Jeder Elefant ist ein Tier, aber nicht jedes Tier ist ein Elefant. Jeder Zehenschuh ist ein Barfußschuh, aber nicht jeder Barfußschuh ist ein Zehenschuh. So einfach ist das. Und doch erfordert es eine längeren Erklärung…
Wenn ich Menschen erzähle, dass wir in unserer Familie gern Barfußschuhe tragen, ist die Reaktion oft ein musternder Blick nach unten und dann eine Aussage wie: „Aber heute nicht?“ Viele Barfußschuhe sehen aus, wie ganz normale Schuhe – damit fällt niemand als Sonderling auf. Beim Begriff Barfußschuhe denken die meisten Menschen jedoch zunächst an Zehenschuhe, eine Variante der Barfußschuhe, bei denen jeder einzelne Zeh ein eigenes „Fach“ hat. Zehenschuhe haben viele positive Eigenschaften, aber weil man damit zweifelsfrei die Blicke auf sich zieht, sind sie weniger beliebt. Auch das Tragegefühl empfindet nicht jede:r als angenehm – etwas zwischen den Zehen zu haben ist schließlich ungewohnt und Zehenschuhe sind zudem nicht für jede Fußform gleichermaßen gut geeignet.
Um dieses Missverständnis von Vornherein zu umgehen, verwenden viele Marken oder auch Träger:innen inzwischen lieber den Begriff „Minimalschuh“.
Warum du Barfußschuhe tragen solltest
Barfußschuhe zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine sehr dünne, flexible Sohle haben und im vorderen Bereich (der sogenannten „Zehenbox“) breiter sind als gewöhnliche Schuhe. So haben alle Zehen ausreichend Platz und ein gesunder Gang kann gefördert werden. Viele Fehlstellungen der Füße werden durch zu enge Schuhe und/oder ein falsches Fußbett verursacht. Nicht nur für Kinder, auch für Erwachsenen sind passende Schuhe deshalb sehr wichtig. Fehlstellungen der Füße können weit mehr sein als ein optisches Problem. Sie können Auslöser für weitere Leiden wie Schmerzen in den Knöcheln, Knien oder der Hüfte und sogar irreparablen Fehlstellungen der Wirbelsäule sein. Das wiederum kann zu Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen führen.
Weitere Vorteile von Barfußschuhen
Viele Menschen, die regelmäßig Barfußschuhe tragen, berichten davon, dass sie einen sichereren Gang haben und seltener stolpern oder stürzen. Das erklärt sich unter anderem dadurch, dass die Fußmuskulatur und das Fußgewölbe beim Tragen von Barfußschuhen gestärkt werden können. Auch deshalb werden Barfußschuhe unter Jogger:innen in den letzten Jahren immer beliebter. Aber auch im Alltag haben Barfußschuhe weitere Vorteile. Durch die dünne Sohle ist der Fuß zwar weitestgehend vor Verletzungen geschützt, dennoch wird durch sie der Untergrund spürbar – kleine Äste oder Steine sowie Unebenheiten werden anders wahrgenommen. Viele Menschen fühlen sich mit Barfußschuhen „geerdeter“ und der Natur näher. Barfußschuhe können also einen bewussten und achtsamen Lebensstil fördern.
Barfußschuhe gebraucht kaufen?!?
Inzwischen gibt es zahlreiche Marken, die Barfußschuhe herstellen. Viele von ihnen legen Wert auf eine sozial-ökologische Produktion und hochwertige Materialien. Das hat natürlich seinen Preis. Barfußschuhe sind selten ein Schnäppchen und wer eine ganze Familie ausstatten will, kommt nicht günstig davon. Zudem wachsen Kinderfüße noch recht schnell und mehrmals im Jahr neue Schuhe zu kaufen, kann bei hochwertigen Tretern so richtig ins Geld gehen. Es ist also wenig verwunderlich, dass viele Familien nach gebrauchten Barfußschuhen Ausschau halten. Und tatsächlich ist dagegen nichts einzuwenden.
Herkömmliche Schuhe sollte man immer neu kaufen. Sie haben in der Regel ein dickes Fußbett, das sich beim Tragen individuell an die Form der Füße anpasst. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein eingetragenes Fußbett zu einem anderen Menschen passt. Barfußschuhe haben kein Fußbett und können damit ohne schlechtes Gewissen gebraucht gekauft oder nach der Tragezeit weitergegeben werden.
Vor dem ersten Tragen sollten gebrauchte Barfußschuhe aus hygienischen Gründen gereinigt werden. Ein Schuhdesinfektionsspray kann eine schnelle Lösung sein. Viele Barfußschuhe sind jedoch auch für die Reinigung in einer Waschmaschine geeignet oder können problemlos mit einem Schwamm und mildem Waschmittel behandelt werden.
Rebecca Sommer
Rebecca Sommer hat nach ihrem Studium ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert und war als Redakteurin und Buchautorin für diverse Verlage und Medien tätig. Heute arbeitet die vierfache Mutter als Geschäftsführerin der nachhaltigen Werbeagentur between und leitet das Projekt Naturkind. Mit ihrer Familie lebt die 36-Jährige auf einem Hof in der Nähe von Hamburg.