So viel bekommt dein ungeborenes Baby um sich herum schon mit

Was spürt ein Baby im Bauch
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Bereits während der Schwangerschaft wird der Grundstein für das spätere Leben deines Kindes gelegt. Was es jetzt schon alles mitbekommt und wie du eine gesunde Entwicklung unterstützen kannst …

Schon vor der Geburt entwickeln sich die Sinne von Babys. Sie können tasten, schmecken, riechen, hören, sehen und sogar die Gefühle ihrer Mütter wahrnehmen. Laute Geräusche können sie erschrecken, sanfte Töne beruhigen. Sie entwickeln Vorlieben für bestimmte Geschmäcker und schmiegen sich in die Hände, die über den Bauch streicheln.

Spürst du das?

Noch bis in die 1970er Jahre sind Forschende davon ausgegangen, dass Ungeborene kein Schmerzempfinden haben. Heute weiß man, dass das nicht stimmt. Nur über den Zeitpunkt, in dem das Schmerzempfinden beginnt, sind die Expert:innen sich nicht einig. Ältere Studien gehen von der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) und jüngere von der 12. SSW aus.

Untersuchungen zeigen, dass ungeborene Babys bereits ab der 7. SSW auf Reize reagieren. Sie nehmen das sie umgebende Fruchtwasser auf ihrer Haut wahr und spüren das Herzklopfen ihrer Mutter. Etwa ab der 12. SSW kann ein Ungeborenes über seine Finger – die bereits jetzt von Tastzellen überzogen sind – Sinnesreize wahrnehmen. Es beginnt, um sich zu greifen und seine Umgebung abzutasten. Bis zur 17. SSW hat sich das Berührungsempfinden dann auf den ganzen Körper ausgedehnt. Etwa ab der 21. SSW nimmt das Ungeborene Berührungen von außen wahr – etwa wenn du deine Hand auf den Bauch legst. Du kannst dein Baby sanft streicheln und beobachten, wie es sich an deine Hand anschmiegt.

Empfindest du wie ich?

40 Wochen sind eine lange Zeit, in der es kaum möglich ist, immer gut gelaunt und entspannt zu sein. Stress gehört für die meisten Menschen zum Alltag dazu und davon können sich auch Schwangere nur bedingt frei machen. Während einer Schwangerschaft verspüren viele Frauen neben Vorfreude zudem Ängste – etwa vor der Geburt und dem neuen Leben mit Kind. Manche überkommt phasenweise Traurigkeit (auch wenn sie ein Wunschkind erwarten) und andere fühlen sich unter Druck gesetzt. Viele fragen sich, wie viel Stress sie sich und ihrem ungeborenen Kind zumuten können. Die Antwort lautet: So wenig wie möglich. Zwar schützt die Plazenta das Ungeborene durch ein Enzym, das dem Stresshormon Cortisol entgegenwirkt, jedoch nur so lange, wie das Stresslevel der Schwangeren noch „normal“ ist.

In Extremsituationen – etwa bei häuslicher Gewalt, Armut, Krieg, Krankheit, traumatischen Erlebnissen oder Trauerfällen im nahen Umfeld – kann der Stress zu viel werden und sich auf das ungeborene Kind übertragen. Hält diese Belastung über einen längeren Zeitraum an, kann sich das negativ auf die Entwicklung des Babys auswirken und etwa dazu führen, dass es im späteren Leben weniger stressresistent ist.

Wenn du gerade schwanger bist, solltest du dir regelmäßig Pausen gönnen und dich ganz bewusst entspannen. Dabei können spezielle Atemtechniken, Yoga oder Meditationen helfen, aber auch ein achtsamer Spaziergang durch die Natur, eine Massage oder ein Wannenbad. Versuche, alltägliche Aufgaben zu verteilen und nimm die Hilfe aus deinem Umfeld an, wenn sie dir angeboten wird. Wenn nicht, bitte aktiv darum.

Kannst du mich hören?

Das Gehör deines Babys entwickelt sich während der Schwangerschaft schrittweise. Zunächst kann es noch gar nicht hören, mit der Zeit dann die unmittelbar in der Nähe erzeugten Geräusche – wie Blutrauschen, Herzklopfen oder Verdauungsaktivitäten. Wenn sein Gehör weiterentwickelt ist, kriegt es mehr und mehr auch Geräusche aus der Außenwelt mit. Es hört deine Stimme und die Stimmen der Menschen um dich herum, Musik, Hundebellen und Verkehrsgeräusche. Manche Klänge werden es beruhigen, andere können es erschrecken. Ein lauter Knall und dein Baby zuckt vor Schreck zusammen, eine harmonische Melodie und dein Kind entspannt sich. Deine Stimme wird deinem Baby immer vertrauter und es wird sie nach der Geburt wiedererkennen. Auch an die Stimmen weiterer wichtiger Bezugspersonen, die regelmäßig anwesend sind, wird sich dein Baby später erinnern. Es ist also keineswegs albern, regelmäßig mit „dem Bauch“ zu sprechen oder ihm etwas vorzusingen. Besonders faszinierend: Babys können bereits im Mutterleib die Muster ihrer Muttersprache erkennen und von anderen Sprachen unterscheiden – zu diesem Schluss ist eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2017 gekommen.

Bereits in der 10. Schwangerschaftswoche (SSW) können die Ohren auf dem Ultraschallmonitor gut erkannt werden. Bis zu 23. SSW sollte das Gehör dann soweit entwickelt sein, dass das Ungeborene neben den Herzgeräuschen seiner Mutter auch die Umgebungsgeräusche wahrnimmt. Etwa ab der 35. SSW können die meisten Ungeborenen dann schon Tonhöhen unterscheiden und Sprachrhythmen erkennen.

Was kannst du sehen?

Anders als andere Säugetiere, die mit geschlossenen Augen geboren werden, können ungeborene Menschen bereits etwa ab der 25. SSW ihre Augen öffnen. Im Bauch gibt es zwar nicht allzu viel zu sehen – hell und dunkel können Babys aber schon vor der Geburt unterscheiden. Wie viel Ungeborene darüber hinaus sehen können, ist noch nicht endgültig erforscht. Aktuell gehen Forschende davon aus, dass sie auch Umrisse und Bewegungen erkennen können. Der Sehsinn ist der unreifste von allen Sinnen und auch in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt noch nicht vollständig entwickelt.

Wie schmeckt dir das und kannst du riechen?

Bei seiner Geburt hat dein Baby einen komplett ausgebildeten Geruchssinn, der ihm helfen soll, deine Brustwarze zu finden. Der Geruch von Muttermilch ähnelt dem von Fruchtwasser. Bereits im Mutterleib kann es diesen wahrnehmen. Allerdings vermischen sich in dieser flüssigen Umgebung Gerüche und Geschmäcker miteinander. Schmecken kann ein Ungeborenes bereits etwa ab der 21. SSW. Ab der 12. SSW beginnen sich auf der Zunge Geschmacksknospen zu bilden. Etwa ab der 24. SSW beginnen Ungeborene, verschiedene Geschmäcker zu unterscheiden und entwickeln sogar schon erste Vorlieben und Abneigungen. Deine Ernährung kann also einen Einfluss auf das spätere Essverhalten deines Kindes haben. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist auch deshalb in der Schwangerschaft besonders wichtig.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.