Stubenhocker:innen aufgepasst – wer zu oft in geschlossenen Räumen herumlungert, kann krank werden. Warum es so wichtig ist, sich häufiger im Freien aufzuhalten…
Im Durchschnitt verbringen Mitteleuropäer:innen 90 Prozent ihres Lebens in geschlossenen Räumen und im Umkehrschluss nur 10 Prozent der Zeit im Freien. Zu geschlossenen Räumen zählen nicht nur das eigene Zuhause, die Schule oder der Arbeitsplatz, sondern auch Auto, Bus und Zug, Kino, Café und Hallenbad. Die Menschheit hat sich einen künstlichen Lebensraum erschaffen, der gravierende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit haben kann. Auch auf das Verhalten vieler Menschen und letztlich auf die gesamte Gesellschaft kann sich ein solches Natur-Defizit negativ auswirken.
Mangelnde Luftqualität in geschlossenen Räumen
Während wir die Qualität unserer Nahrung selbst bestimmen können, ist das bei der Atemluft in geschlossenen Räumen oftmals nicht der Fall. Etwa 24 Kilogramm Luft atmen wir täglich – und diese ist nicht selten belastet. Was viele nicht ahnen: Die Luft in geschlossenen Räumen ist sogar bis zu fünfmal so belastet, wie die Außenluft. Neben Ausdünstungen von Möbeln, Teppichen und Wandfarben, ist es vor allem der Mensch, der die Luft durch seinen Atem verunreinigt.
In Räumen, in denen sich viele Menschen gleichzeitig aufhalten, ist die CO2-Konzentration meist erhöht. Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Kopfschmerzen können die Folgen sein können. Vor allem in Klassenräumen und Großraumbüros ist dieses Problem bekannt. Regelmäßiges und richtiges Lüften sind deshalb unerlässlich. Zimmerpflanzen, die das CO2 in Sauerstoff umwandeln, können eine zusätzliche Hilfe sein. Aber auch der Aufenthalt im Freien – im Idealfall in der freien Natur – sollte als täglicher Ausgleich eingeplant werden – und das von Anfang an.
Auf Abwegen
Halten wir uns draußen auf, dann meist auf asphaltierten, gepflasterten oder mit Schotter aufgeschütteten Wegen. Die meisten von uns tragen dabei Schuhe und gehen nur selten querfeldein. Barfuß über Wiesen, durch Bäche und Wälder gehen – ohne Ziel und Plan – das tut man doch eher selten bis gar nicht. Dabei wäre genau das wichtig und sogar gesund bis heilsam. Das Smartphone einfach mal ausschalten, die Uhr aus dem Blickfeld nehmen und ohne Zwang treiben lassen.
Dabei kann man sich selbst ganz neu kennen und lieben lernen. Das Tageslicht, die frische Luft und die Bewegung können unseren Geist und unseren Körper stärken und uns ein neues Selbstbewusstsein schenken. Nebenbei kann der achtsame Blick in die Landschaft dabei helfen, Stress abzubauen oder Entscheidungen zu treffen. Fernab des Alltags und angeeigneter Ablenkungsstrategien können Gedanken neu sortiert werden.
Der tägliche Aufenthalt im Freien kann außerdem das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System stärken, die Konzentrationsfähigkeit fördern und gegen Verstimmungen helfen.
Die Natur als Erlebnisspielplatz
Kinder brauchen keine Spielgeräte, um sich draußen wohlzufühlen. Die Natur bietet viele Möglichkeiten, kreativ zu werden und intuitiv Spiele zu entwickeln. Eltern und Erzieher sollten Kindern diesen Freiraum lassen und ihnen nicht zu viele Vorgaben machen. Stattdessen können sie durch regelmäßige Aufenthalte in der Natur ganz automatisch die Sinne und Geschicklichkeiten ihrer Kinder fördern, ohne manipulierend in die Entwicklung einzugreifen. Außerdem erlangen die Kleinen durch Natur-Erlebnisse ein Verständnis für das Thema Umweltschutz – ein wichtiges Tool für ihr späteres Leben.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.