Er verströmt eine wohlige Wärme und eine heimelige Atmosphäre: Der Kaminofen im Haus. Häufig gerät er jedoch aufgrund der möglichen Schadstoffbelastung in die Kritik. Was du aktiv tun kannst…
Ist es draußen so richtig kalt, machen es sich viele Familien gerne drinnen vor dem Kaminofen gemütlich. In Deutschland werden rund 11 Millionen Kaminöfen in privaten Haushalten gezählt. Den Flammen beim Lodern zuzusehen, das Knistern zu hören und die Wärme zu spüren, wirkt entspannend. Doch bei unsachgemäßer Holzverbrennung werden im Kaminofen problematische Schadstoffe freigesetzt, die die Gesundheit gefährden und die Umwelt belasten können. Es ist demnach wichtig, einige Dinge zu beachten und richtig zu heizen.
Besonders problematisch sind die entstehenden kleinsten Feinstaubpartikel mit einer Größe von unter 2,5 Mikrometer. Diese haben beim Feinstaubausstoß eines Kaminofens einen Anteil von 95 Prozent.
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Diese kleinen Partikel können tief in die Lunge eindringen und Partikel, die kleiner als 0,1 Mikrometer sind, über die Lunge sogar ins Blut übergehen. Größere Partikel mit bis zu 10 Mikrometer Durchmesser können Entzündungen im Rachen und Schleimhautreizungen auslösen. Nicht nur für die Umwelt, auch für die menschliche Gesundheit kann der Kaminofen also eine Gefahr bedeuten, wenn er nicht sachgerecht benutzt wird. Und das kommt tatsächlich häufig vor:
Der Gesamtausstoß dieser Kleinstpartikel aus der Holzfeuerung privater Haushalte hat die gleiche Größenordnung wie die vergleichbaren Emissionen des gesamten Straßenverkehrs.
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Eine besorgniserregende Statistik. Viele Kaminöfen sind nicht mit Rußfiltern oder Staubfiltern ausgestattet. Beim Kauf sollte man bewusst ein emissionsarmes und effizientes Modell aussuchen und auf die Abgasreinigung achten. Seit 2018 gibt es für Kaminöfen ein Energielabel, seit 2020 können Hersteller ihre Kaminöfen außerdem mit dem Umweltzeichen Blauer Engel auszeichnen lassen, wenn sie besonders hohe Standards erfüllen.
Bereits vorhandene Kaminöfen können aufgerüstet und etwa mit einem Rußfilter ausgestattet werden. Dieser kostet um die 400 Euro (plus Einbaukosten) und muss regelmäßig gereinigt und ausgetauscht werden. Die Anschaffung eines Staubfilters kann bei 1000 Euro (plus Einbaukosten) liegen und es ist ein Stromanschluss nötig – dafür filtert der Staubfilter durch seine elektrostatische Aufladung bis zu 90 Prozent der Partikel, die sich auf der Innenseite des Abgasrohrs absetzen, aus dem Abgas heraus. Bei Kaminöfen, die älter als 25 Jahre sind, lohnt sich in der Regel der Austausch durch ein neueres Modell.
Warnsignal Ruß
Verbrennt das Holz eines Kaminofens nicht vollständig und verfärbt sich die Brennkammer durch vermehrte Rußbildung schwarz, sollte man gewarnt sein. Dann werden neben CO2 nämlich auch giftiges Kohlenmonoxid sowie klimaschädliches Methan und Rußpartikel (z. B. Feinstaub) freigesetzt. Je mehr verkohlte Holzreste im Kaminofen übrig bleiben, desto mehr dieser unerwünschte Nebenprodukte entstehen.
Richtiges Heizmaterial
Nicht alles darf oder sollte im Kaminofen verbrannt werden. Altpapier, Karton, Garten- oder Hausabfälle haben im Kaminofen nichts zu suchen. Brennholz sollte wenn möglich aus nachhaltiger und regionaler Forstwirtschaft stammen, unbehandelt sein, einen maximalen Feuchtegehalt von 25 Prozent (bzw. einen Wassergehalt von maximal 20 Prozent) aufweisen. Deshalb sollte es vor dem Verbrennen etwa zwei Jahre lang trocknen. Der Durchmesser der einzelnen Scheite sollte maximal sechs bis 12 Zentimeter messen und die Länge sollte etwas kürzer sein als der Brennraum.
Richtig anzünden und nachlegen
Vor dem Anfeuern muss die Luftzufuhr entsprechend geöffnet sein, ebenso vorhandene Drosselklappen und Absperrschieber. Damit die Verbrennung optimal abläuft, sollten schnell hohe Temperaturen erreicht werden. Dies gelingt, indem man zwei oder drei Holzscheite mit einem speziellen Anzünder von oben, nicht von unten anzündet. Ein solcher Anzünder kann beispielsweise wachsgetränkte Holzwolle sein. Sobald das gesamte Holz brennt, muss die Luftzufuhr entsprechend gemindert werden. Die Temperatur selbst zu kontrollieren ist nicht einfach möglich – hilfreich ist deshalb eine elektronische Verbrennungsluftregelung. Diese misst mit einem Temperaturfühler die Abgas- und Brennraumtemperatur und regelt die Luftzufuhr für eine optimale Verbrennung automatisch, wodurch Brennstoff eingespart werden kann. Außerdem hilft sie, dass der Innenraum möglichst ohne Rußablagerungen bleibt.
Der richtige Zeitpunkt zum Nachlegen ist dann gekommen, wenn die sichtbaren gelben Flammen kurz vor dem Erlöschen sind, aber noch ausreichend Glut vorhanden ist. Das ist in der Regel etwa alle 30 Minuten der Fall. Der Kaminofen sollte nicht überladen werden. Stattdessen sollte man lieber regelmäßig kleine Holzmengen nachlegen. Ist der Kaminofen nicht mehr in Betrieb, sollten alle Klappen, die der Luftzufuhr dienen, wieder geschlossen werden.
Richtig reinigen
Neben dem richtigen Heizen ist auch eine regelmäßige Reinigung des Kaminofens wichtig. Kalte Asche kann im Hausmüll entsorgt werden. Die Türdichtung, die Feuerraumauskleidung und den Rost sollte man regelmäßig prüfen und defekte Teile umgehend austauschen. Die Kaminreinigung übernimmt der Schornsteinfeger.
Ein Kaminofen kann eine sehr gemütliche Sache sein. Wirklich umweltfreundlich ist er erst dann, wenn er einen Staubfilter sowie eine automatische Verbrennungsluftzufuhr hat, mit geeignetem Brennstoff versorgt wird und wenn er korrekt beheizt wird.
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Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.