So schön war unser Familienurlaub in Tirol

Der Berg ruft, aber wir dürfen dem Ruf aktuell nicht folgen. Corona hat nicht unseren Alltag nicht nur verändert sondern sorgt auch dafür, dass wir diesem nicht mehr entfliehen können. Wann wir wieder verreisen dürfen und unter welchen Bedingungen, ist noch unklar. Aber träumen dürfen wir. Von Sehnsuchtsorten wie Tirol und erinnern dürfen wir uns, an unseren letzten Urlaub. 

Im Sommer 2020 – zwischen dem ersten und zweiten deutschen Lockdown – als es beim Reisen kaum Einschränkungen gab und die Maskenpflicht in Österreich gerade ausgesetzt war, waren wir im Wanderurlaub. Wir, das sind zwei Erwachsene und vier Kinder. Unser Nesthäkchen war gerade dreieinhalb Monate und die Großen knapp 10, 13 und 15 Jahre alt. So kurz nach der Geburt wollten wir dieses Mal auf schwierige Wanderungen lieber verzichten und stattdessen familienfreundliche Touren auswählen. Auch sollten die großen Kinder auf ihre Kosten kommen und neben der wundervollen Natur die eine oder andere Attraktion zu sehen bekommen. Davon gibt es in Tirol so viele, dass man sich nur schwer entscheiden kann. Für uns ein Grund, jeden Sommer wieder dorthin zu reisen. Es wird einfach nie langweilig und auch als große Familie fühlen wir uns immer herzlich willkommen! 

Hotel statt Ferienwohnung?!

In Tirol gibt es für jeden Geschmack und alle Bedürfnisse passende Unterkünfte. Ob Ferienwohnung, Ferienhaus, Pension oder Hotel – ohne Sterne oder mit bis zu fünf Sternen – für wirklich alle ist etwas dabei. Und auch jene, die mit einem Wohnwagen oder Wohnmobil anreisen oder zelten wollen, gibt es idyllische Plätze. Ich persönlich liebe es, mit meiner Großfamilie in einem (Familien-) Hotel unterzukommen. Mein Alltag ist sehr stressig und voller Verpflichtungen. Im Urlaub möchte ich dann nicht auch noch putzen, waschen, einkaufen, kochen und den Müll rausbringen.

Ich möchte stattdessen die Tage unbeschwert draußen verbringen, mich am Abend verwöhnen lassen und am Ende des Tages in ein gemachtes Bett legen. Auch genieße ich bei Hotelaufenthalten, zwischendurch Qualitätszeit mit meinem Mann oder mit ihm und einem einzelnen der Kinder verbringen zu können, während die (anderen) Kinder von liebevollen Betreuer:innen bespaßt werden. Damit haben wir bislang immer nur gute Erfahrungen gemacht. Für unser Baby war das in diesem Jahr noch zu früh, ab dem Kindergartenalter werden wir das Angebot aber auch mit ihr ausprobieren.

Mehrere Regionen in einem Urlaub

Seit drei Jahren buchen wir (je nach Zeit und Budget) für einen Urlaub drei bis vier Hotels in unterschiedlichen Regionen und wechseln während des Urlaubs nach wenigen Tagen die Unterkunft. Dieses Mal haben wir uns für drei Regionen entschieden: Das Ötztal, die Wildschönau und das Pillerseetal. Müsste ich eine Empfehlung aussprechen – ich könnte es nicht. Denn in allen drei Regionen hatten wir eine tolle Zeit! 

Das Ötztal – Geschichte hautnah erleben

Für Familien ist das Ötztal auf jeden Fall eine Reise wert. Hier ist so viel für Kinder aller Altersgruppen geboten, dass man mindestens eine Woche, wenn nicht sogar länger bleiben müsste, nur um die vom Tourismusverbund empfohlenen Highlights zu sehen. Wir wählen für unseren Kurztrip das Ötzi Dorf und den benachbarten Greifvogelpark sowie einige einfache Wanderrouten aus und werden nicht enttäuscht. Das Wetter ist in diesen Tagen zwar etwas launisch, aber das lässt sich nunmal nicht planen und wir haben für alle Familienmitglieder wetterfeste Outdoorkleidung dabei. Meine große Tochter und ich haben während unseres Urlaubs direkt nacheinander Geburtstag und werden an den Abenden vom Hotelpersonal mit einem liebevoll dekorierten Tisch, alkoholfreiem Sekt und Süßigkeiten überrascht – eine Geste, die nicht selbstverständlich ist und die wir sehr zu schätzen wissen. Diese Tiroler Herzlichkeit erleben wir übrigens an jedem Ort im Öztal und können unseren Aufenthalt deshalb noch entspannter genießen.

Im Ötzi Dorf, einem steinzeitichen Freilichtmuseum, lernen wir Interessantes über das Leben in der Steinzeit – erst bei einer professionellen Gruppen-Führung und dann bei einer Entdeckungstour auf eigene Faust. Die Greifvogelshow im direkt neben dem Ötzi Dorf gelegenen Greifvogelpark ist zwar nicht unsere erste, aber auf jeden Fall die aufregendste. Die malerische Bergkulisse im Hintergrund und ein sich anbahnendes Sommergewitter sorgen für eine abenteuerliche Atmosphäre. Die Mitarbeiter:innen gehen sehr liebevoll mit den Tieren um, zwingen sie zu nichts sondern nehmen mit Humor, dass uns an diesem Tag nicht jeder Vogel sein Können beweisen will. Wir erfahren interessante Hintergrundinfos über die verschiedenen Vogelarten, ihre Eigenschaften, ihren Lebensraum und ihr natürliches Jagdverhalten.

