Von Kaffee, Kakao, Bananen oder Baumwolle über Saft, Tee, Reis, Honig, Zucker und Wein bis hin zu Schnittblumen und Gold – auf vielen Produkten ist das Fairtrade-Siegel zu sehen. Doch welche Bedeutung hat es eigentlich?
Man findet es beim alltäglichen Einkauf von Lebensmitteln und darüber hinaus auf immer mehr Non-Food-Produkten: Das Fairtrade-Siegel. Rund 5.500 Produkte sind allein auf dem deutschen Markt damit gekennzeichnet. Rund 70 Prozent dieser Produkte tragen gleichzeitig ein zertifiziertes Bio-Siegel.
Wandel im Handel
Das Fairtrade-Siegel ist ein sogenanntes Sozialsiegel und als eingetragenes Markenzeichen geschützt. Produkte die mit diesem Siegel versehen sind, müssen bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien erfüllen. So soll unter anderem sichergestellt werden, dass die Landwirt:innen in den produzierenden Ländern auf langfristige Handelsbeziehungen vertrauen können und einen kostendeckenden Preis für ihre Erzeugnisse erhalten – auch dann, wenn die Weltmarktpreise schwanken. Außerdem verbietet das Fairtrade-Siegel ausbeuterische Kinderarbeit und den Einsatz einiger Chemikalien. Durch die Einnahmen können nicht nur die einzelnen Landwirt:innen und Arbeiter:innen besser leben, auch die Arbeitsbedingungen vor Ort können verbessert und Gemeinschaftsprojekte, wie Schulen, gefördert werden.
Monoprodukte und Mischprodukte
Es gibt mehrere Varianten des Fairtrade-Siegels. Das klassische Fairtrade-Produkt-Siegel ist auf sogenannten Monoprodukten zu finden, hierzu zählen etwa Bananen oder Kaffee, also Produkte, die nicht aus mehreren Zutaten bestehen. Es garantiert, dass die Produkte zu 100 Prozent unter Fairtrade-Bedingungen gehandelt und physisch rückverfolgbar sind.
Auf sogenannten Mischprodukten findet sich neben dem Fairtrade-Siegel ein schwarzer Pfeil, welcher auf weiterführende Informationen auf der Rückseite der Verpackung verweist. Mischprodukte bestehen aus mehreren Zutaten, etwa Schokolade oder Kekse. Alle verwendeten Zutaten, die unter Fairtrade-Bedingungen erhältlich sind, müssen entsprechend zertifiziert sein und diese müssen mindestens 20 Prozent des Gesamtprodukts ausmachen. Wie viel Prozent es tatsächlich sind, muss in der Zutatenliste angegeben sein. Ist auf einem Mischprodukt ein Fairtrade-Rohstoff-Siegel (mit weißem Hintergrund und einem Zusatzbegriff – etwa „Cocoa“) zu sehen, dann ist nur dieser beschriebene Rohstoff Fairtrade-zertifiziert. Im Beispiel also der verwendete Kakao.
Der Mengenausgleich
Das Fairtrade-Siegel mit dem schwarzen Pfeil ist außerdem auf Produkten zu finden, die mit dem sogenannten Mengenausgleich hergestellt worden sind. Das können beispielsweise Kakao, Tee, Zucker oder Fruchtsaft sein. In der Zutatenliste findet man hierauf einen Hinweis. Mengenausgleich bedeutet, dass es den Hersteller:innen erlaubt ist, fair gehandelte mit konventionellen Produkten zu vermischen, um in der Herstellung Kosten einsparen und überhaupt am Fairtrade-Programm teilnehmen zu können. Verbraucher:innen unterstützen mit dem Kauf dieser Produkte den fairen Handel, können aber nicht sicher sein, dass in dem einzelnen Produkt tatsächlich fair gehandelte Zutaten stecken und wenn ja, zu welchem Anteil. Sie dürfen jedoch darauf vertrauen, dass nur die Menge, die die Hersteller:innen tatsächlich aus fairem Handel beziehen von ihnen mit dem Fairtrade-Siegel versehen werden dürfen. So kann es andersherum also sein, dass fair gehandelte Zutaten in einem Produkt stecken, das nicht als solches gekennzeichnet ist.
Non-Food-Produkte aus fairem Handel
In den letzten Jahren werden immer mehr Produkte aus dem Non-Food-Bereich mit speziellen Fairtrade-Produkt-Siegeln versehen, beispielsweise Textilien, Kosmetik oder Schmuckstücke aus Gold. Welches Fairtrade-Siegel was bedeutet, welche Bedingungen Hersteller:innen einhalten müssen und inwiefern die verwendeten Rohstoffe rückverfolgbar sind, ist auf der Website fairtrade-deutschland.de/was-ist-fairtrade/fairtrade-siegel detailliert erklärt.
Transparenz bis zum Ursprung
Wer mehr über die Herkunft und die Menschen hinter den Fairtrade-Produkten erfahren will, kann auf der Website fairtrade-deutschland.de eine „virtuelle Reise zum Ursprung“ unternehmen. Hierfür wird einfach der Code, den man auf der jeweiligen Verpackung ablesen kann, in ein Formularfeld eingegeben und schon bekommt man wissenswerte Hintergrundinformationen angezeigt.
Weitere Zeichen für fairen Handel
Ist von „Fair Trade“ die Rede, ist damit grundsätzlich der faire Handel gemeint. Neben dem weltweit bekannten Fairtrade-Siegel gibt es jedoch weitere Zeichen für fair gehandelte Produkte, die ebenfalls vertrauenswürdig sind – etwa „Gepa fair+“, „Naturland fair“, „Rapunzel Hand in Hand“ oder „Fair for Life“.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.