Wer ursprüngliche Landschaften mag und von wilder Natur gar nicht genug kriegen kann, ist im Nationalpark Eifel genau richtig.
Hier entsteht seit einigen Jahren der „Urwald von Morgen“. Daneben ist die Region bekannt für ihre dunklen Nächte, in denen man neben Sternschnuppen auch die Milchstraße sehen kann. Ein ideales Reiseziel für naturverliebte Familien.
Warum in die Ferne schweifen, wenn es vor der eigenen Haustür so vieles zu entdecken gibt? In Nordrhein-Westfalen, an der Grenze zu Belgien gelegen bietet der Nationalpark Eifel ein buntes Urlaubsprogramm für Groß und Klein. Hier darf Natur wieder Natur sein – am Tag und in der Nacht. Wer gut zu Fuß ist, sollte sich den Wildnis-Trail nicht entgehen lassen. Über eine Strecke von 85 Kilometern schlängelt er sich vom südlichen Ende bis zur nördlichen Spitze durch dichte Wälder und entlang spannender Ausflugsziele. Doch auch mit dem Fahrrad oder auf Pferden kann man die Wildnis in der Nordeifel an verschiedenen Orten hautnah erleben. Auch für Menschen im Rollstuhl, für Blinde und Hörgeschädigte gibt es spezielle Angebote und Führungen im Nationalpark Eifel. Die Region verspricht für die ganze Familie einen Urlaub, an den man noch lange gerne zurückdenkt.
Mit leichtem Gepäck
Wer eine Wandertour mit Kindern plant, ist über jedes Gramm dankbar, dass nicht getragen werden muss. Hierfür hat sich die Tourismusbranche einen besonderen Service einfallen lassen. Wer sich dem Wildnis-Trail stellen will und mit dem Bus oder Auto zum Startpunkt in Monschau-Höfen reist, kann im örtlichen Infozentrum sein Gepäck aufgeben. Dieses wird im Laufe des Tages vom gebuchten Hotel abgeholt und wenn man am Abend sein Ziel erreicht hat, sind Koffer und Taschen bereits vor Ort. So muss man auf nichts verzichten und kann dennoch ohne schwere Last wandern.
Der Urwald von Morgen
Die Tagesetappen des Wildnis-Trail umfassen zwischen 18 und 25 Kilometer und können teilweise abgekürzt werden. Von Monschau-Höfen aus beginnt die Tour durch einen dichten Buchenwald. Entlang der Wanderwege weisen Schilder mit Wildkatzen-Symbol die Richtung. Weil im Nationalpark seit 2004 nicht mehr aktiv in die Natur eingegriffen wird, dürfen die Wanderwege nicht ohne Erlaubnis verlassen und Naturschätze wie Wildkräuter, Beeren, Pilze oder Holz nicht gesammelt werden. Das natürliche Ökosystem kann sich so mit der Zeit neu entwickeln.
Auf 11.000 Hektar soll der Urwald wieder auferstehen, der vor Jahrtausenden schon zum Landschaftsbild der Eifel gehört hat. An einigen Stellen kann man den Veränderungsprozess schon heute gut beobachten – auch von den gekennzeichneten Wegen aus. Tote Bäume werden nicht abtransportiert, sondern dienen zahlreichen Insekten als zu Hause und Pflanzen als Nährboden. Über 2300 bedrohte Arten können in den Wäldern geschützt leben – darunter Wildkatzen, Mauerspechte und Mauereidechsen. Auch die Astlose Graslilie und die Deutsche Hundszunge sind im Nationalpark heimisch.
In vier Etappen durch den Nationalpark
Die erste Etappe des Wildnis-Trail endet im malerischen Einruhr. Nicht einmal 600 Einwohner zählt der Ort, doch Touristen zieht er zahlreiche an. Einruhr ist für seinen Heilsteinbrunnen, eine aus 43 Metern Tiefe sprudelnde Quelle, bekannt. Schon die alten Römer sollen daraus getrunken haben, worauf Münzfunde schließen lassen. Einruhr liegt am Obersee und bietet als beliebter Familien-Urlaubsort ein breites Angebot an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Gaststätten.
Der Wildnis-Trail führt in den weiteren Etappen nach Gemünd, Heimbach und Zerkall. An allen Zwischenstopps kann man Unterkünfte buchen und das Gepäck vorausschicken. Ein kulturelles Highlight in Gemünd ist in der Galerie „Eifel-Kunst“. Dort finden regelmäßig themenbezogene Ausstellungen, Vorträge und Lesungen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt statt. Das Wahrzeichen von Heimbach ist die mittelalterliche Burg Hengebach und in Zerkall ist die traditionelle Büttenpapierfabrik einen Besuch wert.
Naturerlebnisse ohne Wanderschuhe
Neben dem Wildnis-Trail gibt es in der Nordeifel weitere Naturerlebnisangebote. Auch Familien, die nicht wandern wollen oder können, kommen in der Region auf ihre Kosten: Schwimmbäder, Museen, freundliche Städtchen, aber auch Attraktionen wie die 2000 Quadratmeter große, barrierefreien Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ in Vogelsang laden zu Besuchen ein.
Mehrmals wöchentlich finden im Nationalpark Familientage statt. Dabei stehen die Kinder im Mittelpunkt und bei einer kostenfreien Führung durch einen lokalen Ranger kommen auch Eltern und Großeltern auf ihre Kosten. Mit ihren Erfahrungen und Geschichten lassen die Ranger die Wanderungen zu einem einmaligen Erlebnis werden. Bestens vertraut mit den Geheimnissen der Natur führen sie auf Touren unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit durch den Nationalpark. Daneben lädt ein buntes Programm zum Mitmachen ein: Tierspuren lesen, Pflanzenrätsel lösen, das Sehen mit den Händen üben, Gerüche, Farben und Formen oder wilde Plätze aufspüren – hier werden Kinder und Jugendliche spielerisch zu „Naturdetektiven“.
Nach den Sternen greifen
Im Sommer lohnt sich ein Blick zum Nachthimmel besonders, denn dann sind die meisten Sternschnuppen zu beobachten: vor allem zwischen dem 17. Juli und dem 24. August. Doch vielerorts wird es gar nicht mehr richtig dunkel. Die sogenannte Lichtverschmutzung, durch künstliche Beleuchtung erhellt den Nachthimmel und man kann weder Sterne noch Sternschnuppen von der Erde aus erkennen.
Anders ist das im Nationalpark Eifel. Dort setzt man sich für den Schutz der nächtlichen Natur und gegen Lichtverschmutzung ein. Das Schutzgebiet wurde 2014 sogar als erster „International Dark Sky Park in Deutschland“ von der International Dark Sky Association (IDA) ausgewiesen und mit etwas Glück kann man von dort aus sogar die Milchstraße erkennen. Wer einen Urlaub in der Region plant und an einer geführten Sternenwanderung teilnehmen will, sollte diese vorab online buchen. Alternativ oder ergänzend lohnt sich ein Besuch in der Sternwarte der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“, bei Schleiden. Dort kann man mit Teleskopen und Großfeldstechern in der Dunkelheit und auch am Tag spannende Himmelsbeobachtungen machen: Planetenringe, Sternhaufen, ferne Galaxien und Mondkrater, Sonnenflecken und Sonnenfackeln werden sichtbar.
Infos für Eltern:
nationalpark-eifel.de
Infos für Kinder:
kinder.nationalpark-eifel.de
Naturerlebnis Sternenhimmel:
sterne-ohne-grenzen.de
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.