Stoffwindeln und Windelfrei – die ideale Kombination

Windelfrei und Stoffwindeln kombinieren
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Wegwerfwindeln belasten die Umwelt, die Haushaltskasse und können zarter Babyhaut schaden. Stoffwindel- und Windelfrei-Coach Janina Pohle erklärt, welche nachhaltige Alternative es dazu gibt.

Wer Wegwerfwindeln sparen will, denkt oft zunächst an Stoffwindeln aus Omas Zeiten, die mühsam ausgekocht werden mussten. Doch der Markt für nachhaltiges Wickeln hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Stoffwindeln sind in modernen Designs und aus diversen Materialien erhältlich. Sie sind heute nicht nur unkomplizierter in der Pflege, sie sparen Eltern auch eine Menge Geld ein, schonen die Umwelt in Nutzung, Entsorgung und Produktion und bringen weniger gesundheitliche Nachteile mit sich als Wegwerfwindeln aus Kunststoff. Idealerweise werden Stoffwindeln mit der Windelfrei-Methode kombiniert – das bringt für das Baby weitere Vorteile mit sich, spart Schmutzwäsche und damit wertvolle Ressourcen wie Strom und Wasser, die für die Reinigung notwendig wären.

Wie Babys natürlich sauber bleiben

Es liegt in unserer Natur, dass wir uns ab Geburt nicht einnässen wollen, so erfahren es heute immer mehr Eltern, die das frühkindliche Abhalten in ihren Alltag integrieren. Das bedeutet, dass die Bezugspersonen erkennen und verstehen, wenn das Baby ausscheiden will, um es dann nach Möglichkeit und Bedarf über ein Gefäß, die Toilette oder in die Natur zu halten.

Babys geben eindeutige Zeichen wie Unruhe, Weinen oder ständiges An- und Abdocken beim Stillen von sich, die das Ausscheidungsbedürfnis anzeigen. Außerdem kann die Bezugsperson an bestimmten Standardsituationen, die biologisch determiniert sind, festmachen, dass das Baby ausscheiden will. So bietet sich als einfachste Möglichkeit das Abhalten beim Wickeln am Wickeltisch an, da viele Babys sich unwillkürlich erleichtern, wenn die Windel ab ist. Aber auch vor, während oder nach dem Stillen wird die Ausscheidungstätigkeit angeregt und nach einem Schläfchen wollen Darm und Blase sich frei entleeren.

Windelfrei und Stoffwindeln kombinieren

Mit Stoffwindeln als Backup können Eltern ganz nach Situation entscheiden, ob sie ihr Baby abhalten möchten oder die äußeren Umstände das gerade nicht zulassen – etwa im Supermarkt an der Kasse oder beim Gesprächstermin in einer Behörde. Eltern ermöglichen sich und dem Baby damit einen entspannten Familienalltag mit einem zufriedenen, natürlich trockenen Baby und schonen die Umwelt.

Die Vorteile dieser Kombination

Heutige Wegwerfwindeln mit Superabsorber saugen so stark, dass das Baby nicht mehr spürt, was da eigentlich passiert. Die Folge ist, dass das Gehirn diesen Prozess an das Unterbewusstsein auslagert – spätes Einnässen und Bettnässen können mögliche Folgen sein. Stoffwindeln hingegen saugen den Urin langsamer. Wird das Baby prompt gewickelt und zusätzlich abgehalten, bleibt der Prozess im Bewusstsein. Selbst Kinder, die nur phasenweise abgehalten wurden, sind so im Schnitt früh – in der Regel innerhalb des zweiten Lebensjahres – selbstständig trocken, was wiederum jahrelangen Windelkonsum einspart.

Stoffwindeln haben zudem den Vorteil, dass sie von mehreren Kindern genutzt werden können. Sie müssen je nach Material und in Kombination mit Abhalten kaum gewaschen werden, daher braucht es nur wenige Stoffwindeln in der Anschaffung. Auch wenn diese erst einmal teuer erscheinen, so stellen sie doch die mit Abstand günstigere Variante dar – vor allem in Verbindung mit der Windelfrei-Methode.

Minimalismus am Wickeltisch

Ein paar ausgewählte Lieblingsüberhosen können einfach in den Kleiderschrank mit einsortiert werden. In der Wohnung finden sich ein, zwei Töpfchen. Feuchttücher braucht es nicht, es reichen Waschlappen oder einfach nur das Waschbecken, da durch das Abhalten nach dem Ausscheiden kaum bis kein Stuhl am Baby verbleibt. Selbst für unterwegs werden nicht mehr als ein kleiner Wetbag für nasse Einlagen, etwas zum Abtupfen und Wechseleinlagen benötigt. Mit Abhalte-Stoffwindeln kann das Kind beinahe überall einfach und schnell abgehalten und die Einlage unkompliziert gewechselt werden. Dafür ist kein Wickeltisch und auch keine große Wickeltasche nötig.

Gesundheitliche Vorteile

Viele Stillprobleme und Koliken können mit der Windelfrei-Methode gelöst werden. Eltern können ihr Baby einfach zeitweise ohne Windeln auf einer wasserdichten Unterlage strampeln lassen, es bei Unruhe über ein Töpfchen halten oder nur mit einem leichten Tuch um den Intimbereich stillen. Bis oben hin verschmutzte Windeln lassen sich so vermeiden, auch trinkt und schläft das Baby potentiell ruhiger. Bei Kindern die mit Stoffwindeln gewickelt und bei Windelfrei-Kindern werden zudem seltener Ausschläge im Genitalbereich beobachtet.

Das richtige Alter für den Start

Gerade die ersten drei bis vier Monate sind für den Windelfrei-Start optimal, da hier alle Reflexe zum freien Ausscheiden noch aktiv sind, das Baby noch sehr deutlich die inneren Bedürfnisse wahrnimmt und kommuniziert und Eltern sich so früh mit der Ausscheidungskommunikation üben können. Aber auch ein deutlich späterer Einstieg ist möglich. Stoffwindeln können Eltern ebenfalls von Geburt an nutzen, sie wachsen über mehrere Größen mit.

Macht einfach Spaß und Freude

Bunte Motive, kuschelig weiche Naturmaterialien, ein glücklich pullerndes Baby und nicht zu vergessen: Keine auslaufenden Kacka-Windeln, Pipi-Unfälle auf dem Wickeltisch oder wunde Popos. Windelfrei und Stoffwindeln sind viel mehr als ein notwendiges Übel: Sie sind Beziehung zum Baby, naturnahe Babypflege und aktiver Umweltschutz.

Janina Pohle, Windelfrei, Stoffwindeln, Hamburg
Janina Pohle

Janina Pohle ist seit der Geburt ihrer großen Tochter 2016 begeisterte Windelfrei-Mama und -Coach in Hamburg und online. Bereits über tausend Eltern hat sie auf ihrer Online-Plattform WindelFREIraum, in Kursen und Coachings auf ihrem Windelfrei-Weg begleitet. Sie hat die Windelfreiwoche und offene WindelFREI-Meetups in ganz Deutschland, Österreich und Schweiz initiiert. Heute bietet sie außerdem Challenges und Kurse zu weiteren Körperbewusstseins-Themen wie Nopoo und Free Bleeding an.