Katzen sind die beliebtesten Haustiere der Deutschen. Die niedlichen Fellnasen sind für die meisten Besitzer:innen Familienmitglieder und nicht wegzudenken. Doch in der Natur können sie großen Schaden anrichten und die Biodiversität bedrohen. Was du tun kannst, wenn du eine Katze als Haustier haben, gleichzeitig aber die Natur schützen willst …
Rund 16,7 Millionen Katzen leben in deutschen Haushalten (Stand 2023). Die meisten von ihnen haben Freigang. Hinzu kommen Streuner, die keine Besitzer:innen haben. Ihre Anzahl wird auf zwei Millionen geschätzt. Eine große Population und für zahlreiche andere Arten eine große Bedrohung.
Katzen sind Jäger
Katzen sind Jäger. Selbst wenn sie zu Hause genug Futter bekommen und auf das Fangen von Wildtieren nicht angewiesen sind, leben sie ihren Jagdtrieb in der Regel viele Jahre lang im Garten und der umliegenden Natur aus. Sie fangen Vögel und Mäuse, aber auch Großinsekten wie Libellen und Heuschrecken und auch Amphibien, Reptilien und Fische. Die Idee, Katzen könnten nur alte und kranke Tiere erwischen, ist weit verbreitet, aber falsch. Katzen sind Meister im Anschleichen und lauern durchaus auch gesunden Tieren auf. Nicht immer verspeisen sie diese. Häufig spielen sie nur mit ihrer Beute oder legen sie ihren Halter:innen als Mitbringsel von ihrem Ausflug vor die Haustür.
Wildtiere bedroht
Je mehr Katzen in einer Gegend vertreten sind, desto bedrohter sind die kleinen Wildtiere dort. Einer Katze das Jagen abzugewöhnen ist schier unmöglich. Zwar wird ihre Jagdaktivität mit dem Alter oftmals von allein weniger – doch bis dahin hat sie bereits zahlreiche Tiere erlegt. Eine Möglichkeit ist es, der Katze lediglich eingeschränkten Freigang zu gewähren. Das bedeutet, sie bekommt einen Teil des Gartens oder einen Balkon ausbruchssicher eingezäunt und darf sich nur in diesem Bereich frei bewegen. Kommt das nicht in Frage, kann es helfen, der Katze ein buntes Halsband anzulegen. Eine britische Studie hat gezeigt, dass Katzen mit solchen sogenannten „Birdsbesafe Halsbändern“ bis zu 42 Prozent weniger Vögel fangen. Auf Säugetiere und andere Tiere soll ein solches Halsband jedoch keine Auswirkungen haben.
Fleischreiches Futter und Spiele sollen helfen
In der gleichen Studie ist jedoch herausgekommen, dass man den Jagdinstinkt von Katzen reduzieren kann, indem man sie mit getreidefreiem und fleischreichem Futter füttert und täglich fünf bis zehn Minuten intensiv mit ihnen Jagdspiele spielt. Bei der ersten Variante haben die untersuchten Katzen 36 Prozent und bei der zweiten 33 Prozent weniger Beute nach Hause gebracht.
Glocke am Halsband? Lieber nicht!
Eine Glocke am Halsband zu befestigen ist keine gute Idee. Es stört die Katze enorm und bringt keinen Vorteil im Wildtierschutz.
Kastration bei allen Freigängern wichtig
Verantwortungsvolle Katzenbesitzer:innen lassen ihre Tiere so früh wie möglich kastrieren. Und zwar sowohl Kätzinnen als auch Kater – vor allem dann, wenn sie Freigang haben oder mit gegengeschlechtlichen Artgenossen zusammen in einer Wohnung gehalten werden. Eine unkontrollierte Vermehrung ist ansonsten vorprogrammiert. Im Tierschutz gibt es mehr als genug Katzen, die ein neues Zuhause suchen. Man sollte nicht dazu beitragen, weitere Katzen auf die Welt zu bringen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Katzen mit Wildkatzen paaren und diese schützenswerte Art dadurch ausstirbt. Nicht nur von Freigängern, die in menschlicher Obhut leben geht diese Gefahr aus, auch und noch mehr von verwilderten Hauskatzen – also Streunern.
In einem Interview hat NABU-Vogelexperte Lars Lachmann zu diesem Thema klar Stellung bezogen. Er spricht sich für umfassende Programme zur Kastration beziehungsweise Sterilisation aller verwilderten Hauskatzen kombiniert mit einer entsprechenden Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Hauskatzen mit Freigang aus: „Dies würde dazu führen, dass der Bestand verwilderter Katzen in kurzer Zeit deutlich abnehmen würde, und es gäbe auch keinen Nachschub mehr durch Freigänger, die mit den verwilderten Katzen Nachkommen zeugen. Kastrierte Katzen zeigen übrigens auch deutlich weniger Jagdfieber.“
Wer sich nicht aktiv für den Tierschutz einsetzen kann, aber trotzdem etwas tun will, kann eine Tierschutzorganisation wie den Deutschen Tierschutzbund mit einer Geldspende unterstützen. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich unter anderem für Straßenkatzen und deren Kastration ein.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.