Natur und Digitalisierung – zwei Welten treffen aufeinander. Könnte man meinen. Richtig genutzt kann das Smartphone draußen ein praktisches Gadget sein. Etwa, wenn man darauf die folgenden Apps installiert hat.
Wir sind ganz klar für „Digital Detox“. Das Smartphone auch mal in der Tasche zu lassen und sich achtsam auf das wahre Leben zu konzentrieren, kann entschleunigend wirken. Bei Ausflügen in die Natur ist es dennoch sinnvoll, ein Smartphone dabei zu haben – allein schon, um im Notfall schnell Hilfe rufen zu können. Und – Hand aufs Herz – wer will bei einem Familienausflug keine schönen Erinnerungsfotos schießen? Doch ein Smartphone kann viel mehr sein als Telefon und Kamera. Eine Landkarte beispielsweise, ein Kompass oder ein Naturführer. Viele Apps funktionieren auch offline und alle von uns vorgestellten sind sowohl für Android, als auch iOS erhältlich.
Diese Apps stellen wir in dem Beitrag vor:
- PeakFinder (Berge bestimmen)
- Pl@ntNet (Pflanzen bestimmen)
- StarWalk 2 (Sterne bestimmen)
- Komoot (Routenplanung und Navigation)
- SimplyNorth (Einfacher Kompass)
- Toiletten Scout (Übersichtskarte mit Toiletten)
- ASB (Erste Hilfe)
Der Berg ruft – aber welcher?
Wer in den Bergen unterwegs ist, genießt (zumindest bei gutem Wetter) einen herrlichen Panoramablick. Beeindruckende Felsen ragen am Horizont in die Höhe, Gipfel kitzeln die Wolken, manche sehen aus wie Figuren. „Schau, das da vorne ist der Wilde Kaiser“, hören wir uns sagen und unsere Kinder schauen beeindruckt. „Und der daneben?“, wollen sie wissen. „Ähhhm…“ Man kann wirklich nicht alles wissen. App schon. Naja, fast alles zumindest. Die App PeakFinder AR kennt 950.000 Bergnamen. Beeindruckend, oder? Sie funktioniert weltweit und sogar offline.
Es gibt zwei Möglichkeiten, ein Ergebnis zu erhalten: Entweder aktiviert man über die App eine GPS-Funktion und erhält daraufhin ein einfach skizziertes Bergpanorama des aktuellen Standorts (Bild 1). Oder man nutzt den integrierten Kameramodus (Bild 2). Darin überlagert die App das Kamerabild mit einer Panoramadarstellung. In beiden Fällen sind die Gipfel mit ihren jeweiligen Namen versehen. Klickt man einen Namen an, erhält man weitere Infos zu diesem Berg und darüber hinaus bietet die App weitere spannende Funktionen wie beispielsweise ein „Fernrohr“.
Zwar ist diese App nicht kostenfrei, die Investition von derzeit 4,65 Euro (Android) bzw. 5,49 (iOS) lohnt sich aus unserer Sicht aber für alle, die eine Bergtour planen und sich selbst nicht so gut auskennen.___STEADY_PAYWALL___
Was wächst denn da?
Nicht nur im Frühling entdeckt man bei Spaziergängen, Wanderungen oder Radtouren am Wegesrand eine Vielzahl an Pflanzen. Manche davon kennt jedes Kind, andere wiederum kann man nicht (sicher) bestimmen. Die App Pl@ntNet kennt immerhin mehr als 37.000 Pflanzenarten weltweit. Zunächst gibt man in der App den Lebensraum der Pflanze an (beispielsweise Europa). Dann fotografiert man Teile der Pflanze (etwa die Blüte) und lädt sie in der App hoch. Je mehr Fotos der App zur Verfügung stehen, desto sicherer kann sie die Pflanze von anderen unterscheiden und ein genaues Ergebnis liefern. Neben dem deutschen Namen der Pflanze lernt man durch die App direkt den lateinischen Namen und mit nur einem Klick landet man auf einem passenden Wikipedia-Artikel, in dem man interessante Infos über die Pflanze bekommt.
Weil die App kostenfrei ist und durch das Community-Prinzip lebt, ist es gern gesehen, dass man die hochgeladenen Fotos für andere User:innen hinterlegt – das ist aber kein Muss.
Das Weltall auf dem Smartphone
Natur kann man nicht nur bei Tageslicht erleben. Auch und gerade in der Nacht kann schon ein simpler Spaziergang zum spannenden Outdoor-Abenteuer werden. Ist der Himmel auch noch sternenklar, wird aus dem Ausflug eine Reise ins Weltall. Den Polarstern erkennen die meisten Menschen und auch den kleinen und den großen Wagen. Doch dann hört es bei vielen auch schon auf. Ist nicht schlimm. Dafür gibt es schließlich Hilfsmittel – beispielsweise die Astronomie-App Star Walk 2. Auf einer interaktiven Sternkarte kann man damit Sterne, Planeten und Sternbilder identifizieren und spannende Infos sowie kuriose Fakten über Himmelskörper nachlesen und sogar aufwändige 3D-Modelle bestaunen. Nach Aktivierung des Kameramodus richtet man den Fokus auf den Sternenhimmel, die App überlagert das Bild nun mit den entsprechenden Angaben.
Auch über Aktuelles zu astronomischen Ereignissen hält die App auf dem Laufenden. Mithilfe verschiedener App-Erweiterungen kann man zudem Satelliten, Sternhaufen, Nebel, Galaxien, Asteroiden, Kometen, und Meteore erkunden. Die App an sich kann kostenlos heruntergeladen werden, verschiedene Funktionen müssen dann jedoch (bei Bedarf) hinzugekauft werden.
