Heißhunger auf Beton? Merkwürdige Gelüste in der Schwangerschaft

Pica Syndrome Schwangerschaft, merkwürdige Gelüste
© Yakobchuk Olena / Adobe Stock

Auf Social Media Plattformen wie Instagram gehen aktuell Videos viral, in denen Schwangere von ihren merkwürdigen Gelüsten berichten. Die einen wollen am liebsten Beton abschlecken, andere Weichspüler trinken. Die Vielzahl an Kommentaren zeigt: So merkwürdig ist dieses Verhalten gar nicht. Doch woher kommt das?

Schwangere Frauen lieben saure Gurken mit Marmelade – ein Klischee, das in Hollywoodfilmen über Jahrzehnte ausgereizt wurde. Tatsächlich neigen viele Schwangere dazu, Lebensmittel auf eher unübliche Weise zu kombinieren. Das liegt unter anderem daran, dass sich hormonell bedingt ihr Geruchs- und Geschmackssinn verändert. Was für Menschen im hormonellen Gleichgewicht undenkbar erscheint, wirkt auf manche Schwangere einfach köstlich. Solange es sich bei der temporären Vorliebe um etwas Essbares handelt und das – neben einer ausgewogenen Ernährung – in Maßen vernascht wird, okay. Doch was, wenn der Heißhunger auf ungenießbare oder gar giftige Dinge wächst?

Das Pica-Syndrom

Dass Schwangere plötzlich Heißhunger auf Dinge wie Weichspüler, Beton, Sand, Erde, Papier, Kreide, Seife oder Eiswürfel entwickeln, wird weltweit beobachtet. Dieses Phänomen nennt man Pica-Syndrom – eine Essstörung, die nicht nur in der Schwangerschaft auftreten kann, sondern grundsätzlich bei allen Menschen möglich ist. In der Schwangerschaft und Stillzeit steht Pica häufig im Zusammenhang mit einem Nährstoffmangel, zum Beispiel an Eisen, Calcium oder Zink. Man vermutet, dass der Körper durch das ungewöhnliche Verlangen versucht, fehlende Mineralstoffe auszugleichen – auch wenn die gewählten Substanzen weder hilfreich noch unbedenklich sind.

Wer ungewöhnliche Gelüste entwickelt, sollte nicht zögern und diese mit dem behandelnden Arzt, der behandelnden Ärztin oder Hebamme besprechen. In vielen Fällen kann ein Nährstoffmangel festgestellt und mit Nahrungsergänzungsmitteln behoben werden. In manchen Fällen ist eine Verhaltenstherapie eine mögliche Lösung – vor allem dann, wenn schon vor der Schwangerschaft eine Essstörung bekannt war oder die Gelüste auch nach der Geburt weiterhin da sind.

Auf keinen Fall sollte man den Gelüsten nach ungeeigneten oder ungenießbaren Substanzen nachgehen – denn das kann zu schweren Komplikationen führen und nicht nur die werdende Mutter, sondern auch das ungeborene Kind gefährden.


HINWEIS: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine medizinische Beratung! Bei Unsicherheiten suche bitte direkt eine medizinische Fachfrau oder einen Fachmann auf!

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.