Pilotprojekt nutzt erfolgreich Gurkenwasser statt Streusalz

Gurkenwasser Winterdienst
© Mediaparts / Adobe Stock

Streusalz kann für Grundwasser, Tiere und Pflanzen eine Gefahr bedeuten und ist inzwischen vielerorts sogar verboten oder nur in Ausnahmesituationen erlaubt. Unter Hochdruck suchen Kommunen seit Jahren nach Alternativen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch vertretbar sind. Eine Möglichkeit liefert nun die Firma Develey aus dem bayerischen Dingolfing: Gurkenwasser.

Gurkenwasser statt Streusalz – das klingt zunächst ungewöhnlich. Bis man weiß, dass hier von nichts anderem als einer Salzlake (also einem Salz-Wasser-Gemisch) die Rede ist. Die Firma Develey in Dingolfing produziert jedes Jahr rund 17.000 Tonnen Gurken für den Lebensmittelmarkt. Diese liegen etwa zwei Monate lang in einer Salzlake, welche bislang im Anschluss aufwändig und teuer geklärt werden musste, um dann als Abfallprodukt entsorgt werden zu können.

In der gleichen Gemeinde hat man für den Winterdienst bislang in einer Anlage eigens Salzsole produziert, welche im Winter auf den Straßen aufgebracht worden ist. Diese besteht ebenso aus Wasser und Salz, hat jedoch einen etwa doppelt so hohen Salzgehalt, wie das Gurkenwasser, weshalb dieses nicht einfach als Ersatz herhalten könnte. Zunächst muss es entsprechend gereinigt und aufbereitet werden.  In einem Pilotprojekt, das im Winter 2019 gestartet ist, hat man genau das gemacht und die so entstandene Sole im Anschluss im Winterdienst eingesetzt. Das Ergebnis konnte überzeugen und so ist das Projekt in den Regelbetrieb übergegangen. Der Reinigungsprozess führt außerdem dazu, dass die Straßen künftig nicht nach Gurken riechen werden. 

Inzwischen interessieren sich auch andere Regionen für diese Lösung. Laut Bayerischem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr können durch den Einsatz von Gurkenwasser bis zu 700 Tonnen Salz und bis zu 4,9 Millionen Liter Wasser gespart werden. Aus ökologischer und ökonomischer Sicht eine interessante Lösung. Doch Salzsole bleibt Salzsole und auch wenn es sich hierbei um ein Recyclingprodukt handelt, wird die Forschung weiterhin nach noch nachhaltigeren Alternativen suchen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.