbeutel verwendet. Mit Haarseife aus dem Unverpackt-Laden könnt ihr euch so gar nicht anfreunden? Dann verwendet auch weiterhin flüssiges Shampoo – doch vielleicht eines in Naturkosmetik-Qualität und ohne Mikroplastik. Und die Betonung liegt auf EINES. Es müssen nicht vier verschiedene Shampoo-Sorten im Regal stehen. Mit Zahnputztabletten kommen die Kinder nicht klar? Dann probiert doch mal selbstgemachte Zahnpasta aus oder kauft eine Zahnpasta aus dem Bioladen, die in einem Glas oder wenigstens einer Metalltube daherkommt. Ein Kompromiss muss nicht Schwarz oder Weiß sein. Es gibt auch viele Grautöne dazwischen.

Echte Alternativen

Für alle, die es radikal anpacken wollen, gibt es inzwischen etliche brauchbare Alternativen zu nahezu allen Produkten aus dem Badezimmer. Viele Dinge, wie Deo, Creme, Gesichtsmaske, Lippenpflege, Zahnpasta und Co. können mit wenigen Zutaten ganz einfach selbst gemacht werden. Zahnbürsten, Haarbürsten, Schminkpinsel und ähnliches gibt es aus Holz und Naturfasern. Unverpackte Seife am Stück ist in der Regel umweltfreundlicher als Flüssigseife und kann sowohl für Körper, als auch für Gesicht und Haare verwendet werden (hier stellen wir Alepposeife vor…). Statt Tampons oder Wegwerf-Binden können eine Menstruationstasse, waschbare Binden oder Menstruationsslips zum Einsatz kommen. Ein Rasierhobel kann den klassischen Nassrasierer ersetzen und aus einsamen Einzelsocken kann man Haargummis machen (Haargummis verschwinden genauso gerne, wie linke Socken). Statt Wattepads kann man waschbare Stoffpads zum Abschminken verwenden und bei Schminke künftig auf Naturkosmetik und eine minimalistische Auswahl setzen oder einfach zum natürlichen Look stehen. Waschbares Klopapier und Popo-Duschen haben bereits Erwähnung gefunden, ebenso Zahnputztabletten. All diese Dinge findet man in Unverpackt- und Bioläden, vermehrt aber auch in Drogeriemärkten und Supermärkten.

Bewusster konsumieren

Wie bei allem gilt: Erst überlegen, dann kaufen. Auf Verpackung, Inhaltsstoffe und Siegel achten und sich die Frage stellen: Brauche ich das wirklich? Brauche ich wirklich den 30. Nagellack oder reichen die 29 anderen aus? Müssen es Shampoo, Spülung, Kur, Sprühkur, Haarspitzenfluid und Hitzeschutzspray sein oder kann ich mich auf weniger Produkte beschränken? Brauche ich wirklich drei Duschgels auf einmal oder kaufe ich sie nur, weil sie gerade im Angebot sind? Regelmäßig mit der Familie darüber sprechen und gerade auch Kindern erklären, warum man nicht alles kauft, was man in der Werbung oder bei coolen YouTube-Stars gesehen hat. So kann man Schritt für Schritt etwas verändern und seinen Teil zu einem besseren Planeten beitragen…

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.