Holzmuseum. Das klingt in manchen Ohren langweilig. Was kann man da schon sehen? Holz und noch mehr Holz? STOPP! Wer so denkt sollte unbedingt den folgenden Bericht lesen, denn unsere Redakteurin Rebecca war vor Ort und ist begeistert zurückgekehrt…
Mit einer sehr großen Erwartungshaltung bin ich zu dieser Berichterstattung ins Tiroler Auffach gefahren. Mein Spitzname von Geburt an ist „Kleinholz“ (nach meinem Vater, der „Holz“ genannt wird und Schreinermeister ist). Die ersten Lebensjahre habe ich auf einem Sägewerk gewohnt, in dem mein Opa der Meister war und auch darüber hinaus viel Zeit in der Werkstatt meines Vaters verbracht. Holz und ich – das ist eine lange Liebesgeschichte. Und sie sollte im 1. Tiroler Holzmuseum nicht enden.
Beeindruckend, schon auf den ersten Blick
Bereits als ich mit dem Auto in die Straße des beschaulichen Ortes Aurach in der Tiroler Wildschönau einbiege, die mein Navi als Zielort erkennt, bin ich für einen Moment sprachlos. Da steht an der Ecke dieses wahrlich sonderbare Haus, das wirkt wie aus der Kulisse eines Märchenfilms entsprungen. Ja, das muss es sein – das 1. Tiloler Holzmuseum. Es ist abends und das Museum hat bereits geschlossen, aber ich lasse es mir nicht nehmen, um das Haus herumzuspazieren. Hier gibt es so viele liebevolle Details zu entdecken, dass allein das bereits ein Erlebnis ist. Da sind geschnitzte Kunstwerke in groß und klein und spielerisch verpacktes Wissen über die Entstehungsgeschichte des Dorfes, dessen Name Auffach – wen wundert es noch – etwas mit Holz zutun hat. Ich kann es kaum abwarten, am nächsten Tag in das Museum herein zu dürfen und übernachte im Hotel gegenüber. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Auch IM Holzmuseum kann man übernachten, dort gibt es nämlich zwei Ferienwohnungen. Beim nächsten Mal meine erste Wahl!
Hereinspaziert – Kinder, Tiere, Attraktionen!
Jetzt eskaliere mal nicht, sag ich mir und versuche ernsthaft, mich zusammenzureißen. Aber das ist kaum möglich. Denn kaum habe ich das Holzmuseum betreten, bin ich wie verzaubert. Es duftet nach Holz, es gibt so viel zu entdecken, zu erleben und zu lernen. Ich bemerke gar nicht, wie die Zeit vergeht und habe nach drei Stunden noch immer nicht alles gesehen! Andächtig schlendere ich durch den Keller, in dem das Museum zu einer Zeitreise einlädt und in die Vergangenheit blicken lässt. Magisch angezogen von einer offenen Werkstatttür, stehe ich plötzlich vor einer Werkbank, in der werkeln ausdrücklich erlaubt ist, und verliere mich in ersten Versuchen als Holzbildhauerin. Zugegeben, das Ergebnis ist alles andere als professionell, aber es macht so viel Spaß! Auch Kinder dürfen sich hier ausprobieren und hinterher alles stehen und liegen lassen, in dem kreativen Chaos, das hier herrscht. Ich erkunde jeden der 27 Räume des verwinkelten Hauses, in dem wirklich alles aus Holz ist. Nicht nur Möbel, Spielsachen, Musikinstrumente und Haushaltsgegenstände, sondern auch Kleidung und sogar Toiletten. Ich will mir nicht ausmalen, wie viel Arbeitszeit in diesem Projekt stecken muss!
Der Herr des Hauses
Nach etlichen Irrwegen – ich habe längst die Orientierung verloren – stehe ich auf einem Hinterhof, in dem es ebenfalls an jeder Ecke etwas Besonderes zu Entdecken gibt. Da sehe ich einen ergrauten Herrn, der gerade an einem beeindruckenden Kunstwerk arbeitet – einer filigranen Marienfigur. Wow, ich muss ihn ansprechen. Er stellt sich mir als Hubert Salcher vor und somit als Gründer und Besitzer und übrigens auch Bewohner des Holzmuseums. Das Haus ist sein Elternhaus, das er geerbt und über die Jahrzehnte in dieses wundersame Museum verwandelt hat. 27 Mal hat er angebaut, um auf die heutige Größe zu kommen. Exponate aus aller Welt und aus eigener Herstellung hat er gesammelt und sortiert. Als Holzbildhauer führt er nicht nur das Museum, er arbeitet auch in einer eigenen Holzschnitzerei und verkauft seine Werke. Am Ausgang gibt es einen niedlichen Shop, da werde ich mir gleich noch eine handgeschnitzte Christbaumkugel kaufen, die ich gestern im Schaufenster gesehen habe.
Da fällt mir ein, dass ich ja meinen 10-jährigen Sohn mitgebracht habe und werde kurz unruhig. Er ist selbstständig auf Entdeckungstour gegangen und mir manchmal über den Weg gelaufen, aber ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen. Keine Sorge, beruhigt mich Hubert Salcher, der Bub spiele im Baumhaus. Als ich die Holzleiter zu ihm hochklettere, überschlägt er sich mit seinen Erzählungen über das, was er in den letzten Stunden an diesem Ort alles erlebt hat. Gemeinsam genießen wir noch ein wenig die Aussicht und lassen dieses Abenteuer sacken.
Weitere Infos zum 1. Tiroler Holzmuseum: www.holzmuseum.com
Eintritt: 10 Euro pro Person, für alle über 1 m Körpergröße.
Eine Sonderführung mit Hubert Salcher dauert ca. 40 Minuten, kostet 2 Euro pro Person und ist zu empfehlen!
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.