Zero Waste: Müll vermeiden im Familienalltag

Zero Waste

Der durchschnittliche Deutsche verursacht jedes Jahr 220 Kilogramm Verpackungsmüll. So viel wiegen zwei Babyelefanten zusammen. Eine unvorstellbare Menge, die uns europaweit sogar zu den Spitzenreitern in Sachen Müllproduktion macht! Zwar hat das deutsche Recycling-System einen guten Ruf – doch längst nimmt es nicht jeder ernst mit der Mülltrennung. 

Die “Zero-Waste-Bewegung” will mit gutem Beispiel voran gehen und zeigen, wie man im Alltag Müll reduzieren und an vielen Stellen komplett vermeiden kann. Zu der Einstellung, so wenig Müll wie möglich auf dem Planeten zu hinterlassen, gehört nicht nur eine Reduktion von Verpackungsmüll. Auch ein bewusster Konsum, bei dem man auf Plastik verzichtet, keine unnötigen Anschaffungen macht und kaputte Dinge repariert oder anderweitig verwendet, statt sie achtlos in die Tonne zu werfen, zählen dazu.

Im Familienalltag geht es oft turbulent zu. Für bewusste Einkäufe nehmen sich nur wenige Eltern Zeit und so landen immer wieder die gleichen Dinge im Einkaufswagen. Dass es für die Lieblingsprodukte Alternativen mit weniger Verpackungsmüll oder zumindest einer Verpackung aus Karton statt Plastik gibt, wissen manche gar nicht. Auch das Vorurteil, diese Produkte seien teurer, hält viele davon ab, einmal genauer hinzusehen und ihre Gewohnheiten zu überdenken.

Wenn Kinder von Anfang an “Zero Waste” lernen, wird es für sie zur Selbstverständlichkeit.

Zu Besuch auf dem Wochenmarkt

Wer einmal auf den Wochenmarkt geht, wird schnell bemerken, dass sogar das Gegenteil der Fall sein kann. Viele Menschen, die hier zum ersten Mal Obst und Gemüse kaufen, sind überrascht über die fairen Preise. Oftmals liegen diese deutlich unter den Preisen im Supermarkt und teilweise sogar unter den Preisen im Discounter. In Plastik eingeschweißte Gurken oder Äpfel gibt es hier nicht – außerdem kann man die gewünschte Menge einkaufen und somit vermeiden, dass man die Hälfte wegwerfen muss, weil sie nicht rechtzeitig verbraucht werden konnte. Auf dem Wochenmarkt schaut einen auch niemand schief an, wenn man am Wurst- und Käsestand eigene Dosen über die Theke reicht, um damit weitere Müllquellen zu umgehen. Am Bäckerstand befüllen die Verkäufer*innen wie selbstverständlich die mitgebrachten Baumwollbeutel mit Brötchen, wenn man auf Papiertüten verzichten will. Wer grüne Smoothies mag, kann sich am Gemüsestand nach Grünzeug-Resten erkundigen und diese vor dem Wegwerfen retten – die gibt es im Normalfall sogar gratis.

Einkaufen in Bioläden und Unverpackt-Läden

Viele Hersteller von Bioprodukten legen vermehrt Wert auf eine plastikfreie Verpackung. Waren wie Nudeln, Reis oder Hülsenfrüchte findet man dort in Papierverpackungen. In einigen Läden gibt es diese Produkte unverpackt, sodass man die gewünschte Menge in das gewünschte Gefäß füllen (lassen) kann. Auch für herkömmliche Reinigungsmittel, Schwämme, Bürsten und Wischtücher findet man hier umweltfreundlichere Alternativen. In immer mehr deutschen Städten eröffnen sogenannte “Unverpackt-Läden”, die ihr Sortiment noch etwas strenger auswählen, wenn es um Verpackungsmüll geht. Das Personal ist geschult und berät auch Neulinge gerne.

Zum Einkaufen Baumwollbeutel oder Körbe, leere Gläser und Aludosen mitnehmen.

