Ob als Aufstrich auf dem Sonntagsbrötchen oder zum Süßen in Tee oder Speisen – Honig ist wohl in den meisten Haushalten zu finden. Für Babys vor dem ersten Geburtstag ist Honig aber tabu. Warum eigentlich?
Während viele größere Kinder und Erwachsene regelmäßig Honig essen, bleibt er den jüngsten Familienmitgliedern bis zum ersten Geburtstag verwehrt. Nicht etwa, weil sie grundsätzlich nichts Süßes essen sollten, sondern weil er eine ernstzunehmende Gefahr sein kann. Honig kann Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthalten. Weil diese weder mit bloßem Auge erkannt werden können, noch auf der Verpackung ausgewiesen werden, ist das Essen von Honig für Babys ein bisschen wie „Russisch Roulette“ spielen. Es kann gut gehen und der Honig enthält keine Sporen des gefährlichen Bakteriums, aber es kann auch ganz böse und im schlimmsten Fall tödlich enden, wenn Sporen enthalten sind und im Darm des Babys keimen! Um dieses Risiko von vornherein nicht einzugehen, sollten Eltern streng darauf achten, dass ihr Baby keinen Honig aufnimmt.
Die Erkrankung, die das Bakterium verursachen kann
Während größere Kinder und Erwachsene nach der Aufnahme von Clostridium-Sporen in der Regel keinerlei Probleme haben, können Babys eine Erkrankung entwickeln, die Säuglingsbotulismus heißt. Hierbei handelt es sich um eine Sonderform des Botulismus, die ausschließlich bei Kindern in den ersten 12 Lebensmonaten beobachtet wird. In dieser Zeit ist die Darmflora noch nicht voll ausgereift und bietet keinen ausreichenden Schutz gegen die Krankheitserreger. Im Darm von Babys können die Sporen keimen und Gifte freisetzen, die in die Blutbahn gelangen können. Etwa 95 % der Betroffenen sind zwischen drei Wochen und sechs Monaten alt. Der Säuglingsbotulismus kann zu Lähmungen, etwa der Schluck- und Augenmuskulatur und sogar zur Atemlähmung – und damit im schlimmsten Fall zum Tod – führen (die Mortalitätsrate liegt bei etwa 2 % ).
Honig in fertiger Babynahrung
Nun werden sich mit diesem Hintergrundwissen einige Eltern wundern, warum Honig dann manchmal in fertiger Babynahrung enthalten ist. Schließlich unterliegt diese hierzulande strengen Kontrollen und kann doch nicht gefährlich sein. Stimmt. Hier besteht eine Ausnahme: Honig, der unter Druck und bei mindestens 121 Grad Celsius behandelt wurde, enthält keine Clostrium-Sporen mehr und das ist bei Baby-Fertignahrung wie Brei oder Keksen der Fall. Hitze allein reicht aber nicht aus, um die Bakterien zu töten. Deshalb darf man Honig auch nicht in selbst gekochten oder gebackenen Speisen verwenden, wenn das Baby davon essen soll.
ACHTUNG: Wer nun denkt, Ahornsirup sei eine gute Alternative zu Honig, irrt. Auch darin können Clostridium-Sporen enthalten sein!
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.