Bitte nicht anfassen: Warum dein Kind lernen sollten, fremde Hunde nicht einfach zu streicheln 

Richtiges Verhalten Kind Hund Streicheln
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Bei einem Spaziergang sind Begegnungen mit fremden Hunden alltäglich. Aufgeweckte Kinder kommen schnell auf die Idee, die Vierbeiner zu streicheln und ängstliche Kinder rennen weg. Warum beides keine gute Idee ist und wie man Kindern den Umgang mit fremden Hunden beibringen kann, weiß Kris vom Blog Bellos Reich.

Zwei Drittel der Beißopfer von Hunden sind Kinder. Das hat unterschiedliche Gründe. Betroffen sind sowohl unerschrockene und kontaktfreudige, als auch ängstliche Kinder. In jedem Fall sollten Eltern die Verantwortung übernehmen und ihren Kindern schon früh den richtigen Umgang mit Hunden beibringen.

Wie ein Aufeinandertreffen von Kind und Hund ablaufen sollte

Ob du deinem Kind erlaubst, fremde Hunde zu streicheln, liegt bei dir. Gerade ängstlichen Kindern kann der Kontakt mit freundlichen Hunden helfen, ihre Furcht vor den Vierbeinern zu überwinden.

Wenn du dich dafür entscheidest, achte unbedingt auf den richtigen Ablauf. Schaue dir auch die Rahmenbedingungen an.

  • Ist der Hund angeleint?
  • Kommt dir der:die Besitzer:in verantwortungsvoll vor?
  • Schätzt du den Hund als freundlich ein?
  • Ist es um euch herum ruhig genug, damit nichts den Hund erschreckt?

Kannst du all diese Fragen mit „Ja“ beantworten, könnt ihr mit Schritt 1 des Plans beginnen. Zusätzlich solltest du darauf achten, ob der Hund ein Spielzeug oder Futter trägt. Beides könnte er beschützen wollen, wenn dein Kind ihn streicheln möchte. Sieh in dem Fall daher besser vom Streicheln ab.

HINWEIS
Idealerweise lernen Kinder so früh wie möglich, fremde Hunde nicht zu streicheln. Das ist sicherer als ihnen den korrekten Umgang mit Tieren beizubringen. Dazu sind Kleinkinder auch noch gar nicht in der Lage. Sie wollen zwar nur streicheln, aber ziehen doch mal am Fell, kneifen ins Ohr oder halten den Schwanz fest.

1: Fragen

Die meisten Hundehalter:innen mögen es nicht, wenn man ihre Vierbeiner ungefragt anfasst. Erschreckt sich der Hund und schnappt zu, wird die Schuld schließlich auf sie geschoben. Möchte dein Kind einen fremden Hund streicheln, lautet der erste Schritt daher, um Erlaubnis zu fragen.

Der:die Besitzer:in kann nun entscheiden, ob es zu einem Kontakt kommt oder nicht. Zusätzlich hat er:sie Zeit, sich darauf einzustellen. Vielleicht möchte er:sie die Leine zur Sicherheit kürzer nehmen oder seinen:ihren Hund sitzen lassen. 

Ist etwas mehr um euch herum los, kann es auch sinnvoll sein, wenn ihr euch gemeinsam an den Wegrand begebt.

2: Vorsichtige Kontaktaufnahme

Stimmt der:die Besitzer:in zu, kann dein Kind vorsichtig Kontakt mit dem Hund aufnehmen. Dafür streckt es langsam seine Hand aus, damit der Vierbeiner daran schnüffeln kann. Weicht der Hund zurück oder zeigt kein Interesse an der ausgestreckten Hand, stoppt ihr den Versuch.

Der Hund möchte offensichtlich nicht gestreichelt werden!

Lasst euch an dieser Stelle bitte nicht auf das Angebot ein, dem Hund ein Leckerli zu geben. Das ist nur eine weitere Gefahrenquelle, die ihr nicht bedienen wollt. Schon gar nicht, wenn der Hund bereits gezeigt hat, dass er keinen Kontakt möchte.

3: Stehen bleiben

Während der Kontaktaufnahme ist es wichtig, dass dein Kind stehen bleibt. Weicht der Hund zurück, sollte es auf keinen Fall hinter ihm hergehen. Der Hund könnte sich in die Ecke gedrängt fühlen. Manche Hunde suchen dann den Ausweg nach vorn und schnappen nach der ausgestreckten Hand.

Geht der Hund auf die Kontaktaufnahme ein und kommt seinerseits näher, sollte das Kind ebenfalls stehen bleiben. Kinder werden auch deswegen so oft Opfer von Hundeangriffen, weil sie weglaufen und damit den Jagdtrieb unserer Hunde wecken. 

Bleibt daher unbedingt stehen. Zur Sicherheit solltest du nahe bei deinem Kind sein. Ist es durch das Schnüffeln des Hundes überfordert, brichst du an dieser Stelle ab.

