Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat auf der 5. BOLETUS-Tagung im Sport- und Bildungszentrum Lindow (Mark) in Brandenburg die Amethystfarbene Wiesenkoralle – Clavaria zollingeri agg. als „Pilz des Jahres 2025“ vorgestellt.
Mit der Amethystfarbenen Wiesenkoralle stellt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. einen sehr farbenfrohen Vertreter der Wiesenkorallen vor. Der korallenartig verzweigte Pilz mit den violetten bis amethystfarbenen Ästen lebt in nährstoffarmen Mähwiesen, extensiven Viehweiden und Eschenwäldern auf eher sauren Böden. Dort lebt sie im Humus zwischen Moosen und Pflanzenresten wie Laub und Gras. Die Amethystfarbene Wiesenkoralle ist in ganz Europa und Nordamerika in geeigneten Lebensräumen verbreitet, aber auf naturnahe Wiesenbewirtschaftung mit Verzicht auf Düngung angewiesen. Die intensive Landnutzung der letzten 70 Jahre mit Ausbringung von unnatürlichen Mengen an Kunstdünger und Gülle hat zum Verlust von mehr als 90 % der ursprünglichen Lebendräume geführt. Der immense Stickstoffeintrag über die Luft macht auch vor Naturschutzgebieten nicht halt und verschlechtert deren Erhaltungszustand kontinuierlich.
Merkmale im Überblick
Die hübschen Fruchtkörper erscheinen von Sommer bis Herbst bei ausreichend feuchter Witterung. Die meist blauviolett gefärbten Äste entspringen aus einer breiteren, strunkartigen Basis und sind zur Spitze hin ein- bis zweimal verzweigt. Die Fruchtkörper werden 2-8 cm hoch und breit, die Äste sind 2 bis 4 cm lang und 2-4 mm dick. An diesen Ästen werden die Sporen gebildet und über die Luft zu geeigneten neuen Lebensräumen getragen. Diese Fruchtkörperform ist im Vergleich zu Blätterpilzen und Röhrlingen sehr einfach aufgebaut. Diese Pilzgruppen existieren vermutlich schon mehrere hundert Millionen Jahre auf der Erde. Naturfreunde könnten sie aufgrund ihrer auffälligen Farbe leicht entdecken, allerdings ist sie sehr selten geworden.
Gefährdung der Lebensräume
In Deutschland sind weniger als vierzig Standorte bekannt. In den Mittelgebirgen wie Bayerischer Wald, Thüringer Wald und Erzgebirge sowie in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch wenige rezente Vorkommen. Flächenversiegelungen und die für die und Nahrungsmittelproduktion in industriellem Ausmaß vorherrschende Landwirtschaft bedingen seit den 1950er Jahren fortschreitend immense Lebensraumverluste von Organismen, die an nährstoffarme Verhältnisse angepasst sind. Deutschland importiert pro Jahr mehr als 150 Millionen Tonnen an Futtermitteln.
Die Nährstoffe bleiben im Land und werden z. B. in Form von Gülle auf Wiesen und Feldern entsorgt. Dadurch wird nicht nur das Trinkwasser belastet, sondern das Artensterben von Pflanzen, Pilzen und Tieren billigend in Kauf genommen. Naturverträglich und ökologisch nachhaltig sind diese Maßnahmen nicht. Es gibt kaum noch unbelastete Böden, denn auch die mit den Produktionsabfällen ausgebrachten Mikroorganismen und Antibiotika stören das natürlich vorhandene Bodenleben. Auch wenn Naturschutz in Deutschland vielerorts nur noch musealen Charakter hat, müssen wir diese Restflächen konsequent pflegen und aushagern. Der Einsatz von Mulchmähern sollte Tabu sein. Die Weiterführung der traditionellen Landwirtschaft mit extensiver Beweidung oder Mahd mit Entfernung und Nutzung des Heus ist die einzige Möglichkeit, tausende von Arten in Deutschland für künftige Generationen zu erhalten.