Die Wildschönau – vom Holzweg und einem vergoldeten Ausflug

Als wir auf dem Parkplatz vor unserem Hotel ankommen, kann ich meinen Blick nicht vom gegenüberliegenden Haus abwenden. Es als „besonders“ zu beschreiben wäre mächtig untertrieben. Man muss es sehen, um zu verstehen, was ich meine. In dem Haus ist Tirols erstes Holzmuseum – ich kann kaum erwarten, es zu besuchen. Aber am ersten Tag wollen wir zunächst im Hotel ankommen und die Umgebung erkunden.

Die beiden großen Kinder gehen sich direkt im kleinen Außenpool abkühlen, mit dem Baby in der Trage und dem Zehnjährigen an der Hand spaziere ich im Sonnenschein zum nahe gelegenen Spielplatz. Auf dem Rückweg gehen wir den beschilderten „Holzweg“. Dieser führt an einem Bach entlang, vorbei an traditionellen Holzhütten und einer alten Wassermühle, über eine kleine Holzbrücke und hin zum Holzmuseum, womit wir auch wieder vor dem Hotel stehen. Beim Abendessen auf der Hotelterrasse lassen wir den Tag ausklingen. Am nächsten Tag kann ich meine Neugier nicht mehr bändigen – es zieht mich magisch in das Holzmuseum. Ich werde nostalgisch, denn als Kind bin ich auf einem Sägewerk aufgewachsen und allein beim Geruch von Holz werden in mir Kindheitserinnerungen geweckt. Ich treffe den Besitzer Hubert Salcher und lasse mir von ihm die Geschichte erzählen, wie aus seinem Elternhaus ein Museum geworden ist. Zum Abschied kaufe ich eine handgeschnitzte Christbaumkugel, die mich nun jedes Jahr an diesen tollen Ausflug erinnern wird.

Am Nachmittag fahren wir ins Freibad in Oberau. Mit der Wildschönau Card – einer Gästekarte, die jede:r Gast bei der Anreise erhält, ist der Eintritt für die ganze Familie frei. Während ich mit dem Baby im Schatten der großen Bäume entspanne, haben die großen Kinder in den verschiedenen Schwimmbecken eine Menge Spaß. Am nächsten Tag fahren wir mit der Schatzbergbahn, deren Haltestelle nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt ist, zum Schatzberg. Von dort aus wandern wir eine wunderschöne Strecke durch die idyllische Landschaft und begegnen unterwegs einigen Familien mit Kinderwagen – die Wege sind hierfür gut geeignet. Rast machen wir an einem breiten, flachen Bach, in dem wir uns abkühlen und neben schönen Steinen sogar winzig kleine Goldnuggets finden. Auf dem Rückweg überrascht uns ein starker Regen, auf den wir nicht vorbereitet waren. Wir rennen los und finden in einer Höhle ein trockenes Plätzchen. Es ist ein richtiges Abenteuergefühl und die Kinder sind begeistert. Auch dieses Erlebnis wird uns lange in Erinnerung bleiben, da bin ich mir sicher. 

Das Pillerseetal – Alles Käse?

Einen gelungeneren Abschluss unseres Sommerurlaubs hätten wir uns nicht vorstellen können. Das Pillerseetal werden wir mindestens ein zweites Mal besuchen – das nächste Mal zum Skifahren im Winter. Doch auch im Sommer kann man hier viel unternehmen. Unsere Unterkunft ist wieder eine Suite in einem Hotel – neben einem Kinderzimmer mit Stockbetten, einem Schlafzimmer und einem Badezimmer mit Badewanne gibt es einen großen Wohn- Essbereich mit offener Küche und zusätzlicher Schlafcouch. Die Nutzung des Schwimmbads und der Saunalandschaft sind im Preis inbegriffen, ebenso ein Frühstücksbuffet und Abendessen nach Menü-Karte.

Mittags essen wir unterwegs, haben entweder Proviant im Rucksack oder kehren für einen Zwischensnack beim Wandern in eine der vielen urigen Almhütte ein, die immer zur rechten Zeit in der Nähe sind. Dort probieren wir typische regionale Köstlichkeiten, wie Speckknödel, Gröstl oder Kasspatzln. Am Nachmittag gibt es Eis oder Kaffee und Kuchen in einem der niedlichen Dörfer, durch die wir gemütlich schlendern.

Das Auto kann die meiste Zeit stehen bleiben, denn familienfreundliche Wanderwege und eine Bergbahn sind nur wenige Fußminuten entfernt. Wir besuchen eine Käserei, in die „das kleinste Kino der Alpen“ integriert ist und eine Zirbenbrennerei. Wir wandern einen interaktiven Wanderweg, für den wir eine App nutzen – was die Kinder total spannend finden – und der Große darf mit seinen 15 Jahren einen Paragliding-Flug mitmachen und sich so seiner Höhenangst stellen. Während er gemächlich ins Tal gleitet und den Ausblick genießt, fahren wir mit der Bergbahn zurück und machen einen Zwischenstopp an der Mittelstation – dort gibt es einen tollen und vielseitigen Kinderspielplatz und ein Restaurant, in dem es regelmäßig Veranstaltungen mit Livemusik gibt. Zum Abschluss unseres Familienurlaubs in Tirol fahren wir am nächsten Tag zum Jakobskreuz Buchensteinwand bei Fieberbrunn. Dabei handelt es sich um ein begehbares Gipfelkreuz, das muss man unbedingt selbst gesehen haben muss!

Ausführlicher Beitrag zum Pillerseetal: HIER
Weitere Informationen über das Pillerseetal: kitzbueheler-alpen.com

Unsere persönliche Hotel-Empfehlung: TUI BLUE Fieberbrunn

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.