Ein naturnaher Garten für die ganze Familie

Naturnaher Familiengarten
© Petr Bonek / Adobe Stock

Biodiversität ist das Wort der Zeit. Alle reden darüber, dass Vielfalt gefördert und erhalten werden muss. Doch wie kann das in einem Garten konkret aussehen? Und wie schafft man es, neben Pflanzen und Tieren auch die menschlichen Bewohner:innen unterschiedlicher Generationen glücklich zu machen?

Einen Garten zu haben ist für viele Familien ein Segen. Die Arbeit die er macht, sehen aber viele als Belastung. Wie wäre es, wenn wir uns vom englischen Rasen verabschieden und stattdessen eine Blumenwiese wachsen lassen würden? Wenn wir essbare Wildkräuter wie Giersch, Brennnesseln, Löwenzahn und Klee nicht länger als „Unkraut“ betiteln sondern dankbar annehmen und in der Küche verarbeiten würden? Wenn wir Wespen keine Fallen stellen sondern sie als Nützlinge betrachten würden? Ein naturnaher Garten ist ideal für Menschen, die keine Lust oder Zeit haben, ihre Rasenkanten mit einer Nagelschere zu stutzen. Und er ist wertvoll für unser gesamtes Ökosystem – denn in einem naturnahen Garten wachsen und gedeihen nicht nur Pflanzen – hier leben auch zahlreiche unterschiedliche Insekten- und Tierarten. 

Artenvielfalt aktiv unterstützen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Insekten und Tieren im Garten eine noch schönere Umgebung zu bescheren. Zum einen kann man darauf achten, für sie relevante Blumen und Sträucher zu pflanzen. In warmen Monaten können Insekten- und Vogeltränken aufgestellt werden. Futterstationen für Vögel, Nistkästen, Wildbienenhotels, Fledermaus- und Igelhäuser sind schöne DIY-Projekte, die man schon für wenig Geld zusammen mit Kindern umsetzen kann. Auch Trockenmauern und Totholzhecken sind recht einfach angelegt und ein gern angenommener Unterschlupf. Abgestorbene Bäume können, sofern sie keine Gefahr darstellen, einfach stehen bleiben und werden mit der Zeit ganz automatisch zum Zuhause zahlreicher Arten. 

Spielmöglichkeiten im naturnahen Garten

Kinder müssen im naturnahen Garten nicht zurückstecken – ganz im Gegenteil können sie hier eine Menge entdecken und lernen. Sie können Insekten, Vögel, Eichhörnchen, Igel und andere Tiere beobachten, wilde Pflanzen kennenlernen und unbeschwert spielen – ohne Angst vor Schneckenkorn, Ameisengift und anderen Chemikalien, denn diese kommen im naturnahen Garten nicht zum Einsatz. Neben dem Garten an sich als Erlebnisraum kann man natürlich auch bewusst Spielecken erschaffen. Je nach Alter und Interesse des Kindes kann das beispielsweise ein naturnaher Sandkasten sein, der ins Erdreich gegraben und mit Steinen oder Baumstämmen umrandet wird. Oder ein Kletterparcours aus Baumstümpfen und alten Brettern. Ein Wasserspiel oder eine Matschküche kommen bei den meisten Kindern gut an, genau wie Versteckmöglichkeiten – etwa ein Tipi aus Weidenruten. Je nach Gegebenheiten des Grundstücks kann auch ein Baumhaus gebaut oder eine Schaukel an einem dicken Ast aufgehängt werden. Wer ein abschüssiges Gelände hat, kann eine Rutsche aus Metall direkt den Hang hinunter führen lassen. Eine tolle Idee ist auch ein Barfußpfad, der unterschiedliche natürliche Materialien wie Erde, Sand, Steine, Hackschnitzel, Zapfen und Kastanien enthält. 

Obst, Gemüse und Kräuter anpflanzen

Eigene Lebensmittel anzubauen und zu ernten ist nicht nur für Kinder eine spannende Sache. Den Lebenszyklus einer Pflanze vom Samen bis hin zur Frucht zu beobachten kann die Naturverbundenheit festigen. Gedüngt wird im naturnahen Garten mit organischen Mitteln wie beispielsweise Kompost, Pferdemist, Brennnesseljauche, Kaffeesatz, Eierschalen, Schafwolle oder Horn. Auf chemische Mittel wird gänzlich verzichtet – auch bei der Bekämpfung unerwünschter Gäste wie Ameisen, Schnecken oder Wühlmäuse. Um zu verhindern, dass sie sich über die Pflanzen hermachen, werden schonendere Methoden angewandt. Kinder können etwa ab drei Jahren ein eigenes Hochbeet bekommen und zunächst mit Unterstützung, später eigenverantwortlich, eigene Sorten anbauen und pflegen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.