Muttermilch ist eine wertvolle Nahrungsquelle für ein Kind und das Stillen bringt darüber hinaus viele weitere Vorteile mit sich. Doch irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem abgestillt wird. Wie das Abstillen sanft und ohne Probleme gelingen kann, verraten wir in diesem Beitrag.
Jede Frau sollte frei – ohne Zwänge oder schlechtes Gewissen – über ihren Körper bestimmen dürfen. Dazu zählt auch die Entscheidung für oder gegen das Stillen eines Kindes und ebenso der Zeitpunkt des Abstillens. Die Gründe dafür muss sie nicht vor anderen benennen oder sich gar rechtfertigen oder entschuldigen müssen. Keine Mutter ist automatisch eine schlechte Mutter, nur weil sie sich von Anfang an gegen das Stillen oder für ein frühes Abstillen entscheidet. Auch wenn Muttermilch in der Regel die gesündeste Nahrungsquelle für ein Baby ist, ist die Alternative dazu nicht im Umkehrschluss schlecht. Moderne Instant-Babymilch, die wir hierzulande im Handel finden, unterliegt strengsten Kontrollen und ermöglicht einem Baby eine gesunde Entwicklung. Ebenso ist eine überdurchschnittlich lange Stillzeit nichts, wofür eine Mutter angefeindet werden sollte. Es ist kein Kindesmissbrauch, wie böse Zungen behaupten, wenn ein Kleinkind noch an der mütterlichen Brust saugt.
Das sei vorab gesagt, denn noch immer quälen sich viele Frauen mit der Frage, wann sie ihr Kind abstillen „dürfen“. Zu jeder Zeit lautet die Antwort. Dann, wenn es sich nicht gut anfühlt oder aus welchem Grund auch immer nicht (mehr) in den Alltag passt. Eine Stillzeit von zwei Jahren wird von der WHO und von anderen Organisationen und Expert:innen empfohlen. Die meisten Mütter hierzulande stillen jedoch wesentlich früher, meist um den achten Lebensmonat des Kindes herum, ab. Beides ist in Ordnung, ebenso alle Abweichungen davon.
Die drei Arten des Abstillens
Ein Kind von der Brust zu entwöhnen kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen drei Arten, dem natürlichen, langsamen und plötzlichen Abstillen. ___STEADY_PAYWALL___
Natürliches Abstillen
Beim natürlichen Abstillen entscheidet das Kind den Zeitpunkt, wann es nicht mehr aus der Brust trinken möchte. Diese Art des Abstillens setzt voraus, dass sich die Mutter mit dem Stillen weiterhin wohlfühlt. Das natürliche Abstillen geschieht meist in der Zeit zwischen dem ersten und dritten Geburtstag. Die Mutter bietet die Brust nicht mehr aktiv an sondern gibt sie dem Kind nach Bedarf, wenn es danach „verlangt“. In der Regel werden die Abstände zwischen den Stilleinheiten immer größer, bis das Kind eines Tages keinen Bedarf mehr hat oder die Brust sogar aktiv ablehnt. Die Milchproduktion verringert sich in dieser Zeit auf natürliche Weise und wird letztlich vom mütterlichen Körper eingestellt. Die Nachfrage regelt das Angebot. Diese Art ist besonders sanft, doch eben nicht für jede Mutter und jedes Kind gleichermaßen geeignet.
Langsames Abstillen
Beim langsamen Abstillen bestimmt die Mutter den Beginn der Entwöhnung, lässt sich dafür jedoch ausreichend Zeit. Über mehrere Wochen oder sogar Monate werden die Stillmahlzeiten bewusst reduziert und durch Beikost ersetzt. Nimmt das Kind drei vollwertige Beikostmahlzeiten zu sich, benötigt es in der Regel keine zusätzliche Muttermilch mehr. Da das Stillen jedoch mehr als reine Nahrungsaufnahme ist, fordert es die Brust eventuell weiterhin zur Beruhigung in stressigen Alltagsmomenten oder in der Nacht. Hier gilt es beim langsamen Abstillen nach und nach Alternativen anzubieten und zu etablieren. Bei den meisten Kindern ist zu beobachten, dass sie während des Abstillens und in der ersten Zeit danach besonders häufig und intensiven Körperkontakt suchen.
