Seit einem halben Jahr wohnen und arbeiten wir nun auf dem Naturkind Hof und seitdem ist viel passiert. Aktuell ist Erntezeit in unserem großen Gemüsegarten und eine immer größer werdende Tierschar hält uns auf Trab.
Als wir aus der Großstadt Hamburg raus aufs Land gezogen sind, haben uns viele Menschen in unserem Umfeld gewarnt: Die Arbeit auf dem ehemaligen Obsthof würde uns schon bald über den Kopf wachsen. Bis jetzt können wir das nicht bestätigen. Es macht uns jeden Tag aufs Neue Freude, im Garten zu ackern und werkeln. Unser Experiment Gemüsegarten hat unsere Erwartungen im ersten Erntejahr sogar weit übertroffen. Wir konnten so viel Gemüse ernten, dass wir nicht nur täglich davon essen, sondern auch noch einen Vorrat für den Winter anlegen und einiges verschenken konnten. Auch die vielen Obstbäume haben reichlich Früchte getragen und jetzt im August ist noch lange nicht Ende mit der Ernte.
Natur im Garten
Das riesige Grundstück komplett zu bewirtschaften ist aber weder möglich, noch nötig. Einen Teil überlassen wir der Natur und freuen uns über diese wilden Ecken. Grundsätzlich ist unser Gartenmotto: Mit der Natur, nicht gegen sie. Wir verwenden keine Chemie und keinen Torf, unterstützen Insekten, Vögel und andere Wildtiere mit verschiedenen Angeboten – von Trockenmauern, Steinhaufen und Todholzhaufen über Futterstellen und Tränken bis hin zu Nisthilfen – und haben vorhandene invasive Neophyten größtenteils entfernt. Für unser Engagement haben wir vor Kurzem die Plakette „Natur im Garten“ erhalten. Ein Prüfer hat uns dafür besucht und den Garten ganz genau begutachtet. Wer sich dafür interessiert, findet weitere Infos auf der Website naturimgarten.at.
Im Laufenten-Glück
Wenn ich morgens in die Küche komme, stehen sie auf der Terrasse und schauen durch die bodentiefe Glastür. Reagiere ich nicht schnell genug, verleihen sie ihrem Anliegen durch Klopfen Nachdruck. Ja, wirklich – sie klopfen mit ihren Schnäbeln gegen die Scheibe. Die Rede ist von zwei hungrigen Laufenten, die seit Kurzem auf dem Naturkind Hof leben. Als wir sie mit sieben Wochen bekommen haben, waren sie schon nahezu ausgewachsen und innerhalb weniger Tage zahm. Seitdem watscheln sie durch den Garten, vertilgen neben speziellem Entenfutter auch Nacktschnecken und baden für ihr Leben gern im Teich. Wirklich drollig anzusehen!
So eine Schweinerei
Die beiden Laufenten sind nicht die einzigen tierischen Bewohner die neu eingezogen sind. Auch zwei Minischwein-Ferkel haben auf dem Naturkind Hof ein Zuhause gefunden. Die Schwestern Tofu und Mathilda teilen sich ein großes Gehege mit abwechslungsreichen Spiel-, Wühl- und Suhlmöglichkeiten und werden jeden Tag zutraulicher. Am liebsten snacken sie Rosinen, mit denen man sie inzwischen ganz gut anlocken kann. Bis sie sich streicheln lassen, dauert es noch etwas, aber wir bleiben mit Geduld und Liebe dran.
Cosmos Schicksal
Eigentlich wollten wir nur die Transportboxen, die wir für die Schweine geliehen hatten, ins Tierheim zurückbringen. Aber dann hat eine Gruppe von Katzenkindern unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Mitarbeiterin des Tierheims hat uns von dem traurigen Schicksal der Kleinen erzählt: Bei der Zwangsräumung einer verwahrlosten Wohnung wurden insgesamt 17 verängstigte Katzen entdeckt, eingefangen und ins Tierheim gebracht. Nach einer medizinischen Versorgung – die erwachsenen Katzen wurden kastriert – sind sie in die Vermittlung gekommen. Der kleine Kater Cosmo durfte mit uns auf den Naturkind Hof kommen.
Kinder, Kinder, Kinder
Wir freuen uns immer über Besuch auf dem Naturkind Hof. Neulich war eine ganze Kindergartengruppe hier um unsere Soay Schafe zu sehen – die sich hier inzwischen übrigens gut eingelebt haben. Der Spielplatz, den wir hinter dem Haus angelegt haben, war aber fast noch interessanter und so sind die Kinder mit ihren Erzieherinnen ein Weilchen bei uns geblieben. Ab dem nächsten Jahr wollen wir gern auch Urlauber:innen auf dem Naturkind Hof begrüßen. Hierfür soll es Zeltplätze geben und eine Schlechtwetter-Spiel-Scheune. Aber davon mehr in der nächsten Ausgabe.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.