„Unsere Töchter sollen frei und unverbogen aufwachsen können.“

Susanne Mierau im Gespräch über feministische, bedürfnisorientierte Erziehung und ihr neues Buch

New Moms for Rebel Girls Susanne Mierau
© EVERST / Adobe Stock
Susanne Mierau New Moms für Rebel Girls Interview
Titel
New Moms for Rebel Girls
Autorin
Susanne Mierau
Verlag
Beltz
Seiten
320
ISBN
978-3-407-86712-4
Preis (DE)
19 Euro

Susanne Mierau ist eine von vielen „New Moms“, die ihre Töchter aufklären und stärken möchten gegen das Patriarchat und seine Folgen. Was das in Bezug auf feministische und bedürfnis-orientierte Erziehung heißt, erklärt sie in ihrem neuen Buch „New Moms for Rebel Girls“.

Erst vor wenigen Monaten erschienen, ist das neuste Buch von Susanne Mierau bereits ein Spiegel-Bestseller. Wie wollen wir unsere Töchter erziehen, damit sie zu starken und selbstbestimmten Frauen heranwachsen? Diese Frage stellen sich zahlreiche Eltern. Susanne Mierau – bekannt durch zahlreiche wertvolle Ratgeber und ihren Blog geborgen-wachsen.de – liefert mit „New Moms für Rebel Girls“ mögliche Antworten.

3 Fragen an Susanne Mierau

Liebe Susanne, was zeichnet „New Moms“ aus?

Viele Mütter sind sich dessen bewusst, dass es in unserer Gesellschaft noch immer Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern gibt. Gleichzeitig sind wir alle in dieser Gesellschaft aufgewachsen und haben bestimmte Bilder und Werte verinnerlicht, die es uns schwer machen, dagegen anzugehen. Manchmal merken wir selbst nicht einmal, dass wir bestimmte Botschaften über Körperbilder oder Verhalten vermitteln, die wir eigentlich als Einfluss auf unsere Kinder ablehnen.

„New Moms“ machen sich auf den Weg, Geschlechtsstereotype hinter sich zu lassen und patriarchale Strukturen zu beseitigen, um ihren Töchtern zu ermöglichen, die Personen sein zu können, die sie sind – ohne sich Rollenbildern unterwerfen zu müssen. Unsere Töchter sollen frei und unverbogen aufwachsen können – nicht nur befreit vom persönlichen Druck und alten Erziehungsvorstellungen, sondern vor allem auch von dem Druck des Patriarchats, der einerseits von außen auf sie einströmt – hier können wir wenig verhindern aktuell, aber viel stärken -, sich aber auch in vielen Kleinigkeiten des Erziehungsalltags zwischen Eltern und Kindern verbergen kann – worauf wir direkt Einfluss nehmen können.

Warum war es dir so wichtig, dieses Buch zu schreiben?

Gerade durch die Corona-Pandemie haben wir gesehen, wie sehr sich Krisen auf die Lage von Mädchen und Frauen auswirken. Weltweit, aber auch hierzulande. Wir müssen eine Patriarchats- Resilienz entwickeln, eine psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Wirken des Patriarchats. So können wir die Benachteiligungen erkennen und ihnen nicht nur aktuell entgegentreten, sondern auch Stillstand oder gar Rückschritten vorzubeugen, die uns in der wahrscheinlich krisenvollen Zukunft drohen können.

Denken wir allein an die Klimakrise, müssen wir unsere Töchter heute stärken und die noch immer patriarchal geprägte Gesellschaft verändern, damit wir ihnen den Weg zu einem selbstbestimmten und gleichberechtigten Leben ermöglichen können. Konservative Stimmen, die die bisherigen Errungenschaften des Feminismus zurückzudrängen versuchen, erstarken und können sich nachteilig auf die Lebensumgebung unserer Töchter auswirken. Es ist unsere Aufgabe, uns jetzt bewusst zu machen, wie wichtig ein feministisches Eintreten heute für die Zukunft unserer Kinder ist – und damit sind nicht nur unsere Töchter gemeint, denn auch Jungen profitieren von feministischen Eltern und der Abkehr strenger Rollenbilder.

Wem legst du dein Buch besonders ans Herz?

„New Moms for Rebel Girls“ habe ich insbesondere für Mütter von Töchtern im Alter von 0 Jahren bis zum Teenageralter geschrieben, um ihnen durch Informationen, Reflexionen und Anregungen die Möglichkeit zu geben, ihre Töchter auf eine moderne Weise im Wachsen zu begleiten. Gleichzeitig ist es ein Buch, das die Situation von Müttern als Frau in den Blick nimmt und hinterfragt, woher welche Glaubenssätze kommen und wie wir sie auflösen können. Ganz besonders wird auch auf die Beziehung zur eigenen Mutter und ihrem Einflüssen auf uns geblickt. Eigentlich möchte ich das Buch deswegen uneingeschränkt allen Eltern ans Herz legen, Müttern wie Vätern, weil eine kritische Beschäftigung mit patriarchalen Glaubenssätzen für uns alle von Vorteil ist.

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Dieses Interview hat Tanja Wendenius geführt.

Tanja Wendenius