Gastfamilie für ein Au-pair werden? Das solltest du vorher wissen!

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Es klingt erst einmal ganz wunderbar – ein junger Mensch zieht in die Familie ein, kümmert sich um die Kinder, unterstützt im Haushalt und lernt dabei die deutsche Sprache und einiges über die hiesige Kultur. Nicht immer läuft das Zusammenleben mit einem Au-pair so ab und was viele nicht wissen – die Kosten dafür sind nicht unerheblich.

Gründe die dafür sprechen, ein Au-pair aufzunehmen, gibt es zahlreiche. Meist ziehen berufstätige Eltern, deren Arbeitszeiten sich nicht mit den Betreuungszeiten in Kita und Schule vereinbaren lassen, diese Lösung in Betracht. Da das Au-pair in der Familie lebt, kann es zeitlich recht flexibel unterstützen, die Kinder aus der Betreuung abholen und sich mit ihnen danach beschäftigen, bis die Eltern zurück sind. Auch für Eltern, die in Schichtdiensten arbeiten kann es hilfreich sein, ein Au-pair in die Organisation einzuspannen. Eine Entlastung durch ein Au-pair-Mädchen oder einen -Jungen finden auch alleinerziehende Elternteile oder solche, die selbst erkrankt sind oder sich zusätzlich um pflegebedürftige Angehörige kümmern müssen.

Seltener ist die Motivation der Gastfamilie eine selbstlose – sie wollen junge Menschen dabei unterstützen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und nehmen sie bei sich auf, obwohl sie auf die Unterstützung gar nicht angewiesen sind.

Was ist ein Au-pair?

Ein Au-pair ist ein junger Mensch zwischen 18 und 26 Jahren, der für einen gewissen Zeitraum (meist ein Jahr) in einer Gastfamilie im Ausland lebt, seine Sprachkenntnisse erweitert und im Gegenzug eine vereinbarte Stundenzahl bei der Kinderbetreuung und der Hausarbeit hilft. Ob man lieber ein Au-pair-Mädchen oder einen Au-pair-Jungen aufnehmen will, kann man als Gastfamilie selbst entscheiden.

Wie viel kostet ein Au-pair?

Die Kosten für ein Au-pair-Mädchen oder einen Au-pair-Jungen sind in Deutschland nicht unerheblich. Es muss ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt werden – Kost und Logis sind gratis, hinzu zahlt die Gastfamilie an das Au-pair ein Taschengeld (mind. 280 Euro im Monat), übernimmt die Kosten für einen Sprachkurs (ca. 70 Euro im Monat) sowie die Versicherungsgebühren (ca. 40 Euro im Monat). Hinzu kommen einmalige Vermittlungsgebühren, wenn man das Au-pair über eine Agentur bucht. Diese fallen unterschiedlich hoch aus, für einen 12-monatigen Aufenthalt kann man aber mit etwa 500-600 Euro rechnen. Ebenfalls einmalig fallen Kosten für die Bürokratie bei deutschen Behörden (ca. 100 Euro) an. Wenn ein Gesundheits-Check behördlich angeordnet wird, fallen hierfür ebenfalls einmalig weitere 50-100 Euro an. Man sollte also mit monatlichen Gesamtkosten von 745-800 Euro rechnen! Darin enthalten sind noch nicht die Fahrtkosten zur Sprachschule, die von der Gastfamilie zu tragen sind. Auch nicht Eintrittspreise, wenn das Au-pair beispielsweise mit ins Schwimmbad, Kino, den Zoo oder Freizeitpark kommt und auch keine Geschenke zu den Feiertagen (an seinem Geburtstag, an Ostern, Nikolaus und Weihnachten sollte das Au-pair nicht leer ausgehen).

Wie viel arbeitet ein Au-pair?

Der häufigste Streitpunkt zwischen Au-pairs und ihren Gastfamilien ist das Thema Arbeitszeit. Es sollte daher vorher ganz klar vereinbart werden, wann das Au-pair sich in Kinderbetreuung und Haushalt mit einbringt, und in welchem Umfang. Deutsche Gastfamilien sollten immer im Hinterkopf haben, dass Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit nicht in allen Kulturen gleichermaßen relevant sind und die Ansprüche des Au-pairs eventuell von den eigenen abweichen können. Laut Bundesagentur für Arbeit sollte ein Au-pair-Mädchen oder -Junge in Deutschland nicht mehr als sechs Stunden am Tag (bzw. 30 Stunden in der Woche) arbeiten und an mindestens vier Abenden und 1,5 Tagen pro Woche (einer davon muss ein Sonntag sein) komplett frei haben. Außerdem stehen einem Au-pair in 12 Monaten insgesamt 4 Wochen bezahlter Urlaub zu.

Es sollte auch immer damit gerechnet werden, dass das Au-pair krank wird oder sich verletzen kann und deshalb für mehrere Tage oder sogar Wochen ersatzlos ausfällt.

Was, wenn die Chemie nicht stimmt?

Es ist auf jeden Fall ratsam, das Au-pair vorab kennenzulernen – neben Telefonaten sind hierfür Video-Chats eine gute Lösung. So bekommt man zumindest ein erstes Gefühl, ob man zusammenpasst oder nicht. Ein Garant ist das dennoch nicht und es gibt immer wieder Fälle, in denen entweder die Gastfamilie oder das Au-pair selbst unglücklich ist. Hat man den Vertrag über eine Agentur abgeschlossen, kann man sich an diese wenden und um Hilfe bitten. Lassen sich die Differenzen nicht aufheben, besteht die Möglichkeit, den Au-pair-Zeitraum vorzeitig abzubrechen. Manche Au-pairs wechseln dann in eine andere Familie im gleichen Land, andere gehen zurück nach Hause. Wie kurzfristig es möglich ist, als Gastfamilie Ersatz zu bekommen, ist unterschiedlich.

Abschied nicht immer leicht

Läuft hingegen alles wunderbar und ist das Au-pair zu einem festen Teil der Familie geworden, kann der Abschied am Ende des Au-pair-Zeitraums schwer fallen. Vor allem für Kinder kann ein Au-pair zu einer wichtigen Bezugsperson werden und es kommt nicht selten vor, dass diese nach ihrer Abreise schmerzlich vermisst wird. Daher ist es wichtig, die Kinder von Anfang an darauf vorzubereiten und einige Wochen vor der Abreise noch einmal konkret darüber zu sprechen. Eine schöne Geste ist es, eine Abschiedsfeier für das Au-pair zu veranstalten und ein Abschiedsgeschenk parat zu haben. Je nach Alter können die Kinder dieses mitgestalten oder zusätzlich Bilder malen oder etwas basteln. Wenn man in den letzten Monaten eine gute Beziehung aufgebaut hat, ist es natürlich auch schön, weiterhin Kontakt zu halten. So ist es kein Abschied für immer und gerade für die Kinder leichter zu verkraften.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 35-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.