Rodeln kann doch jedes Kind, wirst du vielleicht denken. Tatsächlich ist der Schlittenspaß nicht allzu schwer zu erlernen, doch auf einiges muss man schon achten, um sicher ins Tal zu kommen.
Seit Jahrtausenden werden Schlitten zur Fortbewegung und zum Transport genutzt. Bis heute ist die traditionsreiche Wintersportart beliebt – vor allem unter Kindern. Oft werden die Gefahren jedoch unterschätzt und so passieren jedes Jahr Unfälle, die hätten vermieden werden können.
Ab welchem Alter können Kinder rodeln?
Um die richtigen Techniken erlernen und einige Regeln beherzigen zu können, sollten Kinder über die notwendigen motorischen und kognitiven Fähigkeiten verfügen. Mit etwa sechs Jahren ist das bei den meisten der Fall, sollte aber im individuellen Fall entschieden werden. Ehe es allein auf die Piste geht, sollten Lenken und Bremsen geübt werden. Babys und Kleinkinder können freilich auch schon im Schlitten fahren: auf gerader Strecke können sie (mit montierter Rückenlehne) über eingeschneite Wege gezogen oder geschoben werden. Etwas größere Kinder können gemeinsam mit Mama oder Papa – die auf einem Doppelsitzer vor ihnen sitzen und von ihnen umklammert werden – seichte Pisten hinunter rodeln und dabei ein erstes Gefühl für diesen spaßigen Wintersport entwickeln.
Wo kann man rodeln?
Bevor es bergab geht, sollten die Bedingungen vor Ort überprüft werden. Die Piste sollte komplett mit Schnee bedeckt sein (vereiste oder bereits abgetaute Bereiche können zur Gefahr werden). Steile Berge bieten sich für Anfänger:innen nicht an. Außerdem sollte man darauf achten, wie viel gerade los ist und auf andere Rücksicht nehmen. Strecken auf denen viele Hindernisse (Bäume, Schilder, Zäune usw.) stehen, sollte sich erst zutrauen, wenn man gut lenken und bremsen kann.
ACHTUNG
Verbotsschilder beachten und nie in gesperrten Bereichen fahren.
#1 Der richtige Schlitten
Bereits beim Kauf gibt es einiges zu beachten. Im Handel gibt es verschiedene Schlittentypen und Kinder fühlen sich häufig von den bunten Modellen aus Kunststoff angezogen. Bobs, Porutscher oder aufblasbare Schlitten können zwar viel Spaß bringen, sind aber alle (auch jene mit Lenkrad) eher schwer zu kontrollieren und deshalb besser für erfahrene Rodler:innen geeignet.
Klassische Holzschlitten mit Stahlkufen sind meist eine gute Wahl für Anfänger:innen – sie sind robust, langlebig und nachhaltig, außerdem ist das Lenken damit recht einfach zu erlernen. Empfohlen werden sie für Kinder ab vier Jahren. Es gibt auch Doppelsitzer und zudem können mit wenigen Handgriffen (meist mit Flügelschrauben) eine Rückenlehne und ein Griff zum Schieben montiert werden sodass auch kleinere Kinder darin sitzen können. Da diese Modelle meist ein recht hohes Eigengewicht haben, brauchen Kinder vielleicht etwas Hilfe beim Hochziehen nach der Abfahrt.
#2 Die richtige Ausrüstung
Nicht nur beim Rodeln, generell im Winter, bietet sich der sogenannte Zwiebellook an, bei dem mehrere Lagen übereinander gezogen werden. Lange Unterwäsche aus Merinowolle oder Wolle/Seide ist eine vorteilhafte erste Lage. Darüber werden weitere Lagen – als obere eine wasser- und winddichte gezogen. Mütze, Schal und (wasserdichte) Handschuhe dürfen ebenfalls nicht fehlen und ein Schuhwerk, das nicht nur warm und wasserdicht ist, sondern auch ein Profil hat, mit dem man nicht leicht ausrutschen kann. Dieses hilft auch beim Lenken und Bremsen.
Babys und Kleinkinder, die im Schlitten gezogen oder geschoben werden, kühlen schneller aus und sollten deshalb zusätzlich einen dicken Fußsack bekommen, es kann darüber hinaus auch ein Schaffell oder eine zusammengefaltete Decke auf die Sitzfläche gelegt werden.
Beim Rodelausflug sollte außerdem ein Tagesrucksack mit Proviant (warme Getränke nicht vergessen), eventuell Wechselkleidung und ein Erste-Hilfe-Set nicht vergessen werden. Ein Skihelm oder Fahrradhelm können bei einem Sturz schützend wirken. Eine Skibrille schützt die Augen vor Sonne, Schneegestöber und eisigem Wind und wer bis in die Dämmerung hinein rodeln will, kann eine Stirnlampe aufsetzen, um selbst besser sehen zu können und von anderen besser gesehen zu werden.
#3 Die richtige Sitzposition
Auf einem klassischen Holzschlitten ist die richtige Sitzposition für die Fahrt bergab recht einfach: Mit dem Po auf die Sitzfläche setzen, den Oberkörper leicht nach hinten lehnen (sichere Fahrer:innen können sich auch auf den Rücken legen), die Beine nach vorne strecken und von beiden Seiten an die Hörner drücken, mit einer Hand den Lenkriemen und mit der anderen Hand den Holm greifen.
Wenn zwei Personen auf einem Doppelsitzer fahren, sollte die schwerere Person immer vorn sitzen. Die leichtere umklammert von hinten ihren Rumpf.
ACHTUNG In Bauchlage sollte man nie rodeln, denn in dieser Position kann man weder richtig lenken, noch schnell bremsen.
#4 Richtig lenken (und in Kurven fahren)
Manche Rodelstrecken sind kurvig und so muss man bei der Abfahrt lenken und Kurven fahren können, um nicht außerhalb der Strecke im Graben oder Gebüsch zu landen. Doch auch auf geraden Pisten kann es sinnvoll sein, Kurven zu fahren – um die Geschwindigkeit zu verringern oder Hindernissen auszuweichen. Es braucht einiges an Übung, ehe man mit einem klassischen Holzschlitten richtig lenken kann. Ehe man in eine Kurve fährt, sollte man abbremsen und sie von außen ansteuern.
Um eine Linkskurve zu fahren, zieht man (mit der rechten Hand) am Lenkriemen die linke Kufe etwas nach oben. Das linke Bein wird angehoben und das rechte Bein außen gegen die rechte Kufe gedrückt. Bei engen Kurven kann man zudem den freien Arm nach hinten ausstrecken und mit der Hand in den Schnee greifen. Eine Rechtskurve funktioniert nach dem gleichen Prinzip – nur entgegengesetzt. Bei leichten Kurven genügt es, ein Knie anzuheben und das Gewicht auf der Sitzfläche zu verlagern.
#5 Richtig bremsen
Das Bremsen sollte mehrfach geübt werden, ehe man eine Piste hinuntersaust. Am besten kennzeichnet man hierfür einen Stopppunkt. Zum Bremsen werden beide Füße mit den gesamten Flächen neben den Kufen auf den Boden gepresst. Wenn man zusätzlich die Hörner des Schlittens mit beiden Händen packt und nach oben zieht, erhöht man die Bremswirkung. Die Kurve sollte von außen angesteuert werden
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.