Zero-Waste im Haushalt

Gerade wer kleine Kinder (und dazu noch Tiere) im Haushalt hat, kommt mit dem Saubermachen oft kaum hinterher. So verbrauchen Familien besonders viele Reinigungsmittel, deren Rückstände letztlich über das Abwasser in unserem Grundwasser und dadurch nachweislich in unserer Nahrung landen. Abgesehen vom anfallenden Plastikmüll, sollte dies ein Grund sein, seinen Putzmittelschrank in Ruhe durchzusehen und nach der Devise “weniger ist mehr”, neu auszustatten.

Putzeimer, Besenstiele und Bürsten gibt es aus altenativen Materialien – die oftmals sogar robuter sind, als Plastik. Man bekommt diese kostengünstig im Baumarkt oder im Restpostenmarkt. Staubsauger gibt es inzwischen ohne Beutel. Wer über die Anschaffung eines neuen Geräts nachdenkt, sollte sich diese Alternative auf jeden Fall ansehen. Einwegtücher, für Armaturen oder gar Böden sollten gar nicht erst gekauft werden. Putzmittel kann man selbst herstellen und in Glasflaschen füllen – oder zumindest zu ökologischen Alternativen aus dem Biohandel greifen und sich auf insgesamt drei Mittel beschränken. Mehr braucht es nicht, für ein hygienisch sauberes Haus.

Müll vermeiden in der Küche

Wer beim Einkauf auf so wenig Verpackungsmüll wie möglich achtet und zudem seine Putzmittel austauscht, hat schon einen guten Anfang gemacht. In der Küche gibt es allerdings noch einige andere Müll-Quellen. Müllbeutel beispielsweise. Hier kann man entweder zu ökologischen Alternativen greifen oder ganz darauf verzichten. Müll kann auch einfach im Mülleimer landen, wenn man ihn hinterher ausspült. Frischhaltefolie und Alufolie sind praktisch, doch verursachen viel Müll. Eine Alternative sind wiederverwendbare Bienenwachstücher. Diese sehen noch dazu mit ihren bunten Mustern schön aus und machen gute Laune. Eine Alternative zu Backpapier ist eine wiederwendbare Matte für den Backofen. Anstelle von Plastikdosen zur Aufbewahrung, können Gläser und Aludosen zum Einsatz kommen. Statt Plastikbechern lieber Gläser oder Tassen (aus Ton oder Keramik) verwenden. Kochbesteck aus Holz oder Alu statt Plastik und Silikon. Backformen aus Keramik oder Alu statt Silikon verwenden. Auch für viele andere Dinge des täglichen Gebrauchs gibt es Alternativen. Etwa für Besteck, Tischsets, Untersetzer, Nudelsiebe, Schüsseln, Kannen und Karaffen, Butterdosen, Brotdosen und Trinkflaschen.

Plastikfreies Badezimmer

Wer einmal mit einem Korb durch sein Badezimmer geht und alles einsammelt, das in Plastik verpackt ist (oder beim Einkauf war), wird sich wundern. Es ist oftmals doch wesentlich mehr, als man zunächst annehmen mag. Shampoo, Cremes, Haarbürsten und Klammern, Wattestäbchen und Wattepads, Nagellacke und Nagellackentferner, Gesichtsmasken und Badezusatz, Schmink-Utensilien und Pinsel, Rasierer, Badespielzeug, Nagelbürsten, Zahnbürsten, Zahnseide, Zahnpasta und Mundwasser, Zahnputzbecher, Klopapier, Klosteine und Klobürsten, Tampons, Binden, Windeln und Feuchttücher. Das Badezimmer ähnelt bei vielen Familien einer Plastik-Festung. Bei vielen sind sogar die Schränke aus Plastik, in der Dusche kleben Gummistopper in der Wanne, davor liegen Badematten aus Kunststoff. Das alles ist aus einer Gewohnheit heraus entstanden, weil man es aus dem eigenen Elternhaus so kannte und das Angebot in den Märkten meist so ausgelegt ist. Doch hat man erst einmal ein Bewusstsein dafür entwickelt, kann man es Schritt für Schritt anders machen.

