Warum Kaninchen keine „Kinder-Haustiere“ sind

Kaninchen
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Dein Kind wünscht sich ein Haustier und du denkst darüber nach, ihm ein Kaninchen anzuschaffen? Bitte informiere dich zunächst sehr gut über diese Tiere. Kaninchen sind weder anspruchslos noch günstig in der Unterhaltung.

Hand aufs Herz – wer findet Kaninchen nicht niedlich? Wenn sie schüchtern in ihrem Gehege hocken, genüsslich vor sich hin mümmeln und einen mit ihren dunklen Knopfaugen beobachten, kann man schon dahin schmelzen. Am liebsten würde man sie direkt auf den Schoß nehmen und streicheln. Doch hier lauert schon der erste Trugschluss: Kaninchen sind keine Kuscheltiere! Sie hochzunehmen bedeutet für sie immensen Stress und wenn sie auf dem Arm oder Schoß stillhalten, dann ist das ein instinktiver Schutzreflex, kein Liebesbeweis! Mit Kaninchen geht man auch nicht spazieren – selbst wenn man im Handel kleine Geschirre und Leinen erwerben kann.

Eine artgerechte Haltung von Kaninchen ist nicht einfach. Neben einer Menge Wissen, das man sich über diese Tiere aneignen sollte, muss man ausreichend Platz zur Verfügung stellen können und monatlich einiges an Zeit und Geld übrig haben. Wer einen lustigen Kuschel-Kumpel sucht, sollte sich lieber andere Tierarten genauer ansehen und von der Kaninchenhaltung absehen.

Wo bekommt man Kaninchen und was kosten die Tiere?

In der Anschaffung sind Kaninchen vergleichsweise günstig. In jedem größeren Zoofachhandel kann man sie für 20 bis 50 Euro kaufen. Einzige Voraussetzung hier ist, dass man mindestens 16 Jahre alt ist. Weder die Kompetenz noch die späteren Haltungsbedingungen werden überprüft. Bestenfalls findet ein Beratungsgespräch statt. Kaninchen, die in solchen und ähnlichen Geschäften verkauft werden, sind in der Regel noch nicht ausgewachsen und unkastriert. Elterntiere sind meist nicht vor Ort und über die Herkunft ist den Verkäufer:innen oft wenig bekannt. Tierschützer:innen bekommen Gänsehautschauer, wenn sie darüber nachdenken und würden Kaninchen in solchen Geschäften nicht kaufen. Ebenso wäre für sie ein:e Züchter:in nicht die erste Anlaufstelle.

Kindgerechte Erklärung von peta Kids, warum man Tiere nicht in Zoohandlungen, Baumärkten und Co. und auch nicht unbedingt bei Züchter:innen kaufen sollte: petakids.de/zoohandlung

Besser besucht man ein Tierheim vor Ort und schenkt Kaninchen, die dort leben ein neues Zuhause. Diese Tiere sind kastriert, geimpft und medizinisch untersucht. Sie leben im Tierheim in größeren Gehegen und werden von erfahrenen Pfleger:innen versorgt. Die Schutzgebühr, die man im Tierheim zahlen muss, wird direkt in die Vereinsarbeit gesteckt und kommt somit den anderen Tieren zugute. Tierheime schauen sich die Interessent:innen in der Regel sehr gut an. Sie geben Tiere nur an volljährige Personen ab, lassen sich eine Selbstauskunft ausfüllen und prüfen, ob das künftige Zuhause artgerecht ist.

Kaninchen in Gefangenschaft werden im Durchschnitt neun Jahre alt, können aber bis zu 14 Jahre alt werden. Das sollte man bei der Anschaffung bedenken!

Erstausstattung – das geht ins Geld!

Wenn du denkst, du schießt bei Kleinanzeigen einen gebrauchten Käfig und gut ist, irrst du gewaltig! Kaninchen brauchen Platz, ein abwechslungsreich gestaltetes Gehege mit Versteckmöglichkeiten und Beschäftigungsmaterial und wenn sie draußen leben sollen, muss das Gehege sicher vor Madern, Füchsen, Raubvögeln und anderen Eindringlingen sein. Hinzu kommen Fress- und Trinknäpfe, Heuraufen usw. Für ein möglichst artgerechtes und sicheres Gehege im Freien sollte man mit 800 bis 1.500 Euro rechnen – nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Wer ein Gehege in der Wohnung bauen will, sollte dafür mindestens 400 Euro zur Verfügung haben.

So teuer sind Kaninchen in der Unterhaltung

Kaninchen sind auch in der Unterhaltung teurer, als viele Menschen annehmen.

Statt des handelsüblichen Trockenfutters sollten Kaninchen in einer artgerechten Haltung Frischfutter und Heu bekommen. Pro Tier sollte man etwa 2-4 Euro für Frischfutter am Tag und 7 Euro für Heu im Monat einkalkulieren (wenn man dieses im Handel kaufen muss). Hinzu kommt das Einstreu – das je nach Gehege- und Gruppengröße variiert, jedoch mit mindestens 15-20 Euro pro Tier und Monat realistisch sein kann.

Hinzu kommen außerdem die Kosten einer medizinischen Versorgung (Kaninchen können erkranken oder sich verletzen, Kaninchen in Freilandhaltung sollten regelmäßig entwurmt und geimpft werden). Impfungen stehen bei Kaninchen ein bis zweimal pro Jahr an und kosten jedes Mal pro Tier zwischen 80 und 120 Euro.

TIPP
Auf der Website kaninchenwiese.de findest du viele wertvolle Tipps zur artgerechten Kaninchenhaltung.

Rebecca Sommer Journalistin Autorin Naturkind
Rebecca Sommer

Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.