Kinderwunsch ohne Partner? Diese Wege kannst du gehen

Schwanger werden ohne Partner
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Du hast keinen Partner an deiner Seite, aber einen Kinderwunsch? Immer mehr Frauen in deiner Situation entscheiden sich für eine alternative Familiengründung. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, erfährst du in diesem Beitrag …

Spätestens wenn die „biologische Uhr“ in den späten 30ern oder frühen 40ern zu ticken beginnt – manchmal auch früher – stellen sich viele Single-Frauen die Frage: Ohne Kinder bleiben oder den Weg zum Wunschkind allein oder mit einem Co-Elternteil gehen? Familienmodelle gibt es heute diverse und für die Gründung einer Familie braucht es längst nicht mehr Mann und Frau als Liebespaar.

Noch unentschlossen? Eizellen einfrieren lassen

Anders als ein biologischer Mann hat eine biologische Frau nur eine begrenzte Zeit, um sich ihren Wunsch nach einem leiblichen Kind zu erfüllen. Der Vorrat an Eizellen ist irgendwann aufgebraucht und eine Schwangerschaft nicht mehr ohne weiteres möglich. Einige Frauen entscheiden sich aus diesem Grund dafür, in jüngeren Jahren Eizellen entnehmen und einfrieren zu lassen. Durch das sogenannte „Social Freezing“ wird der Alterungsprozess der Eizellen gestoppt und sie können zu einem späteren Zeitpunkt in ihrer ursprünglichen Qualität befruchtet werden. Der Eingriff kostet dich, wenn kein medizinischer Grund dafür vorliegt, um die 2.000 Euro, hinzu kommen Lagerungskosten von etwa 300 Euro pro Jahr.

Weil die Qualität und Quantität von Eizellen bei den meisten biologischen Frauen ungefähr ab dem 35. Lebensjahr abnimmt, raten Expert:innen dazu, die Entnahme vor Erreichen dieses Alters anzustreben. Das Sozial Freezing sollte jedoch immer kritisch abgewogen werden. Ob es im Einzelfall sinnvoll ist, entscheiden unter anderem die individuellen Voraussetzungen und Laborergebnisse. Vor einer Entnahme von Eizellen ist es notwendig, eine gewisse Zeit lang Hormonpräparate einzunehmen, die dafür sorgen, dass der Körper mehr Eizellen zur Verfügung stellt, als in einem gewöhnlichen Zyklus üblich. Diese werden dann in Vollnarkose über die Scheide entnommen und anschließend in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Bei Temperaturen von minus 196 Grad Celsius werden sie gelagert, bis eine Befruchtung stattfinden soll. Diese kann durch das Sperma eines (späteren) Lebensgefährten oder eine Samenspende (mehr dazu weiter unten) erfolgen. Die befruchtete Eizelle wird dann von einer Ärztin oder einem Arzt in die Gebärmutter eingesetzt. Ob sich daraus eine intakte Schwangerschaft entwickelt, kann nicht garantiert werden.

Auch wenn die Risiken des Sozial Freezings überschaubar sind, können sie nicht ausgeschlossen werden. Die Hormon-Stimmulation vor der Entnahme kann zu Nebenwirkungen führen – etwa zu Hitzewallungen, Schwindel, Sehstörungen, Hautunreinheiten und anderen. Im schlimmsten Fall kann dadurch ein lebensbedrohliches Überstimulationssyndrom (OHSS) ausgelöst werden. Auch bei der Entnahme der Eizellen selbst oder dem späteren Einsetzen der befruchteten Eizellen kann es zu Komplikationen kommen. Und nicht nur für den weiblichen Körper ist diese Methode mit Risiken verbunden – es kann zu gesundheitlichen Schäden des Babys (wie Missbildungen) kommen. Über mögliche Risiken solltest du dich ausführlich informieren. 

Etwa jede vierte sogenannte „Labor-Zeugung“ führt außerdem zu einer Mehrlingsschwangerschaft, welche ebenfalls Komplikationen mit sich bringen kann.