Umweltfreundliche Alternativen im Badezimmer:

  • Möbel aus Echtholz
  • Haarbürsten, Nagelbürsten und Pinsel aus Holz / Naturborsten
  • Zahnbürsten aus Bambus, DIY-Zahnpasta oder Zahnpasta am Stück
  • Zahnputzbecher aus Glas oder Emaille
  • DIY-Shampoo oder Haarseife
  • Körperseife statt Duschgel
  • DIY-Badezusatz im Glas
  • Waschbare Cotton-Pads statt Wattepads
  • Moon-Cup oder waschbare Stoff-Binden statt Tampons oder Wegwerf-Binden
  • Stoff-Windeln statt Einwegwindeln
  • Waschlappen statt Feuchttücher
  • Polierfeile für Nägel, statt Lack

Minimalistisches Kinderzimmer

Kinder brauchen nicht viel Spielzeug, um glücklich zu sein. Vor allem muss dieses nicht aus quitschbuntem Plastik bestehen. Dieses verursacht letztlich nicht nur (Verpackungs-)Müll, es enthält oftmals auch giftige Stoffe und Weichmacher. Eltern sollten ihren Verwandten und Freunden in einem sensiblen Gespräch erklären, dass sie sich über Geschenke für ihren Nachwuchs freuen, jedoch gewisse Ansprüche daran haben. Lieber ein qualitativ hochwertiges Geschenk, statt fünf Billig-Spielzeuge, die schnell kaputt gehen oder von vornherein aussortiert würden. Auch schön: Gemeinsame Zeit schenken. Der Ausflug auf den Bauernhof mit Oma und Opa bleibt länger in Erinnerung, als die Plastikpuppe.

Kinderkleidung und Spielsachen kann man inzwischen mieten, statt sie zu kaufen. Diese alternativ auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden zu kaufen und zu verkaufen, ist eine weitere nachhaltige Möglichkeit, mit der man Müll vermeidet. Wer ein neues Spielzeug bekommt, muss dafür ein altes Spielzeug hergeben. Dieses kann man entweder verkaufen oder an ein Sozialkaufhaus oder eine Flüchtlingsunterkunft verschenken. Bücher sind toll und machen Spaß – nachdem man sie gelesen hat, landen sie aber doch meist im Regal. Eine Mitgliedschaft in einer Bibliothek ist auf Dauer günstiger, abwechslungsreicher und nachhaltiger. Sollte ein Buch so gut gefallen, dass sich die Kleinen davon nur schwer wieder trennen können, kann man dieses dann noch immer gezielt kaufen.

Puppen aus Stoff, die vielleicht sogar nach den eigenen Wünschen liebevoll von Hand genäht wurden, sind in jedem Fall eine schöne und zeitlose Alternative zu Plastik-Puppen. In der Puppenstube spielt es sich mit Biegepüppchen aus Holz ganz wunderbar. Eine Alternative zu Plastik-Lego ist Lego aus Holz. Dieses gibt es in nachhaltigen Onlineshops. Auch wenn beim Versand Verpackungsmüll entsteht, ist es auf Dauer nachhaltiger, als das Original. Dieses soll (so hat der Hersteller mitgeteilt) übrigens bis 2030 selbst nachhaltiger werden und bis dahin ausschließlich aus recyceltem Plastik bestehen.

Müll vermeiden bei Schulsachen

Schulkinder haben ihren Ranzen oftmals voll mit vermeidbarem Plastikmüll. Hefteinschläge und Mappen können aus Papier sein, Scheren mit Alu- statt Plastikgriff, Linieale und Stifte aus Holz. Füllerpatronen zum Auffüllen immer Einwegpatronen bevorzugen. Brotdosen aus Alu und Trinkflaschen aus Alu der Glas sind eine gute Alternative zu Plastikdosen (die ohnehin oftmals schnell kaputt gehen). Bereits beim Kauf des Schulranzens, Turnbeutels und der Federtasche kann auf natürliche Alternativen geachtet werden. Federmäppchen aus Leder und Turnbeutel aus Baumwolle sind mögliche Alternativen.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.