Wer die Natur durch Kinderaugen sieht, entdeckt immer wieder etwas Neues und erlebt im Alltäglichen kleine Abenteuer – etwa im faszinierenden Lebensraum Bach.
In Zeiten, in denen viele Freizeitaktivitäten nicht möglich sind, entdecken immer mehr Menschen die Natur für sich wieder. Dabei bekommt der Bach als vielseitiges Ausflugsziel noch zu wenig Beachtung geschenkt, wie wir finden. Hier gibt es für Klein und Groß vieles zu entdecken, zu erfahren und zu erleben. Und egal, ob man im flachen Norden lebt, im bergigen Süden oder irgendwo dazwischen – Bäche gibt es überall in Deutschland.
Das lebt am und im Bach
Am und im Bach leben viele Tier- und Pflanzenarten. Ausgerüstet mit einem Fernglas, einem Kescher, einer Schaufel, einem Eimer und einer Becherlupe kann man sie erforschen. Da wären etwa Vögel wie die Wasseramsel oder Amphibien, wie der Grasfrosch, aber auch Fische, wie das Moderlieschen oder Insekten wie die Libelle. Auch Muscheln, Schnecken, Krebse und Larven, Laich oder Kaulquappen kann man am Bach entdecken. Pflanzen, die einen Standort in der Nähe eines Fließgewässers bevorzugen, sind etwa das Milzkraut, die Sumpfdotterblume oder der Bachnelkenwurz. Die Silberweide, die Schwarzerle und die Esche sind nur einige Bäume, die auf feuchten Böden gut gedeihen und im Wasser selbst fühlen sich verschiedene Moos- und Algenarten wohl.
Achtsamkeit üben
Wer die Tierwelt rund um den Bach beobachten will, sollte keine grellen Farben tragen, sich leise verhalten, langsam gehen und keine Steine ins Wasser werfen. Scheint die Sonne, sollte man außerdem darauf achten, keinen Schatten auf den Bach zu werfen. Doch auch ohne die Absicht, Tiere zu entdecken, ist der Bach ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen und einfache Achtsamkeitsübungen machen kann. Diese können helfen, Stress abzubauen und neue Kraft zu tanken. Hierfür kann man entspannt am Ufer sitzen, aufs Wasser schauen und dem Plätschern lauschen oder, wenn es der Untergrund erlaubt, barfuß durch den Bach waten und dabei jeden Schritt ganz bewusst gehen. Folgende Fragen können dabei helfen, die Alltagssorgen für einen Moment zu vergessen und sich ganz auf die Übung zu konzentrieren:
- Ist das Wasser trüb oder klar?
- Welche Farbe hat das Wasser?
- Ist es kalt oder warm?
- Kann ich Tiere beobachten?
- Was höre ich, wenn ich die Augen schließe?
- Wie fühle ich mich gerade?
„Setz dich an einen Bach
Swami Kriyananda
und sei einfach da.
Das Lied des Wassers wird
deine Sorgen aufnehmen
und sie hinab zum Meer tragen.
Abenteuerspielplatz Bach
Für alle, die es wilder mögen, wird der Bach mit etwas Fantasie zum Abenteuerspielplatz. Die meisten Kinder brauchen keine Anleitung, um hier im Freispiel Beschäftigungen zu finden – sie toben einfach drauf los und die Zeit fließt dahin. Manchmal fehlt es aber etwas an Motivation, dann können Spiele angeleitet werden. Wie wäre es etwa mit dem Bach-ABC? Hierbei ist es die Aufgabe, einen Gegenstand zu einem bestimmten Buchstaben zu finden – beispielsweise einen Ast zum Buchstaben A oder einen Stein zum Buchstaben S. Die Buchstaben müssen nicht unbedingt nach alphabetischer Reihenfolge gewählt und es können auch welche ausgelassen werden. Dieses lustige Suchspiel kann auch auf einer Wanderung im Gehen gespielt werden. Auf diesem Spiel aufbauend kann im Anschluss das Spiel „Was fehlt“ gespielt werden. Alle gesammelten Gegenstände werden auf dem Boden ausgelegt und die Kinder müssen sich diese einprägen, ehe sie wegschauen müssen. Nun wird ein Gegenstand entfernt und die Kinder dürfen wieder schauen. Was fehlt?
Basteln mit Naturmaterialien
In der Natur finden sich allerlei Materialien, mit denen sich kreativ basteln und werkeln lässt. Vielleicht beim zuvor beschriebenen Suchspiel. Wichtig dauerhaft in natürliche Prozesse einzugreifen. Bauen die Kinder etwa einen Staudamm oder ein Wasserrad, sollten diese wieder abgetragen werden, ehe man den Heimweg antritt. Ein weiterer Klassiker, den schon kleinere Kinder selbst basteln können, ist das Rinden-Boot. Hierfür braucht man ein Taschen- oder Schnitzmesser, Rinde, einen dünnen Ast und ein Blatt. Im ersten Schritt wird die Rinde in der Form eines Bootes zurecht geschnitzt – vorne spitz und hinten abgerundet. Mittig wird im zweiten Schritt ein Loch in die Rinde gebohrt und der Ast durchgesteckt. Ist das Loch etwas kleiner als der Durchmesser des Astes, hält dieser als Mast stabil und kippt nicht um. Im dritten und letzten Schritt wird das Blatt vorsichtig auf den Ast gesteckt, sodass es wie ein Segel aussieht. Nun kann das Boot ins Wasser gelassen werden. Hat man mehrere, kann man sie bei einer Regatta gegeneinander antreten lassen.
Bach, Fluss oder Kanal?
Handelt es sich um einen Bach oder Fluss? Diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten, denn im Grunde ist ein Bach nichts anderes, als ein kleiner Fluss. Wie klein er sein muss, um sich noch Bach nennen zu dürfen, ist jedoch nicht eindeutig definiert. Manche sagen, er dürfe maximal fünf Meter breit sein, andere finden, dass erst Schiffverkehr einen Fluss ausmache – doch es gibt auch Flüsse, auf denen keine Schiffe fahren können. Bei beiden handelt es sich jedenfalls um Fließgewässer, die von einer Quelle zu einer Mündung immer nur in eine Richtung fließen. Ein Kanal hingegen ist eine von Menschen künstlich errichtete Wasserstraße ohne Quelle und Mündung, weshalb sie selten fließen und deshalb zu den stehenden Gewässern zählt.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.