Erstausstattung: Was braucht ein Baby wirklich?

Baby Erstausstattung
© Anastasiia Krivenok / Adobe Stock

Im Durchschnitt 3.000 Euro geben werdende Eltern in Deutschland für die Erstausstattung ihres Babys aus. Muss das sein? Was braucht ein Baby wirklich? Wir haben auf Instagram mit unseren Followern diskutiert…

Die meisten Schwangeren verspüren ihn früher oder später: Den berühmten „Nestbautrieb“. Voller Vorfreude auf das Baby macht das Shoppen und Einrichten des Babyzimmers besonders viel Spaß. Und natürlich freut man sich auch über Geschenke von Verwandten und Freund:innen. Doch viele Dinge, die zunächst so niedlich und vielleicht sogar nützlich gewirkt haben, verstauben nach der Geburt unbenutzt in einer dunklen Ecke.

Babybett, Beistellbett, Stubenwagen

Die meisten unserer Instagram-Follower haben die gleiche Erfahrung gemacht und weder ein Babybett, noch ein Beistellbett benutzt. Stattdessen haben ihre Babys von Anfang an im Elternbett bzw. Familienbett geschlafen. Auch der Stubenwagen stand bei vielen unbenutzt herum. Praktischer fanden viele Eltern eine Federwiege, Hängewiege oder einen Moseskorb. Wer sein Baby im Familienbett stillt, sollte über einen Matratzenschonbezug nachdenken – diese Investition kann die Matratzen vor unschönen Flecken bewahren.

Kinderwagen, Babytrage, Tragetuch

Hand aufs Herz: Wer denkt in Punkto Erstausstattung (zumindest vor dem ersten Kind) nicht direkt an einen Kinderwagen? Uns wundert trotzdem nicht, dass dieser von den meisten unserer Follower als „unnnötige Anschaffung“ für Neugeborene abgestempelt worden ist. Zum einen sind neue Kinderwagen oftmals sehr teuer, zum anderen in vielen Situationen äußerst unhandlich und unpraktisch. Aber hinzu kommt der wichtigste Punkt, der gegen die Anschaffung spricht: Babys haben „Hauthunger“. Sie wollen am liebsten getragen werden. Dabei fühlen sich manche Babys in einer Babytrage und andere in einem Tragetuch wohler. Die individuelle Lösung muss man selbst herausfinden. Behilflich können dabei ein:e Trageberater:in oder die Hebamme sein. Für größere Kinder kann ein Sportwagen auf längeren Strecken praktisch sein, aber auch ein Fahrradanhänger oder Bollerwagen, in denen Laufanfänger:innen zwischendurch ausruhen können, erfüllt seinen Zweck.

Spucktücher und Stilleinlagen

Davon konnten die meisten aus unserer Community gar nicht genug zu Hause haben – wobei einige ihre Spucktücher aus alten T-Shirts selbst zurechtgeschnitten haben. Ansonsten bieten sich klassische Mullwindeln aus saugstarker Bio-Baumwolle prima an und sollten immer griffbereit sein, wenn man einen Säugling zu Hause hat. Bei Stilleinlagen sollte die Wegwerfvariante nicht die erste Wahl sein – hier gibt es tolle waschbare Alternativen in verschiedenen Stärken und Designs, auch von deutschen Ökolabels. Wer die Stillzeit hinter sich gelassen hat, kann die ausgedienten Stilleinlagen als Abschmink-Pads verwenden.

Stillkissen

Ein Stillkissen kann schon in der Schwangerschaft als Seitenschläferkissen eine praktische Sache sein und ist nach der Geburt auch für Fläschchenkinder toll. Ob zum Stillen, füttern oder als Babynest ist ein Stillkissen für viele eine sinnvolle Anschaffung – das sehen auch die meisten unserer Follower so. Eine Mama schreibt sogar, dass sie am liebsten in jedem Raum ein Stillkissen gehabt hätte. Nur ein Kommentar war gegen Stillkissen gerichtet.

Socken über Socken?

So viele Socken – dabei haben auch Babys nur zwei Füße, und diese stinken nichtmal. Über manche Kommentare mussten wir wirklich schmunzeln und in diesem Punkt waren sich wieder alle einig: Als frisch gebackene Eltern bekommt man einfach viel zu viele Socken geschenkt. Zwei Paar sind ausreichend und damit diese auch an zappeligen Babyfüßchen halten, sind gestrickte Socken, die man schnüren kann praktisch. Alternativ: Strumpfhosen.

