Ein Schnitzmesser ist für viele Kinder ein Geschenk, auf das sie richtig stolz sind. Es beweist, dass ihre Eltern ihnen und ihren Fähigkeiten vertrauen. Damit kleine Schnitzanfänger:innen schnell erste Erfolgserlebnisse feiern und lange Spaß an ihrem neuen Hobby haben, sollte die Klinge aber nicht – wie viele Erwachsene denken – stumpf sein. Warum erklärt Naturkind Rebecca.
Neulich habe ich mich mit einem Vater über das Schnitzen unterhalten und er meinte, dass er seinem neunjährigen Sohn gerade ein eigenes Schnitzmesser gekauft habe – eines mit abgerundeter Klinge, speziell für Kinder. Die Klinge sei ihm aber zu scharf gewesen, also habe er sie sicherheitshalber mit Schleifpapier bearbeitet. Ich glaube, meine Augen sind während seiner Erzählung immer größer geworden. Das arme Messer, habe ich gedacht. Und: Der arme Junge. Wie soll er denn nun schnitzen lernen – mit einem stumpfen Messer? Vermutlich wird sein Frust schon nach kurzer Zeit so groß sein, dass er sich lieber ein anderes Hobby suchen wird. Bleibt nur zu hoffen, dass er sich vorher nicht verletzt. Tatsächlich birgt ein stumpfes Messer nämlich eine größere Gefahr für Verletzungen, als ein scharfes – denn erfahrungsgemäß neigen Schnitzanfänger:innen dazu, damit nur noch fester aufzudrücken und rutschen umso leichter ab.
Scharfe Messer sind gefährlich … wenn man unvorsichtig ist
Ich will die Gefahr von scharfen Messern damit nicht negieren. Meinen linken Daumen ziert seit meinem ersten Schnitzunfall mit sieben Jahren eine Narbe. Ich habe damals heimlich ein Taschenmesser meines Vaters aus der Garage stibitzt und damit unterwegs erste Schnitzversuche unternommen. Ohne Aufsicht, ohne Einweisung, ohne die Schnitzregeln zu kennen. Das war keine gute Idee: Ein Moment der Unachtsamkeit und die Klinge ist ein Stück einklappt. Ohne darüber nachzudenken, wollte ich sie wieder aufklappen – mit dem Daumen an der scharfen Seite. Die Klinge war so scharf, dass ich den Schnitt zuerst gar nicht gespürt habe. Erst, als das Blut heruntergetropft ist, bin ich panisch geworden. Natürlich hatte ich in meiner kindlichen Naivität kein Erste-Hilfe-Set dabei und so konnte ich von Glück sprechen, dass mich die Oma eines Mitschülers gesehen und direkt verarztet hat.
Zu Hause gab es erst einmal Ärger dafür, dass ich das Messer einfach genommen habe. Die Konsequenz meines Vaters: Er hat mir mein erstes eigenes Schnitzmesser gekauft – das ich bis heute in Ehren halte. Das Schnitzmesser war nicht weniger scharf als sein Taschenmesser und es hat auch keine abgerundete Klinge, wie ein typisches Kindermesser. Aber eine Sicherung die verhindert, dass die Klinge ungewollt zuklappt. Eine Einweisung in die Schnitzregeln habe ich von meinem Vater auch noch bekommen und dann hieß es: üben, üben, üben – anfangs immer in seiner Anwesenheit. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie damals nicht übervorsichtig reagiert und mir das Schnitzen verboten haben. Denn bis heute ist dieses Hobby ein schöner Ausgleich für mich.
Das richtige Schnitzmesser für Kinder
Meine drei großen Kinder haben von mir im Vorschulalter alle eigene Schnitzmesser geschenkt bekommen. Anders als mein erstes Schnitzmesser hatten die ersten Messer meiner Kinder aber abgerundete Klingen. Der Marke meines ersten Schnitzmessers bin ich (vor allem aus nostalgischen Gründen) treu geblieben. Ich kann das zeitlose Modell bis heute guten Gewissens empfehlen – auch, weil es in der Anschaffung günstig und das Material nachhaltig ist.
Schnitzregeln lernen
Zum Schnitzen lernen gehören einige einfache Regeln. Diese sollten Kinder vorab in aller Ernsthaftigkeit beigebracht bekommen. Jedem Kind muss bewusst sein, dass ein Messer eine Gefahr für es selbst, aber auch für andere sein kann und ein verantwortungsvoller Umgang damit der beste Schutz ist. Wenn ein Kind mit einem Messer hantiert, sollte immer eine erwachsene Aufsichtsperson anwesend sein und vorab kontrollieren, dass der Einklappschutz korrekt eingestellt ist. Damit das Schnitzen anfangs nicht zu mühsam ist, sollte eine weiche Holzart wie Linde oder Fichte gewählt werden. Erste Schnitzversuche können auch an einem morschen Ast oder einem Stück abgebrochener Rinde unternommen werden. Wer schnitzt, sitzt – und zwar mit ausreichend Abstand zu anderen Personen. Geschnitzt wird immer vom Körper weg, nie zum Körper hin. Wenn das Messer nicht mehr benötigt wird, wird es fachgerecht verpackt und verstaut. Weitere Tipps zum Schnitzen lernen für Kinder findest du in diesem Beitrag: So lernt dein Kind ganz einfach schnitzen
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Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.