Etwa ab dem Kindergartenalter wird bei vielen Kindern der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit und Mobilität laut. Sie wollen gern Radfahren lernen. Eine Herausforderung für die meisten Eltern, die gar nicht so recht wissen, wie sie ihr Kind dabei unterstützen können. Mit unseren Tipps gelingt der Start.
Damit das Radfahrenlernen für Kinder nicht in Frust und Enttäuschung endet und Eltern den letzten Nerv raubt, sollte zuvor geprüft werden, ob das Kind überhaupt schon bereit dafür ist. Kann es bereits sicher mit dem Laufrad fahren und hat erste Versuche auf einem Tretroller erfolgreich gemeistert? Dann ist der Zeitpunkt gekommen. Nun muss nur noch ein passendes Kinderrad gefunden werden. Bei der großen Auswahl am Markt verlieren viele Eltern aber schnell den Überblick. Wir haben auch dazu eine Empfehlung.
Ab welchem Alter können Kinder Radfahren lernen?
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, deshalb gingt es auf diese Frage keine pauschale Antwort. Manche Kinder sind mit drei Jahren so weit, andere mit fünf Jahren oder später. Eltern sollten beim Thema Radfahren keinen Druck verspüren oder auf ihre Kinder ausüben. Wichtig ist, dass das Radfahrenlernen allen Beteiligten Spaß macht – egal, wie lange es dauert. Damit das Vorhaben letztlich zum gewünschten Ziel führt, können Eltern ihre Kinder aktiv unterstützen.
Vor dem ersten Fahrrad Laufrad fahren?
Kindern, die bereits sicher auf einem Laufrad fahren, fällt das Radfahren oft leichter. Auf einem Laufrad können sie bereits das Lenken üben und – wenn sie dabei regelmäßig die Füße hochnehmen – auch das Gleichgewicht trainieren. Es bietet sich deshalb an, im ersten Schritt ein Laufrad anzuschaffen und damit über mehrere Monate so oft wie möglich unterwegs zu sein. Alternativ können am Fahrrad die Pedale für den Anfang demontiert werden.
Das Treten in die Pedale können kleinere Kinder auf drei- oder vierrädrigen Fahrzeugen wie einem Dreirad oder Kindertraktor lernen.
Im nächsten Schritt kann es hilfreich sein, dem Kind das Fahren mit einem (dreirädrigen oder zweirädrigen) Tretroller beizubringen. Durch das einbeinige Anstoßen beim Rollerfahren kann das spätere Losfahren mit einem Rad indirekt geübt werden. Das Losfahren ist für viele Radanfänger die größte Hürde. Wenn die Bewegung durch das bereits erlernte Rollerfahren schon bekannt ist, fällt es oft leichter.
Das richtige Fahrrad für Fahranfänger
Bei der Wahl eines Kinderfahrrads gibt es einiges zu beachten. Wichtig ist, dass die Größe ideal auf das Kind eingestellt werden kann. Der Sattel und der Lenker sollten in der Höhe flexibel verstellbar sein (am besten, ohne viel Werkzeug zu erfordern). Auch das Thema Verkehrssicherheit spielt eine große Rolle. Ein verkehrssicheres Kinderrad ist mit Licht, Reflektoren und Klingel ausgestattet. Die Optik scheint für manche Eltern zweitrangig, doch fühlen sich viele Kinder von einem Fahrrad, das ihnen gut gefällt, motiviert. Das Fahrrad gemeinsam auszusuchen und das Kind mit in die Entscheidung einzubinden, kann daher eine gute Idee sein. Da die Anschaffung eines qualitativ hochwertigen Kinderrades mit einer gewissen Investition verbunden sein kann, ist es denkbar, dieses zu einem besonderen Anlass wie dem Geburtstag oder Weihnachten zu schenken und Verwandte daran zu beteiligen.
Nicht vergessen: Der passende Fahrradhelm
Ohne Fahrradhelm sollte kein Kind Radfahren lernen – auch nicht auf Privatgrundstücken. Dass der Helm Schutz bietet und dazu gehört, sollten schon die Kleinsten von Anfang an lernen und sich an das Gefühl, etwas auf dem Kopf zu tragen, gewöhnen. Der richtige Fahrradhelm für ein Kind muss ebenfalls individuell einzustellen sein. Bei Gebrauchtkäufen besteht immer das Risiko, dass der Helm schon einen Sturz hinter sich hat und im Ernstfall nicht mehr den notwendigen Schutz bietet. Daher ist es in diesem Fall absolut sinnvoll, einen neuen Fahrradhelm anzuschaffen. Im Idealfall mit der Beratung durch eine Fachfrau oder einen Fachmann, um den korrekten Sitz zu prüfen.



PRODUKT-TIPP
Wir durften 2024 das Banwood Classic Kinderfahrrad (16 Zoll) testen. Dieses ist im Onlineshop KINDERMAXX.DE für 299 Euro erhältlich. Wir haben uns für die Farbe Pink entschieden, daneben gibt es das Modell in 5 weiteren schicken Farben. Es erfüllte im Test all unsere Kriterien und überzeugte auf ganzer Linie. Ein fürs Radfahren zwar nicht wichtiges, für unser 4-jähriges Testkind aber absolut hervorzuhebendes Highlight war das Weidenkörbchen am Lenker. Hierin durfte ihr liebster Teddy als kleiner Motivationstrainer mitfahren. Passend zum Fahrrad haben wir den Fahrradhelm Banwood Classic (für ca. 45 Euro) getestet – der sieht nicht nur richtig cool aus (erhältlich in 9 Farben), sondern bietet einen guten Schutz.