Schwanger vom One Night Stand? Keine gute Idee

Vor lauter Torschlusspanik kommen manche Single-Frauen auf die Idee, von einem One Night Stand oder einer Affäre schwanger zu werden – ohne die Einverständnis des Geschlechtspartners. Sie wiegen ihren Partner in Sicherheit, indem sie behaupten, zu verhüten oder gar sterilisiert zu sein. Freilich ist Verhütung kein Frauenthema und auch ein Mann kann mithilfe eines Kondoms das Risiko einer ungewollten Befruchtung minimieren – doch in der Realität trifft man sehr häufig auf Kandidaten, die blind auf das Wort einer Frau vertrauen und naiv genug sind, auf zusätzlichen Schutz zu verzichten. Auch soll es schon öfter vorgekommen sein, dass ein Mann ein Kondom verwendet hat, dieses jedoch zuvor von seiner Geschlechtspartnerin manipuliert worden ist und dadurch keinen Schutz geboten hat.

Abgesehen davon, dass dieser Plan mehr als unfair für den unwissenden Samenspender ist, birgt er auch einige Gefahren. So kann sich eine Frau auf diese Weise beispielsweise ansteckende Geschlechtskrankheiten einfangen oder sich mit dem HI-Virus infizieren, der zum Ausbruch von Aids führen kann. Auch ist inzwischen bekannt, dass Gebärmutterhalskrebs fast immer durch eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV) verursacht wird. Diese können durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden. Wer also ohne Kondom mit einem Fremden ins Bett hüpft, riskiert seine eigene Gesundheit. Bei wechselnden Geschlechtspartnern ist auch für diese ein Risiko gegeben.

Kommt es auf diese Weise tatsächlich zu einer Schwangerschaft, können außerdem rechtliche Folgen drohen. Der biologische Vater (wider Willen) ist in Deutschland nämlich nicht nur zu einer Unterhaltsleistung verpflichtet, er hat in seiner neuen Rolle auch Rechte. So kann er beispielsweise das anteilige Sorgerecht einklagen und (unabhängig davon) sein Besuchsrecht einfordern. Hat man nun also ein Kind von einem One Night Stand oder einer Affäre bekommen, muss man als Mutter damit rechnen, dass der Vater ein Leben lang in alltäglichen Dingen, die das Kind betreffen, mitentscheiden und sein Kind regelmäßig sehen will. Eine gute Basis für eine harmonische Elternschaft ist eine solch einseitig provozierte Schwangerschaft gewiss nicht.

Erbkrankheiten und Co.
Es gibt bestimmte Krankheiten, die an ein Kind vererbt werden können. Wer von einem völlig Fremden schwanger wird und dessen Gesundheitsgeschichte nicht kennt, kann dieses Risiko für sein Kind nicht ausschließen.

Wenn eine Mutter den Erzeuger ihres Kindes nicht angibt, obwohl er ihr bekannt ist, kann es dazu kommen, dass sie keinerlei Ansprüche auf Unterhaltsersatzleistungen hat. Ausführliche Infos zu diesem Thema findest du hier.

Co-Elternschaft als mögliche Alternative

Nicht nur Single-Frauen können einen Kinderwunsch verspüren – auch viele alleinstehende heterosexuelle Männer wünschen sich Nachkommen. Zu dieser Gruppe gesellen sich homosexuelle Single-Männer und schwule Paare, die gern ein leibliches Kind hätten, dazu jedoch nie eine Partnerin haben werden. Solche potenziellen Anwärter auf die Vaterrolle findet man nicht nur im Bekanntenkreis. Auch im Internet kann man sich auf die Suche machen. Co-Elternschaft heißt es, wenn sich Menschen bewusst zusammentun, die einen Kinderwunsch haben und sich diesen gemeinsam erfüllen wollen – ohne eine romantische Beziehung miteinander einzugehen. Auf Plattformen wie familyship.org oder co-eltern.de können sie Anzeigen aufgeben und einen ersten Kontakt herstellen.