Fläschchen, Schnuller, Milchpumpe und Sterilisator

Wir konnten niemanden finden, der:die einen Sterilisator im Nachhinein wirklich als sinnvolles Utensil der Baby-Erstausstattung betrachtet hat. Diese meist sperrigen Geräte darf man gut und gerne von der Liste streichen. Bei Fläschchen und Schnullern gab es keine Einigung. Manche fanden sie hilfreich, andere haben sie nie benutzt. Hier gilt es abzuwarten, wie es mit dem Stillen klappt und welche Vorlieben das eigene Baby letztlich entwickelt. Auf Verdacht etliche Schnuller zu kaufen, ist aber nicht unbedingt zielführend. Einen zu Hause zu haben, wenn das Baby einzieht, kann nicht schaden und dann kann man testen, ob es klappt. Ähnliches gilt für ein Babyfläschchen und die passenden Aufsätze. Praktisch finden wir Fläschchen aus Aluminium, die man später als normale Trinkflasche für den Kindergarten oder unterwegs umwandeln kann. Eine Milchpumpe ist in vielen Situationen wichtig und richtig, aber auch diese sollte man sich nur bei Bedarf zulegen oder – noch besser – dann (z. B. in einer Apotheke) ausleihen.

Kleidung aus Wolle/Seide und Wollwalk

Babykleidung aus natürlichen Materialien hat bei unseren Followern gut abgeschnitten. Gar nicht so einfach, wenn Freund:innen und Verwandte einen mit billig produzierter H&M-Wäsche u. ä. überhäufen. Schnell stapeln sich die Strampler und Kleidchen – man will ja nicht undankbar wirken. Hier hilft in manchen Fällen das Anlegen einer Wunschliste – auf der auch Gutscheine für nachhaltige Online-Shops nicht fehlen dürfen. Und im Zweifel helfen Apps wie Vindet und Kinderflohmärkte vor Ort dabei, den gut gemeinten Geschenken ein neues Zuhause zu schenken.

Für jüngere Babys sind Oberteile mit Kapuzen eher unpraktisch und ab dem Krabbelalter eignen sich Kleider eher weniger, weil die Kleinen ständig mit den Knien hängenbleiben (und auch im Tragetuch sind Kleider eher unpraktisch). Wovon man selten genug haben kann: Halstücher und Lätzchen, wobei sich hierfür ebenfalls Mullwindeln anbieten (spätestens, wenn die Kleinen zahnen und dadurch viel sabbern). Ein Zweiteiler aus Hose und Oberteil hat gegenüber einem Strampler vor allem den Vorteil, dass man nicht das komplette Outfit wechseln muss, wenn sich das Baby entweder vollgespuckt hat oder die Windel ausgelaufen ist. Praktisch fanden viele Follower „mitwachsende Kleidung“ und die haben einige sogar selbst genäht.

Babybadewanne und Hautpflege

Eine Babybadewanne hatten beim ersten Kind die meisten zu Hause und hätten diese beim zweiten schon nicht mehr angeschafft. Stattdessen haben sie ihre Kleinen im Waschbecken oder in der großen Badewanne gebadet. In Sachen Pflegeprodukte scheiden sich die Geister. Die einen schwören auf Wind-und-Wetter-Salbe und Pflegeöl von Naturkosmetik-Marken, anderen reichen Muttermilch und reine Öle für die zarte Babyhaut aus. Was Babys jedenfalls nicht brauchen sind chemische Zusatzstoffe und Parfüm – darüber waren sich alle einig. Im Sommer ist (nicht von Geburt an, aber für ältere Babys) eine Sonnencreme sinnvoll – aber bitte in Bio-Qualität und ohne Mikroplastik.

FAZIT

Jede Familie ist anders und jedes Baby ebenso. Wer Geld sparen und auf die Umwelt achten will, sollte jedoch nicht blind auf Erstausstattungs-Listen vertrauen und diese brav abarbeiten, denn vieles davon ist unnötig, teuer und wenig nachhaltig. Stattdessen lieber eine minimalistische Erstausstattung anschaffen und die Dinge, die im Alltag fehlen bei Bedarf hinzu kaufen, wenn das Baby da ist. Und bitte keinen Druck machen, ein fertig renoviertes und voll ausgestattetes Babyzimmer einzurichten. Das Geld lieber sparen und später in hochwertige Möbel und Spielsachen investieren. Von Freund:innen und Verwandten Gutscheine für Öko-Babyshops wünschen oder genaue Wunschlisten verteilen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.