Vorbereitung auf das Radfahren
Ist das Kind selbst motiviert und voller Freude auf das Radfahren, fällt der Start in der Regel leichter, als wenn das Kind eine große Unsicherheit verspürt oder sich selbst nicht bereit fühlt. Eltern können ihre Kinder vorbereiten, indem sie mit ihnen über das Vorhaben sprechen, von eigenen Erfahrungen berichten (sofern diese positiv waren) oder ihnen Kinderbücher zum Thema Radfahren vorlesen. Bitte keine Vergleiche mit anderen Kindern aufstellen. Sätze wie: „Deine Schwester konnte schon mit drei Radfahren, du bist schon fünf und kannst es noch immer nicht“ können Kinder unnötig unter Druck setzen.
Der richtige Ort um Radfahren zu lernen
Für die ersten Radfahrversuche sollte zunächst der passende Ort ausgewählt werden. Der Untergrund sollte eben und fest sein. Im Idealfall wird das Kind hier nicht von vielen Passanten abgelenkt und muss keinen anderen Radfahrern oder Hindernissen ausweichen. Wer nicht gerade auf dem Land wohnt und einen passenden Feldweg in seiner Nähe hat, kann nach Ladenschluss oder sonntags auf einem Supermarktparkplatz üben. Hier ist genug Platz, um erste Runden zu drehen und mögliche Gefahren sind überschaubar. Bitte vorher prüfen, ob das Betreten zu dieser Zeit erlaubt ist.
Tipps für den Start
Die ersten Radfahrversuche sollten an einem Tag unternommen werden, an dem das Wetter und die Laune gut sind und keine wichtigen Termine anstehen. So ist die Chance, dass der erste Versuch ein freudiges Ereignis wird, am größten. Das Kind sollte festes Schuhwerk mit möglichst rutschfester Sohle und eine bequeme, eher eng anliegende Hose tragen. Eltern sollten Geduld und Verständnis mitbringen (und ein paar Pflaster in der Tasche haben). Dann kann es wirklich losgehen.
- Bremsen
Noch vor den ersten Fahrversuchen sollte das Kind ein Verständnis für die Funktion der Bremsen bekommen und diese ausgiebig testen. Es kann das Rad hierfür beispielsweise schieben und zwischendurch immer wieder die Bremsen am Lenker drücken. Spielerisch kann sich das mit einem Parcours gestalten – verschiedene Hindernisse oder Kennzeichnungen (ein einfacher Stein reicht aus) können hierfür platziert werden und immer an dieser Stelle wird gebremst. Die Rücktrittbremse kann ebenso getestet werden – hierfür sitzt das Kind auf dem Fahrrad und wird von einem Elternteil geschoben. - Anfahren
Ist die Sache mit dem Bremsen verinnerlicht, wird im nächsten Step das Anfahren geübt. Das ist echt nicht leicht, aber mit etwas Übung wird das Kind darin immer besser. Die Pedalen sollten so platziert werden, dass eine oben und eine unten ist (hier sollte beobachtet werden, welche Richtung dem Kind eher liegt – es kann die rechte oben und die linke unten sein oder andersherum). Der Fuß auf der Seite, auf der die Pedale unten ist, steht am Boden, der andere wird auf der oberen Pedale platziert. Zunächst wird das Anfahren noch mit Anschubsen geübt, später kann das Kind es allein versuchen. - Geradeaus fahren
Aus dem Anfahren heraus können die ersten Versuche unternommen werden, einige Meter geradeaus zu fahren. Anfangs noch mit Unterstützung, nach und nach auch allein. Die Unterstützung fällt am leichtesten, wenn der begleitende Elternteil dem Kind einen Schal vor die Brust legt und diesen unter den Armen hindurch zum Rücken führt, dort zusammenfasst und festhält. So hat man das Kind gut im Griff (besser, als am Shirt) und muss sich als erwachsene Person nicht so weit hinunter bücken. - Kurven fahren
Kann das Kind bereits gut und selbstständig geradeaus fahren, steht die nächste Herausforderung bevor: Das Fahren von Kurven. Auch das kann gut mit einem einfachen Parcours geübt werden, bei dem Hindernisse im Slalom umfahren werden. Anfangs sollten Eltern neben dem radelnden Kind herlaufen und es bei dieser Übung begleiten. - Üben, üben, üben
Bis ein Kind wirklich sicher Radfahren kann, vergehen viele Monate. Im Straßenverkehr selbstständig sollte es erst nach der Radprüfung (die meist in Grundschulen von der Polizei abgenommen wird) fahren. Bis es so weit ist heißt es üben, üben, üben und immer in Begleitung einer erwachsenen Person fahren.
STÜTZRÄDER? LIEBER NICHT!
Von der Verwendung von Stützrädern raten heutzutage die meisten Expertinnen und Experten ab. Dadurch würde dem Kind ein falsches Gefühl von Sicherheit vorgegaukelt, die die Ausbildung des Gleichgewichts erschweren oder sogar behindern könnte.
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Werbung. Hierfür ist kein Geld geflossen. Zu Testzwecken wurden vom Onlineshop KINDERMAXX.DE ein Kinderfahrrad und Fahrradhelm zur Verfügung gestellt.

Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.