4: Richtig Streicheln

Hat der Hund Interesse gezeigt, darf dein Kind ihn streicheln, aber bitte richtig. Es sollte sich dafür nicht über den Hund beugen, ihn umarmen oder seine Pfoten oder Schwanz festhalten.

Am besten ist es, wenn dein Kind etwas seitlich von dem Hund steht und seinen Rücken streichelt. Diese Situation ist nämlich nur dann möglich, wenn der Hund entspannt auf dein Kind reagiert. Dreht er zu sehr auf, ist es für dein Kind gar nicht möglich, sich ihm seitlich zu nähern.

Dreht sich der Hund ganz weg, ist die Streichelsession beendet. Von hinten sollte dein Kind das Tier nicht weiter anfassen. Das Wegdrehen ist ein Zeichen dafür, dass der Hund genug hat.

Das sollten Kinder vermeiden

Damit das Aufeinandertreffen für alle Beteiligten positiv in Erinnerung bleibt, muss dein Kind ein paar Regeln einhalten. Auch kinderliebe Hunde können durch bestimmte Verhaltensweisen verunsichert werden. Das erhöht die Gefahr für Missverständnisse und dadurch Bisse.

So sollte sich dein Kind ruhig verhalten und nicht schreien oder kreischen. Das schmerzt nicht nur in den empfindlichen Hundeohren. Plötzliches Geschrei erschreckt Hunde. Sie verstehen nicht, warum das Kind auf einmal laut wird.

Erkläre deinem Kind auch, dass es nicht um fremde Hunde herumrennen soll. Auch dann nicht, wenn es die Tiere vorher gestreichelt hat. Viele Hunde wollen mit laufenden Kindern spielen, können aber ihre Kraft nicht richtig einschätzen. Es muss nicht immer zu einer Beißerei kommen, damit es Verletzungen gibt. Ein großer Hund kann ein Kind auch einfach in vollem Lauf umwerfen und so für blaue Flecken und Schürfwunden sorgen.

Unbeaufsichtigte Hunde, etwa wenn sie vor einem Geschäft angeleint sind, dürfen niemals gestreichelt werden. Damit würdet ihr schließlich Schritt 1 meines Vier-Punkte-Plans überspringen.

Hunde werden nicht festgehalten oder gehauen. Vor allem Kleinkinder reagieren sehr emotional, wenn etwas passiert, das sie überfordert. Möchte der Hund weg, muss er diese Möglichkeit immer uneingeschränkt haben.

Erschreckt sich das Kind, beispielsweise weil der Hund bellt, reagiert es eventuell, indem es nach dem Hund schlägt. Keine Sorge, deine Erziehung ist nicht gescheitert, wenn dein Kleinkind das tut. Aber verhindere es unbedingt, bis diese Phase überwunden ist. Versteht dein Kind diese Regeln noch nicht, ist es wohl noch zu klein, um fremde Hunde zu streicheln.

Das Wichtigste

Der Umgang zwischen Kindern und Hunden ist nie zu 100 % sicher. Selbst ruhige Sennen können irgendwann die Nase voll haben. Und die oft als völlig friedlich beschriebenen Labrador Retriever sind an auffällig viele Beißattacken beteiligt.

Es ist daher deine Aufgabe, für dein Kind zu entscheiden, ob der Kontakt zum fremden Hund in Ordnung ist. Verlasse dich nie einfach auf die Aussage der Hundehalter:innen. Selbst wenn euch angeboten wird, einen Hund zu streicheln, wäre ich an deiner Stelle vorsichtig. 

Ich würde immer als Erstes den Kontakt zu dem Hund herstellen. Habe ich dabei ein gutes Gefühl, fällt die Entscheidung für mein Kind leichter.

Fazit

Hunde sind die besten Freunde des Menschen. Aber sie bleiben dabei Tiere. Sie haben eigene Bedürfnisse und ihre eigene Sprache. Nehmen wir darauf keine Rücksicht, kommt es schnell zu gefährlichen Missverständnissen.

Das ist vor allem der Fall, wenn Kinder auf Hunde losgelassen werden. Die Folgen dieser Missverständnisse können gerade dann verheerend sein. Deswegen ist es so wichtig, dass Kinder früh lernen, keine fremden Hunde zu streicheln.

Als Elternteil ist das deine Aufgabe. Führe dein Kind vorsichtig an den Kontakt mit Hunden heran. Behalte im Hinterkopf, dass jeder Hund, sei er auch noch so süß und kinderlieb, beißen kann.

Kris Bellos Reich
Kris Neumeyer

Hunde-Närrin Kris hat den Blog "Bellos Reich" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit weiteren Autor:innen und Expert:innen, die Hunde genauso lieben wie sie, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, interessante und abwechslungsreiche Hunde-Themen zu beleuchten und Aufklärung zu schaffen.