Soll das Kind vor der Einführung von Beikost (etwa ab dem sechsten Lebensmonat) abgestillt werden, werden die Stillmahlzeiten beim langsamen Abstillen nach und nach durch das Füttern eines Fläschchens mit Instant-Milch ersetzt.
Plötzliches Abstillen
Vom plötzlichen Abstillen ist aus mehreren Gründen abzuraten. Manche Mütter denken, dass das Abstillen möglichst abrupt geschehen sollte – wie das ruckartige Abziehen eines Heftpflasters. Doch tatsächlich kann es dadurch zu Komplikationen wie einem schmerzhaften oder gar entzündlichen Milchstau bei der Mutter kommen und auch Probleme wie blockierte Milchkanäle oder Brustdrüsenschwellungen sind dabei nicht selten. Und auch das Kind kann unter plötzlichem Abstillen leiden – körperlich und emotional. Das plötzliche Abstillen sollte deshalb nur dann eine Option sein, wenn es die Situation alternativlos erfordert. Beispielsweise wenn die Mutter nach einem Unfall ins Krankenhaus eingeliefert werden muss oder schwer erkrankt. In diesen Fällen sollten die pflegenden Angehörigen unbedingt eine Hebamme oder eine:n ausgebildete:n Stillberater:in zu Rate ziehen.
Tipps zum sanften Abstillen
Manche Mütter kommen beim Abstillen auf die Idee, die in der Brust vorhandene Milch abzupumpen. Doch das ist absolut kontraproduktiv – denn Abpumpen regt den Milchfluss an statt ihn zu stoppen. Durch einige Tipps kann die Muttermilchproduktion auf natürliche Weise verringert werden. Zunächst sollten die Stillmahlzeiten nach und nach reduziert und entweder durch Beikost (oder ein Fläschchen mit Instant-Babymilch) ersetzt werden. Die Mutttermilchproduktion gleicht sich der Nachfrage relativ schnell an. Manche Mütter stillen ihre Kinder über mehrere Wochen oder sogar Monate nur noch in der Nacht oder grundsätzlich immer seltener, schließlich dann gar nicht mehr.
Eine gute Idee ist es, die Brust während der Abstillphase regelmäßig zu kühlen. Das kann die Milchproduktion verringern. Hierfür eignet sich beispielsweise ein, mit Stoff umwickeltes, Kühlpad gut. Zudem ist in dieser Zeit empfehlenswert, regelmäßig Salbei- und/oder Pfefferminztee zu trinken. Beide Kräuterteesorten können dafür sorgen, dass die Muttermilchproduktion gehemmt wird (was übrigens ein Grund dafür ist, weshalb man diese Teesorten während der Stillzeit nicht trinken sollte). Empfohlen werden zwei bis vier Tassen pro Tag über einen längeren Zeitraum. Sollte die Brust schmerzen oder sich voll anfühlen, kann die darin vorhandene Muttermilch mit den Händen sanft ausgestrichen werden.
Begleitet und beraten werden können Frauen zum Thema Abstillen von einem:einer Gynäkolog:in, Hebamme oder Stillberater:in. Wann immer Unsicherheiten bestehen, sollte ein:e Expert:in eingebunden werden.
Zusammengefasst:
- Schritt für Schritt abstillen, nicht zu schnell
- Milch nicht abpumpen – höchstens ausstreichen
- Brust regelmäßig kühlen
- Zwei bis vier Tassen Kräutertee (Salbei oder Pfefferminz) am Tag trinken
- Dem Kind Alternativen zur Beruhigung anbieten
- Von Hebamme/Stillberater:in begleiten lassen
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.