Schwanger trotz Spirale? So oft kommt das wirklich vor

Schwanger trotz Spirale
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Viele Frauen entscheiden sich für eine Spirale zur Empfängnisverhütung. Damit fühlen sie sich sicher vor einer Schwangerschaft geschützt. Doch sind sie das wirklich?

Spätestens seit auf mehreren Social Media Plattformen ein Video von einem Neugeborenen viral ging, das bei seiner Geburt eine Spirale in der Hand hielt, sind viele Frauen beunruhigt. Auch wenn in der Zwischenzeit zahlreiche Expert:innen erklärt haben, warum das Video nicht echt sein kann, haben sich in den Kommentaren zahlreiche Betroffene zu Wort gemeldet, die trotz Spirale schwanger geworden sind. Tatsächlich ist das möglich, aber eher die Ausnahme.

Spirale gilt als relativ sicher

Es gibt kein Verhütungsmittel, dass einen 100-prozentigen Schutz vor einer Schwangerschaft garantiert. Zu den Verhütungsmitteln mit einem relativ hohen Schutz zählen aber sowohl die Kupferspirale (Pearl-Index 0,3-0,8) als auch die Hormonspirale (Pearl-Index 0,16). Beide Varianten werden von einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen in die Gebärmutter eingesetzt. Dort bleibt die Spirale (je nach Modell) 3-10 Jahre. In dieser Zeit sollte regelmäßig untersucht werden, ob sie noch an der richtigen Stelle liegt.

PEARL-INDEX
Der Pearl-Index sagt aus, wie sicher ein Verhütungsmittel ist. Die Zahl gibt an, wie viele von 1.000 Frauen trotz des jeweiligen Verhütungsmittels innerhalb von einem Jahr schwanger werden. Bei einem Pearl-Index von 0,3 sind es demnach 3 von 1.000 Frauen.

Spirale kann verrutschen oder rausfallen

Die regelmäßigen Untersuchungen sind wichtig. Es ist möglich, dass eine Spirale verrutscht oder gar rausfällt. In beiden Fällen ist der Schutz dann nicht mehr vorhanden und es kann zu einer Schwangerschaft kommen. Mit etwas Übung kann man die Spirale auch selbst ertasten und somit zusätzlich überprüfen, ob sie noch in der Gebärmutter liegt. Bei jeder Unsicherheit sollte man eine gynäkologische Praxis aufsuchen und nachsehen lassen. In der Regel muss eine solche Untersuchung selbst bezahlt werden. Am besten informiert man sich vorher darüber bei der eigenen Krankenkasse.

Nach dem Einsetzen zusätzlich verhüten

Ob die Hormonspirale direkt nach dem Einsetzen Schutz bietet, hängt von dem Tag ab, an dem sie eingesetzt wurde. Wurde sie am ersten bis siebten Zyklustag eingesetzt, kann auf einen zusätzlichen Verhütungsschutz verzichtet werden. Wurde sie aber zu einem späteren Zeitpunkt im Zyklus eingesetzt, sollte für die nächsten sieben Tage zusätzlich – beispielsweise mit einem Kondom – verhütet werden.

Die Kupferspirale wirkt direkt ab dem Tag des Einsetzens empfängnisverhütend. Grundsätzlich raten viele Ärztinnen und Ärzte aber dennoch dazu, nach dem Einsetzen eine Woche keinen Geschlechtsverkehr zu haben, um der Gebärmutter Zeit zu geben, sich an den Fremdkörper zu gewöhnen. Am besten fragt man beim Aufklärungsgespräch aktiv danach.

Gegen Ende der Zeit

Nach 3-10 Jahren wird die Spirale entfernt, sofern vorher kein Grund dafür spricht. Wann genau die Spirale ihre Wirkung verliert, erfährt man beim Einsetzen. Die Gynäkologin oder der Gynäkologe gibt meist eine Papierkarte mit, auf der das Ablaufdatum notiert wurde. Diesen Termin sollte man sich unbedingt im Kalender einspeichern. Bis zu diesem Datum soll die Wirkung garantiert sein. Wer den Termin verpasst und die Spirale länger trägt, darf darauf nicht vertrauen.

Trotz Spirale schwanger – und nun?

Ist der Schwangerschaftstest positiv, obwohl man eine Spirale hat einsetzen lassen, ist der Schock meist groß. Eine Schwangerschaft sollte verhindert werden und dennoch ist es dazu gekommen. Nun gilt es zunächst Ruhe zu bewahren und zeitnah eine gynäkologische Praxis aufzusuchen. Die Ärztin oder der Arzt kann die Schwangerschaft nicht nur bestätigen, sondern auch herausfinden, ob diese intakt ist und in welcher Schwangerschaftswoche sich die Patientin befindet. Zudem kann überprüft werden, ob die Spirale noch in der Gebärmutter liegt. Ob sie dann gezogen werden muss oder im Körper bleiben kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird im Einzelfall entschieden.

Ist die Schwangerschaft noch nicht weit fortgeschritten und unerwünscht, kann ein Abbruch eine Option sein. Auch darüber kann die Ärztin oder der Arzt auf Wunsch aufklären.

Da viele Frauen mit Spirale ihre Periode nicht mehr bekommen, kann es vorkommen, dass die Schwangerschaft erst zu einem späteren Zeitpunkt bemerkt wird und die Option, sie durch einen Abbruch vorzeitig zu beenden, in Deutschland nicht besteht. Frauen, die ihre Periode durch ein Verhütungsmittel nicht mehr bekommen wird von einigen Expert:innen geraten, regelmäßig einen Schwangerschaftstest zu machen, um diese Situation zu vermeiden.


Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche bietet dieser Beitrag keine medizinische Beratung und ersetzt nicht das Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.