Das persönliche Kennenlernen ist bei diesem Weg hin zum gemeinsamen Wunschkind natürlich unverzichtbar und hierfür sollten sich alle Beteiligten ausreichend Zeit lassen. Es muss nicht nur menschlich harmonieren, sondern es sollten auch viele wichtige Themen besprochen werden, die die eigene Gesundheits- und Krankheitsgeschichte, die Erziehung des gemeinsamen Kinds und die grundsätzlichen Vorstellungen einer gemeinsamen Elternschaft betreffen. Auch die Frage nach dem Sorgerecht sollte frühzeitig geklärt werden – da der Erzeuger des Kindes nach der Geburt nicht automatisch als Vater offiziell eingetragen wird. Zuvor muss bei Unverheirateten eine Sorgeerklärung unterschrieben werden. Sind mehr als zwei Personen in die Elternschaft involviert (beispielsweise eine alleinstehende Frau und ein schwules Paar oder ein späterer Partner der Mutter), können in Deutschland dennoch nur zwei Personen als rechtliche Eltern eingetragen werden. Wer die Vaterrolle von offizieller Seite übernehmen soll, sollte klar sein.

Eine Schwangerschaft kann beim Co-Parenting entweder auf natürlichem Wege entstehen, mit der sogenannten „Bechermethode“ oder einer künstlichen Befruchtung. Bei der Bechermethode ejakuliert der künftige Vater in einen sterilen Becher, die künftige Mutter nimmt das frische Ejakulat mit einer nadellosen Spritze (die sie in einer Apotheke kaufen kann) auf und führt es in ihre Vagina ein. Diese Methode kann ohne ärztliche Hilfe in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden. Die Erfolgschance, durch die Bechermethode schwanger zu werden, liegt während der fruchtbaren Tage – Schätzungen zufolge – bei 10 bis 30 Prozent*.

Mutterglück dank Samenspende

Ein weiterer Weg, den du gehen kannst, wenn du ohne Partner ein Kind bekommen willst, führt zu einer Samenbank. Dort kannst du Spendersperma kaufen. Samenbanken gibt es in Deutschland, aber auch beispielsweise im benachbarten Ausland. Die Kosten variieren und werden in der Regel bei einer alleinstehenden Frau nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Neben den Kosten für das Sperma fallen Kosten für Beratungsgespräche und die Behandlungen sowie eventuell für Medikamente an. Die Auswahl eines passenden Spenders solltest du dir nicht leicht machen und viele Faktoren dabei bedenken. In Deutschland sind anonyme Spenden inzwischen per Gesetz verboten. Die Daten vom Spender sowie geborenen Spenderkindern werden in einem behördlichen Register (DIMDI) für 110 Jahre gespeichert. Mit Vollendung seines 16. Lebensjahrs hat ein Spenderkind Anspruch darauf, die Identität des Spenders zu erfahren. Andersherum ist eine Auskunft aktuell nicht möglich.

Privater Spender
Wenn du im Bekanntenkreis oder über das Internet einen privaten Spender gefunden hast, der dir sein Sperma spenden, aber keine aktive Vaterrolle übernehmen will, ist dies eine mögliche Alternative zu Spendersperma aus einer Samenbank. Du solltest dich in diesem Fall aber unbedingt zuvor rechtlich beraten lassen.

Durch eine Ärztin oder einen Arzt – beispielsweise in einer speziellen Kinderwunschklinik – kann das Spendersperma für eine künstliche Befruchtung verwendet werden. In der Regel erfolgt zuvor eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke, um einen Eisprung um den Behandlungstermin zu provozieren. Durch einen dünnen Schlauch, der durch die Scheide in die Gebärmutter eingeführt wird, wird das Sperma (das vorher aufgetaut und speziell behandelt wurde) dann in den Körper geleitet. Die Erfolgsaussichten bei dieser Methode hängen von unterschiedlichen Faktoren ab und liegen bei gesunden Frauen unter 40 Jahren bei etwa 16 bis 19 Prozent** pro Behandlung.

Es ist auch möglich, zuvor entnommene Eizellen mit Spendersperma befruchten und in die Gebärmutter einsetzen zu lassen (wie weiter oben im Absatz zum Thema „Social Freezing“ beschrieben).

Garantieperson
„Deutsche Kinderwunschkliniken, die alleinstehende Frauen behandeln, verlangen regelmäßig eine Garantieperson, die sich zur Versorgung und zum Unterhalt des mit einer Samenspende gezeugten Kindes verpflichtet“, erklärt die Hamburger Rechtsanwaltskanzlei ROSE & PARTNER auf ihrer Website rosepartner.de

Quellen: *Artikel „Bechermethode – eine Variante der Heiminsemination“ auf partner4baby.com ; **Artikel „Behandlung mit einer Samenspende“ auf familienplanung.de

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.