Wo gehts lang?
GoogleMaps kennen (und nutzen) vermutlich die meisten Smartphone-Besitzer:innen für ihre Navigation unterwegs. Doch es gibt auch Alternativen, die einige Vorteile bieten – die App Komoot beispielsweise. Sie ist Routenplaner und Navi gleichzeitig und richtet sich speziell an Menschen, die gern aktiv in der Natur unterwegs sind. Eine Vielzahl an fertigen Touren, sortiert nach verschiedenen Sportarten, machen die Planung besonders einfach. Wer eine eigene Tour planen, Stopps und Ausflugsziele festlegen und das Ganze für sich abspeichern (oder mit Freund:innen teilen) will, kann aber auch das in der App tun.
Komoot hat praktische Funktionen integriert, beispielsweise kann man sich die verschiedenen Untergründe auf den ausgewählten Routen vorher ansehen und im Zweifelsfall einen alternativen Weg auswählen. Gerade für Familien mit kleinen Kindern oder Menschen mit Handicap ist das eine tolle Sache. Die Karten sind alle auch offline nutzbar. Auch eine Wetterbestimmung ist direkt in der App möglich und für die Planung nützlich.
Zwar gibt es eine kostenfreie Basis-Version der App, doch diese beinhaltet nur wenige Regionen. Weitere Regionen und sinnvolle Funktionen wie eine Sprachnavigation können dazu gekauft werden. Derzeit gibt es Einzelregionen für 3,99 Euro, Region-Pakete für je 8,99 Euro und ein komplettes Welt-Paket für 29,99 Euro.
Alte Technik in neuem Gewand
Als im 13. Jahrhundert der erste Kompass erfunden wurde, war das eine Innovation, die vor allem Entdecker:innen ihre oft langen und beschwerlichen Reisen erleichtert und ihnen so manch einen Irrweg erspart haben. In den folgenden Jahrhunderten ist dieses Gadget alltagstauglich und so erschwinglich geworden, dass es hierzulande in kaum einem Haushalt gefehlt hat. Bis heute ist es faszinierend, dass sich eine magnetische Nadel am Magneten unserer Erde ausrichtet und uns auf diese Weise die Himmelsrichtungen anzeigt. Unterwegs ein hilfreiches Wissen. Statt einen herkömmlichen Kompass mitzunehmen kann man inzwischen jedoch einfach eine App installieren – beispielsweise SimplyNorth.
Diese App ist minimalistisch gehalten und leicht zu bedienen: Öffnet man die App, sieht man direkt die interaktive Grafik eines klassischen Kompass. Man kann einstellen, ob der Hintergrund weiß oder schwarz sein soll – viel mehr Optionen gibt (und braucht) es nicht. In der Android-Version ist SimplyNorth kostenfrei, allerdings wird Werbung eingeblendet. Die iOS-Version ist werbefrei, kostet dafür aber 2,29 Euro.
Wenn die Blase drückt
„Ich muss mal“, ein gefürchteter Satz von vielen Eltern, die mit ihren Sprösslingen unterwegs sind. Irgendwo im Wald wird man noch ein ungestörtes Plätzchen zum Wild-Pieseln finden (Achtung: eigentlich ist das gar nicht erlaubt) – doch was, wenn man sich in der Zivilisation befindet und mit den örtlichen Gegebenheiten nicht auskennt? Keine Panik! Die App Toiletten Scout verrät, wo man die nächste von weltweit 2,5 Millionen hinterlegten, öffentlich zugänglichen Toiletten findet.
Mithilfe von integrierten Schnittstellen zu Navigations-Apps wie GoogleMaps kann man sich direkt zur nächsten Toilette navigieren lassen. Auch das Eintragen und Bewerten von besuchten Toiletten ist Nutzer:innen in der App möglich.
Für Android gibt es die App kostenfrei, iOS-Nutzer:innen zahlen aktuell einmalig 1,09 Euro.
Auf Notfälle gut vorbereitet
Vor jedem Ausflug sind wir positiv gestimmt, dass nichts passieren wird. Doch auch wenn Optimismus wichtig ist, sollte man auf Notfälle vorbereitet sein. Es muss nicht einmal der eigenen Gruppe etwas passieren – manchmal kommt man als Ersthelfer:in zu einem Geschehen und muss schnell handeln. Einen professionell angeleiteten Erste-Hilfe-Kurs sowie ein Erste-Hilfe-Kit im Rucksack ersetzt nichts. Eine App kann dennoch eine hilfreiche Unterstützung sein – sowohl zur Vorbereitung, als auch während einer Erstversorgung. Wir haben aus diesem Bereich verschiedene Apps getestet und finden am besten die ASB APP Erste Hilfe im Notfall (vom Arbeiter-Samariter-Bund Bonn).
Die App ist kostenlos und enthält sehr umfangreiches Infomaterial und wertvolle Tipps. Mithilfe von verständlichen Videos, eindeutigen Bildern und kurzen, prägnanten Erklärungstexten kann man sein Wissen über Erste Hilfe auffrischen und neues dazu gewinnen. Auch das Thema „Erste Hilfe am Kind“ wird behandelt. Zur Auswahl stehen mehrere Videos zu wichtigen Notfällen von Säuglingen und Kindern. Wer in einer Notfallsituation plötzlich einen Blackout hat und trotz Vorbereitung gar nicht mehr weiß, was zutun ist, kann die App zur Hilfe nehmen.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.