Stoffwindeln unterwegs – die volle Windel in der Handtasche?!?

Wickeln mit Stoff / Stoffwindeln unterwegs
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Eine Frage, die viele Stoffwindel-Neulinge beschäftigt, ist: Wie funktioniert das mit dem Wickeln unterwegs? Die Vorstellung, eine volle Windel und benutzte Waschlappen in der Handtasche spazieren zu tragen, schreckt viele ab. Dabei ist das alles weniger dramatisch, als man annehmen könnte.

Wickeln mit Stoff ist (wenn man es richtig anstellt) die nachhaltigste Wickel-Methode. Wer sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzt, wird schnell bemerken, dass Stoffwindeln viel unkomplizierter sind als ihr Ruf. Zu Hause werden die benutzten Windeln einfach in einem offenen Windeleimer (trocken) gesammelt und bei der nächsten Wäsche (zusammen mit anderen Teilen) in der Waschmaschine gewaschen. Doch wie ist das unterwegs?

Vorbereitet sein

Das Thema Wickeln unterwegs beschäftigt alle Eltern – auch jene, die zu Einwegwindeln greifen. Öffentliche Wickeltische sind rar und auch in unserer modernen Gesellschaft noch oft ausschließlich auf Damentoiletten zu finden. Die wenigsten Wickeltische sind mit Utensilien ausgestattet und entsprechend sollten Eltern von Wickelkindern immer gut vorbereitet sein, wenn sie einen Ausflug planen. Eine spezielle Wickeltasche ist nicht notwendig – ein individuell bestückter Tagesrucksack reicht vollkommen aus.

Darin enthalten sollte alles sein, was man zum Wickeln braucht und darüber hinaus immer auch Wechselkleidung für das Baby und eventuell auch für die erwachsene Begleitperson (Muttermilchflecken, Karottenbreispritzer, Erbrochenes oder Pipi landen nicht selten auch auf der Kleidung von Erwachsenen). Stillende Personen sollten zudem an Proviant für sich selbst denken. Für Babys die einen Schnuller verwenden lohnt es sich, ein zweites Exemplar dabei zu haben (falls das erste unterwegs verloren geht). Und ein Allroundtalent, das nicht fehlen sollte, ist mindestens eine Mullwindel (umgangssprachlich auch Spucktuch genannt).

Weitere sinnvolle Utensilien für unterwegs

Wer auch unterwegs nachhaltig wickeln und nicht zu Einwegwindeln greifen will, sollte sich ein paar Utensilien anschaffen, die wirklich sinnvoll sind.

Wetbag

Allen voran ein Wetbag mit Reißverschluss. Ein Wetbag ist ein verschließbarer Beutel, der von innen mit einem wasserdichten Material ausgekleidet und nahezu luftdicht ist – wodurch auch Gerüche eingeschlossen werden. Volle Windeleinlagen und benutzte Waschlappen (bzw. selbstgemachte Feuchttücher) können unterwegs einfach in den Wetbag gepackt und so easy transportiert werden. Wetbags gibt es in unterschiedlichen Größen und Ausführungen. Besonders praktisch sind jene, die neben einem Nassfach ein zusätzliches Trockenfach (für frische Windeln) und eine knöpfbare Lasche (zum Aufhängen am Wickelplatz) haben.

Wickelunterlage

Nützlich kann auch eine Wickelunterlage aus Stoff sein, die man unterwegs ausrollen oder auffalten kann. In vielen Stoffwindel-Shops kann man diese kaufen oder mit etwas Geschick selbst nähen. Auf diese Weise kann man an öffentlichen Wickeltischen das Benutzen von Einwegunterlagen vermeiden und ist nicht einmal unbedingt auf einen Wickeltisch angewiesen – in warmen Monaten kann man die Unterlage auch auf einer Wiese im Park ausbreiten oder auf der Autorückbank.

Windelbeutel

Für Kinder ab dem Beikostalter verwenden Stoffwindel-Eltern in der Regel ein Windelvlies, um das „große Geschäft“ einfach entsorgen und von der darunter liegenden Stoffeinlage trennen zu können. Zu Hause wird das benutzte Vlies einfach im Mülleimer entsorgt. Unterwegs ist das nicht anders – doch nicht immer steht ein Mülleimer in der unmittelbaren Nähe. Für diese Fälle bietet es sich an,  Windelbeutel aus Maisstärke dabei zu haben. Darin kann man das benutzte Vlies transportieren und im nächsten Mülleimer entsorgen.

Wickeln unterwegs – so wirds gemacht

Gut vorbereitet und ausgestattet haben Stoffwindel-Eltern also auch unterwegs nichts zu befürchten. Wenn das Kind eine frische Windel braucht, wird zunächst ein geeigneter Ort fürs Wickeln aufgesucht. Hilfreich kann eine App wie BabyPlaces sein, mit deren Hilfe man Wickeltische in der Nähe ausfindig machen kann. Beim Wickeln mit Stoff werden meist nur die Einlagen durch frische ersetzt – die Außenwindel kann häufig weiterverwendet werden. Kinder, die ausschließlich Milch trinken, haben noch einen weichen Stuhl, der von den Einlagen weitestgehend aufgesaugt wird und nicht so unangenehm riecht, wie die Kacki größerer Kinder, die bereits Beikost bekommen.

Bei ihnen ist der Stuhl meist fester und am besten wird ab dem Breikoststart über der Einlage ein Windelvlies verwendet. Dadurch werden die Einlagen nicht mit Stuhl beschmutzt sondern enthalten lediglich Urin. Das Vlies mitsamt dem Stuhl wird herausgenommen und im Mülleimer entsorgt. Ist kein Mülleimer in der unmittelbaren Nähe, kann es zunächst in eine Windeltüte gepackt und so zum nächsten Mülleimer transportiert werden. Die nassen Einlagen landen in einem Wetbag und der im Rucksack oder der Wickeltasche. Zurück zu Hause werden die benutzten Einlagen (eventuell auch beschmutzte Außenwindeln) wie gewohnt gereinigt.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.