Urban Jungle: Warum uns Zimmerpflanzen guttun

Zimmerpflanzen nicht gut für Luftqualität Studie
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Zimmerpflanzen sollen keinen nennenswerten Einfluss auf die Luftqualität haben. Bitte was? Die Ergebnisse einer Studie aus den USA haben uns wirklich überrascht! Naturkind Ann-Sophie weiß, warum es sich trotzdem lohnt, dein Zuhause in einen urbanen Dschungel zu verwandeln…

Urban Jungle ist in den letzten Jahren ein gängiger Begriff geworden, der besagt: Hol dir die Natur in deine eigenen vier Wände, um die Sehnsucht danach zu stillen. Neben einem dekorativen Effekt haben Zimmerpflanzen auch weitere positive Einflüsse auf uns Menschen. Und auch wenn uns diese Einflüsse vielleicht gar nicht bekannt sind, merken wir doch unterbewusst, dass es gut tut, uns mit Zimmerpflanzen zu umgeben. 

Kaum Effekt auf das Raumklima

Zimmerpflanzen liegen seit einigen Jahren wieder voll im Trend. Namen wie Monstera, Aloe Vera, Eukalyptus oder Pilea sind inzwischen sogar jenen bekannt, die keinen „grünen Daumen“ haben. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass Zimmerpflanzen neben ihren schönen dekorativen Eigenschaften einen positiven Einfluss auf die Luftqualität in einem Raum haben. Doch die Menschen, die aus diesem Grund Monstera und Co. angeschafft haben, müssen wir nun leider enttäuschen. Denn Forschende des Drexel University College of Engineering in Philadelphia haben diese These in einer Studie widerlegt. Sie haben herausgefunden, dass regelmäßiges Lüften oder Belüftungssysteme einen wesentlich höheren Effekt auf die Laufreinhaltung eines Raumes hatten, als Pflanzen.

Zimmerpflanzen seien zwar großartig, so der leitende Forscher Michael Waring, sie würden die Raumluft aber viel zu langsam reinigen und hätten daher kaum einen Effekt auf die Luftqualität eines Hauses. Laut Waring und seinem Kollegen Bryan Cummings wären zwischen zehn und 1.000 Pflanzen pro Quadratmeter erforderlich, um einen gleichen Effekt zu haben, wie man ihn beispielsweise mit geöffneten Fenstern erzielen kann. 

Immer her mit dem Grün – Linderung von Stress 

Trotzdem ist es von Vorteil, in den eigenen vier Wänden nicht auf Zimmerpflanzen zu verzichten. Denn sie haben, erwiesenermaßen, positive Auswirkungen auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden. Durch den sogenannten Care-Effekt, der auftritt, wenn wir uns um Pflanzen kümmern – sie also gießen, Staub von den Blättern wischen oder braune Stellen entfernen –  nimmt unser Stresslevel ab und wir fühlen uns entspannter. Auch die Farbe Grün wirkt sich auf Grund ihrer besänftigenden Wirkung positiv auf unsere Stimmung aus. Außerdem hat eine Studie der spanischen Wissenschaftlerin Julia Ayuso Sanchez ergeben, dass sich Menschen in der Nähe von Pflanzen wohler fühlen und ihrer Arbeit besser nachgehen können. Pflanzen erfüllen also auch in Büros oder im Homeoffice eine wichtige Funktion und sollten daher nicht fehlen.

Inzwischen gibt es sogar eine Therapieform, bei der Pflanzen eingesetzt werden, um den Stressabbau anzukurbeln und Stimmungsschwankungen zu lindern. In einer Metastudie haben die Forschenden James Summers und Deborah Vivian herausgefunden, dass die sogenannte Ökotherapie eine Chance auf Linderung diverser Erkrankungen oder Traumata sein kann. Sie kann Menschen etwa dabei helfen, besser mit posttraumatischen Belastungsstörungen umzugehen. 

Außerdem beobachteten Summers und Vivian positive Auswirkung von Zimmerpflanzen auf Menschen mit ADHS und Demenz. Für ältere Menschen, die sich nicht mehr gut bewegen könnten und daher keine Spaziergänge mehr unternehmen, seien Topfpflanzen hilfreich, so die Wissenschaftler:innen. 

Pflanzen wirken blutdrucksenkend

Erwiesenermaßen sinkt unser Blutdruck, wenn wir uns mit Pflanzen umgeben. Dies bestätigt eine Studie des Wissenschaftlers Jie Yin der Harvard Universität. Der Blutdruck der Proband:innen hatte sich während der ersten fünf Minuten in einem Raum mit Pflanzen stärker gesenkt, als in einem pflanzenleeren Zimmer. Folglich waren sie ruhiger geworden. Ähnliche Beobachtungen hat auch ein japanisches Forscherteam unter der Leitung von Chorong Song gemacht. Die Versuchsteilnehmenden haben 60 Sekunden lang eine Topfpflanze betrachtet und sind innerhalb dieser Minute in einen Ruhezustand gelangt. „Die kurze Zeit war genug, um ähnliche körperliche Funktionen wie bei der Meditation hervorzurufen“, berichten die Forschenden. 

Zimmerpflanzen jeder Art sorgen also für ein kleines bisschen Natur in deinem Zuhause und können sogar deiner Gesundheit etwas Gutes tun. Egal ob du dich für kleine Topfpflänzchen oder Ansammlungen von großen Monsteras oder Palmen entscheidest, sie heben in jedem Fall deine Stimmung, reduzieren Stress und sorgen ganz nebenbei für ein neues Hobby, indem du sie hegst und pflegst. 

Also, hübsche deine Wohnungen auf und sorge für dich. 

Ann-Sophie Bader
Ann-Sophie Bader

Ann-Sophie hat im Anschluss an ihr Studium an der Akademie für Mode und Design in Berlin ein achtwöchiges Orientierungspraktikum in der Naturkind Redaktion absolviert. Ihre freie Zeit verbringt die Limburgerin am liebsten mit ihrer Familie im eigenen Camper, beim Pilzesammeln in der Natur oder mit neuen Strick- und Häkelprojekten.