Wollwalk, Loden, Wollfleece und Walkfilz – das sind die Unterschiede

Unterschied Wollwalk
© Engel Natur

Vor allem im Herbst und Winter dominiert in vielen Kleiderschränken das Material Wolle. Hierfür gibt es zig unterschiedliche Verarbeitungsmethoden. Für Laien sind die Unterschiede nicht immer gleich zu erkennen. Deshalb wollen wir heute einmal erklären, was es mit den beliebten Materialien Wollwalk, Loden, Wollfleece und Walkfilz auf sich hat.

Gestrickte Pullover, Jacken, Mützen und Schals haben wohl die meisten in ihrem Kleiderschrank. Das Material Wolle ist seit Generationen beliebt. Kein Wunder, bei so vielen positiven Eigenschaften. Wolle ist beispielsweise temperaturregulierend, atmungsaktiv, hygienisch und schwer entzündbar. Aber Wolle kann noch viel mehr – nach einer entsprechenden Verarbeitung. Dann kann Wolle sogar Schneekleidung aus Kunststoff ersetzen und gilt auch deshalb als besonders nachhaltig.

Wollwalk

Wollwalk hat in den letzten Jahren einen echten Hype erlebt. Selbst Eltern, die mit Nachhaltigkeit und Natur im Alltag sonst wenig zutun haben, kleiden ihre Sprösslinge in Wollwalk. Besonders beliebt sind Overalls aus diesem tollen Material. Doch nicht nur optisch macht Wollwalk etwas her. Dieses Material ist besonders gut für Herbst- und Winter- sowie generell Outdoor-Kleidung geeignet. Neben Overalls werden etwa Jacken, Mäntel und Hosen, aber auch Mützen und Handschuhe aus Wollwalk gefertigt – nicht nur für Kinder, auch für Erwachsene. Wollwalk wärmt, isoliert und schützt sogar vor Nässe: Ein Anzug aus Wollwalk kann einen klassischen Schneeanzug aus Kunststoffen ersetzen. Kleidung aus Wollwalk gilt als besonders robust und unempfindlich, dennoch fühlt sie sich weich an, ist angenehm zu tragen und flexibel. Wollwalk kann auch als Polsterbezug – beispielsweise für Sessel oder Sofas – zum Einsatz kommen.

Um Wollwalk herzustellen, wird Schurwolle (meist vom Schaf) zunächst zu Garn verarbeitet und dann gestrickt. In einem warmen Wasserbad wird dieser Stoff zunächst gewaschen und dann in sehr heißem (fast kochendem) Wasser gewalkt. Durch Feuchtigkeit, Hitze und Reibung quillt die Schuppenschicht der Wollfasern auf, die Fasern „verhaken“ sich ineinander und verfilzen. Auf diese Weise entsteht ein verdichtetes Material. Während des Walkens geht der Stoff etwa um die Hälfte ein. Im Anschluss wird der Stoff auf Spannrahmen geglättet. Der fertigen Wollwalk kann zugeschnitten und weiterverarbeitet werden.

WOLLE = TIERQUAL?
Wolle ist ein tierisches Produkt und auch deshalb sollte man vor dem Kauf ganz genau hinschauen, woher es stammt – um Tierleid zu vermeiden. Wir verraten dir in DIESEM BEITRAG, worauf zu beim Kauf von Wolle achten solltest.

Loden

Viele Menschen denken, Loden sei das Gleiche, wie Wollwalk. Tatsächlich stecken zwischen diesen Bezeichnungen aber zwei unterschiedliche Stoffe. Gemeinsam haben sie das Ausgangsmaterial – Schurwolle. Diese wird ebenfalls zunächst zu Garn verarbeitet, dann aber nicht gestrickt, wie bei der Herstellung von Wollwalk, sondern gewebt. Dieser Stoff wird dann ebenfalls gewalkt, allerdings kann sich der fertige Lodenstoff nicht dehnen und ist auch nicht so reißfest wie Wollwalk. Bei regelmäßiger Belastung der gleichen Stellen (beispielsweise durch Reibung an Ellenbogen oder Knien), können die wasserabweisenden und wärmenden Eigenschaften verloren gehen.

Loden kennt man vor allem aus dem Bereich Trachtenmode – beispielsweise von Hüten und Westen. Auch einige Jäger:innen schwören auf Lodenkleidung für den Outdoorbereich. Die Hosen und Jacken, die es im Jagdbedarf aus Loden zu kaufen gibt, sind jedoch meist recht schwer und unflexibel, manchmal sogar kratzig und deshalb nicht für jede:n angenehm zu tragen.

Wollfleece

Wollfleece durchläuft zunächst den gleichen Prozess, wie Wollwalk – zunächst wird Schurwolle zu Garn verarbeitet und gestricht. Dieser Stoff wird dann jedoch nicht gewalkt sondern aufgebürstet. Dadurch entsteht die beliebte „Teddy-Optik“. Wollfleece fühlt sich sehr weich und kuschelig an und wärmt – auch deshalb ist das Material beliebt für Pullover, Jacken und Stirnbänder.

TIPP
Eine vegane Alternative ist Baumwollflece. Daraus gefertigte Jacken oder Overalls beispielsweise sind perfekte Begleiter im Frühling und bis in den Sommer hinein.

Walkfilz

Walkfilz ist ein Material, das den meisten aus dem Handarbeitsunterricht in der Schule bekannt sein dürfte. Und genau dafür – für kreative Arbeiten – ist Filz gut geeignet. Anders als Wollwalk, Loden und Wollfleece wird Filz nicht aus Garn sondern aus roher Wolle gewonnen. Nach einer ausgiebigen Reinigung wird die Wolle gekämmt und anschließend mit Wasser gewalkt. Es entsteht ein robuster und leichter Stoff, der eine wärmende Eigenschaft hat, jedoch eher steif ist und sich rau anfühlen kann – deshalb (und wegen seiner niedrigen Dehnbarkeit) für Kleidung weniger gut geeignet ist.

Wissenswert: Industriell hergestellter (Nadel-)Filz enthält oft Polyamid oder Polyester und wird bei der Produktion chemisch behandelt.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.